und hier vor allem die Mittelständler, abwartend. Dies darf nicht so bleiben, meinen die Autoren der beiden vorliegenden Leitfäden. Sie wenden sich an Unternehmer und deren Web-Experten und fordern diese auf, die neuen Möglichkeiten der Interaktion mit den auch dank der Netzwerke immer besser informierten Kunden offensiv im Rahmen ihrer Marketingstrategien zu nutzen.
Die Social-Media-Beraterin Claudia Hilker beschreibt Social Media als Netzwerke im Internet, die dem gegenseitigen Austausch von Meinungen, Eindrücken und Erfahrungen dienen. Social Media wie etwa Facebook, Xing, Twitter, Youtube, Linkedin sowie Wikipedia basieren auf den Web-2.0-Technologien, die eine Interaktion zwischen den Netzwerkteilnehmern in den Vordergrund stellen und aus dem "traditionellen" Web mit dem täglichen E-Mail-Terror eine riesige Plattform zur aktiven Teilnahme von vielen machen. Das Potential von Social Media resultiert daraus, dass es die Erstellung und den Austausch von gemeinsamen Inhalten (Text, Video, Audio) im Netz im Rekordtempo ermöglicht.
Die Auswirkungen auf die Unternehmen, vor allem auf das Marketing, aber auch auf Public Relations und Personalbeschaffung, seien - so die Expertin - nicht zu unterschätzen. So würden Märkte dank der neuen Netzwerke immer mehr zu Gesprächen. Kommunizierte Inhalte - positive und negative - verbreiteten sich über soziale Netzwerke wie Lauffeuer. Die neuen Plattformen gäben jedem einzelnen Kunden die Möglichkeit, die eigene Meinung über ein Produkt oder eine Dienstleistung für ein weltweites Publikum zu publizieren.
Dies habe gravierende Auswirkungen für die Markenführung: Eine Marke im Social Web sei die Summe all dessen, was über das Angebot im Netz gesagt werde. Es seien in erster Linie die Kunden, die eine Markenführung mitgestalten. Treibende Kraft sei dabei das Empfehlungs-Marketing, das im modernen Fachjargon "virales Marketing" genannt wird. In der neuen digitalen Realität schwinde die Macht des traditionellen Marketings, denn das Internet sei für die Facebook-Generation, die sogenannten "Digital Natives" (Jahrgang 1980 und jünger) nicht nur ein Kanal neben anderen sondern ein eigener virtueller Lebensraum. Im Übrigen sei zu beobachten, dass immer mehr auch die "Digital Immigrants" (besonders die Generation 60 plus) für neue Wachstumswellen im Social Web sorgen.
Das Buch hat Substanz und ist gut lesbar. Es skizziert auch anhand der eingefügten Experteninterviews, wie Social Media schon heute vorteilhaft in den Unternehmen eingesetzt werden können, und welche neuen Tendenzen sich für die Zukunft abzeichnen. Allerdings bleibt ein Wermutstropfen: Die Autorin geht leider auf die ihre Zielgruppe Unternehmer sicherlich brennend interessierenden Fragen der Wirtschaftlichkeit von Social-Media-Investitionen inklusive der mit ihrer Nutzung im Unternehmen verbundenen laufenden Kosten nicht ein.
Guido Pelzer, der kleine und mittlere Unternehmen bei der Ausarbeitung von Online-Marketing-Strategien berät, hat ein Rezeptbuch vorgelegt, mit dem er sich an den Google-Praktiker im Marketing wendet. Der Experte beschreibt kenntnisreich und detailliert die Zusammenhänge zwischen den existierenden Möglichkeiten des Internet-Marketings und dem - wie man spätestens nach der Lektüre weiß - sehr effektiven, aber auch hinsichtlich der zahlreichen Konfigurationsmöglichkeiten unübersichtlichen Tool "Google AdWords". Er zeigt auf, wie man dieses Tool einsetzen sollte, um kostengünstig, schnell und flexibel die Millionen Nutzer, die täglich nach Informationen, Produkten und Dienstleistungen suchen, als potentielle Kunden möglichst passgenau zur Suchanfrage mit Werbung ansprechen und auf die eigene Website lotsen kann.
Zu diesem Zweck geht er auf ganz praktische Fragen ein wie die passende Keyword-Auswahl und die Gestaltung der Anzeigentexte, die relevante Zielgruppen in die Lage versetzen sollen, schnell und komfortabel fündig zu werden. Er nennt die zehn größten Fehler und zeigt auf, wie man diese vermeidet. Er gibt geldwerte Tipps für die Nutzung von Google AdWords bei der Entwicklung von auch unter Kostengesichtspunkten effektiven Werbekampagnen.
Hilfreich ist das angehängte ausführliche Glossar. Enttäuschend ist allerdings der viel zu knappe Ausblick auf die zukünftigen Entwicklungen des Google-Universums. Immerhin findet zurzeit ein Paradigmenwechsel statt vom Informations-Internet à la Google zum sozialen Internet. Dies ist für Google eine nicht triviale Herausforderung, und man darf gespannt sein, wie Google damit umgehen wird.
Beide Bücher verdienen Beachtung und geben Orientierungshilfen. Angesichts des Tempos, mit dem sich die Internetwelt verändert, muss der Web-Nutzer auf dem Laufenden bleiben. Bücher haben den Nachteil, dass sie manchmal schon veraltet sind, wenn sie aus den Rotationspressen kommen. Dies gilt auch für die beiden Schriften. Aber es gibt ja auch noch die Berichterstattung in der Presse.
ROBERT FIETEN.
Claudia Hilker: Social Media für Unternehmer.
Linde Verlag, Wien 2010, 196 Seiten, 24,90 Euro.
Guido Pelzer: Google AdWords Advanced.
Midas Computer Verlag, Zürich 2011, 256 Seiten, 34,80 Euro
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