"Der Berufsverband der Musiktherapeutinnen und Musiktherapeuten in Deutschland e. V. gibt seit letztem Jahr ein Jahrbuch Musiktherapie als Fortsetzung der Vorgängerschrift »Einblicke« heraus. Die Jahrbücher sollen Beiträge zu einem Thema beziehungsweise Themenkomplex aus unterschiedlicher Sicht behandeln. Der vorliegende erste Band widmet sich der Forschung und Entwicklung und berücksichtigt Beiträge zu folgenden Themen: Empathie in der Musiktherapie - ein Mythos? ( S. Metzner), Music Therapy as a Way to Enhance Lucidity in Persons eich Dementia in Advanced Stages (H. M. Ochsner Ridder), Vom Suchen und Finden - musiktherapeutische Handlungsformen und deren Beobachtung in einer prozessorientiert geführten ambulanten Gruppenmusiktherapie bei
Patienten mit Alzheimer Demenz (J.-P. Sonntag, U. Hennings, H. U. Schmidt, T. Müller-Thornsen), Körpertambura - ein neues musiktherapeutisches Instrument (B. Deutz, C. Dietrich), Zur Bedeutung bildgebender und elektromagnetischer Verfahren für Musik und Musiktherapie (T. Stegemann), Musiktherapie und Sozialrecht (P. Mrozynski, S. Flach). Daneben werden elf Bücher rezensiert (v.a. Erscheinungsjahr 2004) und drei Dissertationen vorgestellt (B. Stige, Toward a Notion of Colnmunity Music Therapy; P. Kern, Using a Music Therapy Collaborative Conultative Appraoch fort he Inclusion of Young Children wich Autism in a Child Care Program; C. Gold, Was beeinflusst die Effektivität von Musiktherapie bei psychisch kranken Kindern und Jugendlichen?).
Auch wenn die einzelnen Arbeiten durchaus interessant sind, so sind die Beiträge teilweise zu ausführlich. Es wird dem Leser auch nicht klar, nach welchen Kriterien die Beiträge und Dissertationen ausgewählt wurden. So stellt sich die Frage, warum gerade diese drei Dissertationen dargestellt wurden und andere nicht? Welcher Zeitraum und welche Hochschulen wurden berücksichtigt? An wen richtet sich das Jahrbuch Musiktherapie, ausschließlich an Musiktherapeuten oder auch an angrenzende Berufsgruppen?
Vor dem Erwerb dieses Jahrbuchs Musiktherapie sollte man sich darüber in] Klaren sein, dass es eine große Bandbreite wissenschaftsmethodischer Ansätze und musiktherapeutischer Tätigkeitsfelder streift. Auf der anderen Seite möchte man insbesondere einigen Beiträgen eine besonders große Leserschaft und die Diskussion der dargestellten Inhalte wünschen. Hierzu gehört der Beitrag von Susanne Metzner, die den in therapeutischen Zusammenhängen oft inflationär gebrauchten Empathiebegriff mehrdimensional darstellt und damit der Bedeutung der Empathie für die Therapie eine fundierte Rechtfertigung schafft. Um sich der in letzter Zeit viel diskutierten Community Music Therapy anzunähern, ist die Darstellung der Dissertation von Brynjulf Stige bestens geeignet. Der Beitrag von Peter Mrozynski und Stefan Flach eignet sich, Defizite in der Einschätzung der eigenen berufsrechtlichen Situation in Zusammenhang mit sozialrechtlichen Bestimmungen umfassend abzubauen. Zusammenfassend: Man wünschte sich nach diesem erstem Jahrbuch eine weitere und schlüssigere Profilierung."
In: Musiktherapeutische Umschau. 27 (2006) 2. S. 189-190.