Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.06.2009Geschliffene SkepsisBiographische Annäherungen an Michel Foucault gibt es inzwischen einige. Paul Veyne, Althistoriker und lange Jahre Gesprächspartner des scharfsinnigen Denkers, hat ein Erinnerungsbuch an ihn geschrieben. Ein etwas verplaudertes kleines Bändchen, das nicht viel Neues, aber doch einiges Sympathisches rund um Foucault zu erzählen weiß. Veyne rekonstruiert einige der umstrittenen Züge des Foucaultschen Werks - die Kritik des Menschen, die Nähe zu Heidegger, den Nietzscheanismus, das Verhältnis zur marxistischen Linken, die Parteinahme für die iranische Revolution - und nimmt Foucault gegen verschiedene Vorwürfe in Schutz. Zwar sei dieser ein "Samurai" des Wortes mit scharfem Schwert gewesen, aber weder Amoralist noch Ästhetizist, noch Relativist, noch Nihilist. Vielmehr ein undogmatischer Denker, der an den Menschen als Subjekt geglaubt habe. Veyne zieht allerlei Vergleiche (unter anderen mit Heinrich Wölfflin), charakterisiert Foucault eher als Philosophen denn als Historiker und sieht - die antike Skepsis wie auch Hume mit im Blick - bei ihm eine umsichtige Form des "Skeptizismus" am Werk. (Paul Veyne: "Foucault". Der Philosoph als Samurai. Aus dem Französischen von Ursula Blank-Sangmeister unter Mitarbeit von Anna Raupach. Philipp Reclam Verlag, Stuttgart 2009. 218 S., geb., 19,90 [Euro].) pgg
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