Theumer gemeinsam auf den Weg dorthin. Der eine, Verleger, erhoffte sich von dem prominenten Autor ein paar Texte für ein kleines Buch; die andere, Künstlerin, war frecherweise gleich mitgekommen, um diese später zu illustrieren, weshalb sie augenblicklich begann, die Straße, die Wälder, die Hügel und auch eine der Ölförderpumpen in der Umgebung zu skizzieren. Nun liegt das Bändchen vor - drei Miniaturen von Péter Nádas, elf Kaltnadelradierungen von Susanne Theumer. Manchmal muss man sich wundern, wie wenig es bedarf, um entführt zu werden in eine fremde, bezaubernde Welt.
Das Buch ist eine Liebeserklärung: an den Ort und dessen Bewohner, vor allem aber an den Birnbaum in Nádas' Garten, unter dem sich die Dorfbewohner seit Generationen treffen, um über das Leben zu reden - auch der Gartenzaun, den Nádas ziehen ließ, hat daran nichts geändert. "Das Dorf" nimmt nach wie vor Platz in den weißen Gartenmöbeln und lässt bei einer Flasche Bier oder zwei die heißen Sommertage ausklingen.
"Das Dorf": Darum geht es in diesem Buch. Nicht um Individuen. Denn nur alle Menschen gemeinsam sind das Dorf - ihr kollektives Bewusstsein, ihr gemeinsames Handeln nach uralten, mitunter schwer durchschaubaren Regeln. Für die Dauer der Lektüre gehören wir dazu und fühlen uns gut aufgehoben. Gombosszeg wird uns zur geliehenen Heimat. (F.L.)
"Gombosszeg" von Péter Nádas, mit Illustrationen von Susanne Theumer. Verlag Thomas Reche, Neumarkt 2014. 56 Seiten, elf Abbildungen. Gebunden, 39 Euro. Eine limitierte Edition mit beigelegter Radierung kostet 120 Euro.
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