teuersten) Maler der Gegenwart, den Auftrag, je zum Preis eines gutmotorisierten BMW drei Gemälde für die Lobby des neuen BMW-Hochhauses zu liefern. 1973 wurden die Werke "Rot", "Blau" und "Gelb" dort aufgehängt. Seitdem sind die Bilder noch nie ausgeliehen worden, und obwohl ihre Existenz kein Geheimnis ist, gab es bisher keine Publikation zu ihnen. Es war Thomas Girst von der BMW-Kulturkommunikation, der erkannte, welch unaufgearbeiteter Schatz da hängt; zusammen mit Helmut Friedel schob er eine opulente, erhellende Publikation zu den Bildern an, die zu den wichtigsten Reflexionen über Malerei jener Zeit gehören. Die Bilder zeigen Pinselspuren, die Richter auf das Format von Historiengemälden vergrößerte. Ähnliches tat Roy Lichtenstein, dessen im Siebdruck-Comicstil gerasterte Pinselspuren ein ironischer Gruß des Pop an das gestische Pathos der Abstrakten Expressionisten war. Doch anders als Lichtenstein bemüht sich Richter bei der herausgezoomten Vergrößerung der Pinselspur um malerischen Furor: Das Bild der großen Geste besteht aus kleinen, watteweichen malerischen Gesten, die Bilder verbinden in einer Form Analyse und Performance, Repräsentation und Präsenz von Malerei. Richter will "das Malen" malen. Die Zoomtechnik reißt dabei die abstrakte Geste ins Figurative: Man denkt vor diesen Bildern, deren Farben - anders als bei Lichtenstein oder Barnett Newman - verschmutzt und ölig, verdorbener Pop sind, an die nebeligen Aufnahmen ferner Planeten, die Anfang der siebziger Jahre Weltraum- und Zukunftsträume beflügelten. So gesehen, sind die Bilder vielleicht nicht nur im Format Historienbilder ihrer Zeit.
NIKLAS MAAK
Helmut Friedel: "Gerhard Richter". Rot - Gelb - Blau. Prestel Verlag, München 2007. 128 S., Abb., geb., 39,90 [Euro].
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