Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.02.1996Deutschland
"Gebrauchsanweisung für Deutschland" von Maxim Gorski, Piper Verlag, München 1996. 173 Seiten mit elf Zeichnungen von Heinz Birg, gebunden mit Schutzumschlag, 28 Mark. ISBN 3-492-04982-6.
In der gleichen Reihe und zum gleichen Preis liegen außerdem die Gebrauchsanweisungen für Japan, Irland, Amerika, New York, Israel, Schottland, Griechenland und für die Schweiz vor.
Den Titel "Gebrauchsanweisung für . . ." hat es schon einige Male gegeben. Der Münchener Piper Verlag hat die Reihe jetzt mit einem neuen Konzept noch einmal gestartet. Als verbindlich gilt für alle Bände, daß die Bücher zwar "Gebrauchsanweisung" heißen, aber nur indirekt Gebrauchsanweisungen sind. Es sind vielmehr mehr oder weniger
amüsante Feuilletons, von Kennern des jeweiligen Landes geschrieben. So geht es meist nur am Rande um touristische Sehenswürdigkeiten, im Mittelpunkt stehen die subjektiven Interessen des Autors, und so bleibt es der Kunst der Schreibenden vorbehalten, ob es ihnen gelingt, ihre eigenen Interessen dem Leser interessant zu beschreiben. Den Deutschlandband hat der Russe Maxim Gorski geschrieben, der seit dem Ende der Sowjetunion als freier Autor und Journalist mal in Ostdeutschland und mal in Westdeutschland lebt. Er kennt sich aus mit Deutschland und den Deutschen. An manchen Stellen des Buches beschreibt er uns so treffend, daß man den Atem anhält. Manchmal verfällt er auch in die bekannten Ausländer-Klischees über Deutschland und die Deutschen, oder er zitiert ziemlich dumme Sprichwörter, die er für größer hält, als sie sind. Aber man kann ihm deshalb nicht böse sein. Denn sein Text insgesamt ist so charmant und witzig, so angefüllt mit treffenden Beobachtungen und feinsinnigem Spott, daß man das hübsche Büchelchen in einer Nacht ausliest. Ein paar Kapitel des Buches: "Du nix verstehen, du machen zacki-zacki: Die Sprache Goethes und Schillers" (Gorski gehört zu den wenigen Ausländern, die auf eine merkwürdig verdrehte Art behaupten und belegen, daß Deutsch zu lernen einfach sei), "Zwischen Jägerschnitzel und Döner Kebab", "Der deutsche Humor". (Sr.)
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