Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.05.2011Geld und Geduld
Ein trostloses spitzwinkliges Dreieck voller Schutt und Unrat zwischen hässlichen Zäunen in einen Garten zu verwandeln, das grenzt schon an ein Wunder. Beverley Nichols, der fleißige Autor von mehr als sechzig Romanen und weiteren Büchern und Stücken, gelingt das in einem Londoner Vorort. Anfangs scheint das schmale Tortenstück höchstens für einen Katzenauslauf tauglich, doch der neue Hausbesitzer besitzt Phantasie, Geduld, Geld und als Gartenliebhaber auch die nötigen Kenntnisse. Mit Kalk und drei Säcken Knochenmehl wird aus Schlamm fruchtbare Erde. Eine geschwungene Mauer schützt vor neugierigen Blicken, und bald verändert eine zweite quer die Proportionen so günstig, dass die äußerste Spitze zu einem
geheimnisvollen Rückzugsort wird. Klar, ein Paradies muss umgrenzt werden, und außerdem sehen Kletterrosen nirgendwo schöner aus als vor Backsteinmauern. Nichols lässt uns an seinen Überlegungen, der Auswahl seiner Pflanzen und seinen verspielten Experimenten teilhaben. Wir lernen diesen etwas altmodischen Gentleman und Katzenfreund kennen wie einen alten, ein wenig wunderlichen Nachbarn. Trinken Sie noch ein Glas Sherry, fordert er auf, bevor er uns stolz seinen mit einer eleganten Kuppel überwölbten Pavillon zeigt. Und kommen Sie wieder, wenn die Rosen blühen, unter anderen eine Gloire de Dijon! Bleibt zu erwähnen, dass dieses handtellergroße vergnügliche Büchlein sehr hübsch eingebunden ist in mit einem farbigen Gartenfoto bedrucktes Leinen. (Beverley Nichols: "Grünes Glück - Geschichte eines Gartens". Aus dem Englischen von Brigitte Walitzek. Schöffling Verlag, Frankfurt am Main 2011. 192 S., geb., 14,95 [Euro].) m.f.
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