Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.11.2001Globales Ethos
Eine Rahmenordnung für die Welt
Hans Küng (Herausgeber): Globale Unternehmen - globales Ethos. Frankfurter Allgemeine Buch, Frankfurt 2001, 195 Seiten, 59,80 DM.
Die Globalisierung sei unvermeidbar und irreversibel, unberechenbar und ambivalent - aber immerhin steuerbar. Der Theologe Hans Küng, Leiter der 1995 gegründeten privaten Stiftung Weltethos, gibt sich zuversichtlich: "Globalisierung ist kein Naturphänomen wie ein Erdbeben oder eine Gewitterfront, sondern kann - freilich nur in Grenzen - beeinflußt und gesteuert werden durch nationale Regierungen, Zentralbanken, internationale Institutionen." Mit seinem Beitrag eröffnet Küng in dem Tagungsband die Diskussion über ethische
Orientierung in Zeiten der Globalisierung. Seine Forderung ist so umfassend wie präzise: "Der globale Markt erfordert ein solides globales ordnungspolitisches Rahmenwerk, eine Rahmenordnung des Marktes, die sich der Markt selbst nicht geben kann und die ihrerseits ein globales Ethos erfordert." Ethos ist für ihn eine innere Haltung, ein moralisches Zielbewußtsein, gegründet auf "Orientierungswissen, ethischen Maßstäben und einem inneren Kompaß". Wirtschaftsethos wertet Küng dabei nicht etwa als Luxus, sondern als "Schlüssel für Vertrauen und Voraussetzung für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg". Zwei Stoßrichtungen schweben ihm vor: die innere, um Motivation und Identifikation der Mitarbeiter in einem Unternehmen zu stärken, und die äußere, um dazu beizutragen, die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich wieder zu schließen und "eine bessere Weltordnung in Weltgerechtigkeit herbeizuführen". Jürgen Strube, Vorstandsvorsitzender von BASF, schildert am eigenen Beispiel, wie sich ein multinationales Unternehmen - durchaus im eigenen Interesse - bemüht, in den Ländern, in denen es tätig ist, als "good corporate citizen" aufzutreten. Der frühere Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer befaßt sich mit dem Entwurf von Mindestregeln für die globalen Finanzmärkte. Und Altbundeskanzler Helmut Schmidt berichtet von "Erfahrungen eines Staatsmannes" mit den Wertvorstellungen verschiedener Kulturen.
KAREN HORN
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