Beispiele - zentrale Aufgaben, Situationen und Spannungsfelder der Hausarzttätigkeit auf. Das Buch illustriert, strukturiert und bewertet das hausärztliche Vorgehen aus unterschiedlichen Blickwinkeln, ohne belehrend zu wirken. Praktische Tipps zur Versorgung, Führung und Unterstützung der Patienten wechseln sich mit Hinweisen zum eigenen Coaching ab. Die Texte sind flüssig geschrieben, die gut strukturierte Kapitelgestaltung und das attraktive Seitenlayout machen Appetit aufs Weiterlesen, weiterführende Literaturhinweise vervollständigen die Ausführungen.
Wenn es überhaupt kritische Anmerkungen zu diesem gelungenen Versuch geben kann, dann, dass manche Problemstellungen für mein Verständnis zu weitschweifig "akademisch" abgehandelt werden, statt mit kurzen knappen Sätzen zum Punkt zu kommen.
Der Leser spürt bei der Lektüre den Praxisbezug der Autoren und die Empathie für die Aufgabe des Hausarztes im Dienst an seinen Patienten. Als Hausarzt fühlt man sich durch viele Darstellungen angesprochen, sein eigenes ärztliches Handeln zu strukturieren, zu intensivieren oder zu überdenken. Insofern kann ich mich der Aussage "ein must have für jeden Hausarzt" nur anschließen." -- Dr. med. Blum, Klaus
"Optimal für eine patientenzenterte Tätigkeit
Sturm et al. ist es gelungen, nicht die Krankheit in den Mittelpunkt des Interesses zu rücken, sondern die Lebensziele. Diese sind aber nicht nur abhängig von Gesundheit. Gerade der Arzt hat die Verpflichtung, chronisch Kranken, Sterbenden und deren engerem Umfeld die Möglichkeit zum erreichen individueller Lebensziel zu vermitteln. Hier ist er Partner. Ist er von seiner Arbeit beseelt, kann er darüber hinaus auch sinnstiftend wirken. Sein Eintreten für ein humanes und soziales Gesundheitswesen wirkt über den Patienten hinaus und schafft gesellschaftliche Stabilität. Die Mobilisierung von salutogenen Ressourcen im Rahmen der hausärztlichen Tätigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Dies Prinzip hilft dem Arzt, über sein Fachwissen hinaus zur Gesundung beizutragen; sich als Individuum im Dienste der Lebensziele von Individuen zu sehen.
Der Hausarzt wird nach der Lektüre in die Lage versetzt, bei der Patientenbetreuung eine ganzheitliche Patientenzentrierung aufzubauen, die in Ergänzung zu unserer objektivierenden und spezialistischen Ausrichtung, unserer technisch hoch entwickelten Krankheitsversorgung auf die Mobilisierung individueller Ressourcen ausgerichtet ist. Eine kontinuierliche, langfristige Individualbehandlung unter bedarfsorientierter Nutzung der Ressourcen soll dem Individuum helfen seine salutogenen Ressourcen zur Genesung einzusetzen.
Gesellschaftlich bekennen sich die Autoren ausdrücklich zum Solidarprinzip unter der Prämisse: Mehr Freiheit zur kreativen Entfaltung durch mehr Verantwortung im sozialen Handeln." -- Dr. med. M. Ostermann
"Ein "must have" für jeden Hausarzt
Ein "must have" für jeden Hausarzt, so der Hinweis auf dem Einband, ist dieses Buch von 500 Seiten in der Tat, denn es ist anders, wohltuend anders, als alle üblichen Bücher, die sich dem großen Feld der Allgemeinmedizin widmen. Hier wird nicht versucht, ein Lehrbuch zu verfassen, das die gesamte Medizin der üblichen Art in komprimierter Form darstellt, sondern das sich in extenso mit den Besonderheiten der hausärztlichen Tätigkeit befasst.
Es ist ein wichtiges Buch, das sicher für den sich der Allgemeinmedizin nähernden Studierenden und Frischapprobierten wesentliche Eindrücke vermittelt, das aber gerade den Aktiven und auch "Altgedienten" zur Lektüre zu empfehlen ist: nicht die in bekannte Leitlinien gepackten Diagnose- und Therapieschritte sind der Kerninhalt, sondern die Ansätze für ein neues Denken im Gesundheitswesen werden ausführlich, gelegentlich - notwendigerweise ? - redundant dargestellt.
Salutogenese, Antonowskys noch immer viel zu wenig bekannter und beachteter Ansatz für eine lohnende Zielsetzung ärztlichen Tuns ist das zentrale Thema des Werks und damit wird ein entscheidender Ansatz zu einem besseren Verstehen der Bedürfnisse von Leistungsempfängern und Leistungserbringern geliefert. Nicht die Konkurrenz zum Maximieren von Gewinn und Konsum, sondern die professionellen Leistungen auf den individuellen Hilfebedarf des Individuums zu begrenzen und Selbsthilfe und Eigenleistung in Sachen Gesundheit mit Nachdruck zu fördern als hausärztliche Maxime, so eine wesentliche Aussage, ist ein Gebot der nächsten Zukunft, das nicht nur medizinisch sinnvoll, sondern auch politisch äußerst bedeutungsvoll ist. Insofern ist das Buch auch eine bemerkenswerte Lektüre für Gesundheitspolitiker.
Inwieweit eine pointierte Zuwendung zu tendenziell alternativ-medizinischen Methoden und eine ebenso dezidiert abwertend-kritische Einstellung zur Pharmakotherapie als im Wesentlichen werbungsbegründeten Aktionismus nachvollziehbar sein muss, mag dahingestellt bleiben, denn immerhin ist die Notwendigkeit präventiver und kurativer Medikation weitgehend anerkannt, so auch in den bereits genannten Leitlinien. Auch wenn "kompetentes Verzichten" ein wesentlicher Akzent der Kölner allgemeinmedizinischen Lehre ist, erscheint die Gewichtung diskussionswürdig.Unabhängig davon erschüttert die Lektüre des Buches den Praktiker mit dem Tiefgang der Darstellung der besonderen Form von einer guten medizinischen Praxis - und sie bestätigt in ihrem Reichtum das, was heute fast untergegangen zu sein scheint.
Zu wünschen wäre freilich auch ein Anleitungsbuch für Patienten: wie werde ich ein guter Partner für den Arzt?" -- Dr. med. August-W. Bödecker