
Fallformulierung in der Verhaltenstherapie
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Welche Informationen werden zur Behandlung einer Verhaltensstörung gebraucht? Wie wird ein Erstinterview bzw. ein klinisch brauchbares Erklärungsmodell strukturiert? Wie werden therapeutische Ziele und Behandlungsstrategien entwickelt und wie wird dertherapeutische Prozess evaluiert? Welche Rolle spielt die Beziehung zwischen Patient und Therapeut und wie kann diese gestaltet werden? Die Fallformulierung versucht diese Fragen gemäß der klinisch-experimentellen Methodik zu beantworten: Das vorgestellte Fünf-Phasen-Modell orientiert sich im Gegensatz zu störungsspezifischen Standardtechniken an ideographischen Dimensionen des Problemverhaltens: Warum entwickelt ein Individuum zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Problem? Welche Funktion hat das Problem in der allgemeinen Lebensanpassung und wie verändert es sich im Laufe der Zeit? Wodurch wird es aufrechterhalten? Welche Lösungsmöglichkeiten können entwikkelt werden? Diese Orientierung für und Anleitung zur klinisch-therapeutischen V
Doubt is not a pleasant condition, but certainty is an absurd one Voltaire DasDilemma Die Einstellung von Therapeuten zur Verhaltenstherapie, insbesondere mit psychologischem Hintergrund, kann als einigermaBen zwiespaltig bezeichnet werden. Einerseits hatte man berechtigte Hoffnungen, daB dies die erste 'wissenschaftliche' Psychotherapie werden konnte, gestUtzt auf eine 'richtige', d.h. empirisch entwickelte, Theorie, andererseits glauben nun viele Kliniker, daB das Modell Verhaltenstherapie den Komplexitaten psychischer StOrungen und menschlicher Interaktionen nicht gerecht wird. Besonders Akademiker hielten sich schon immer gerne von den Niederungen klinischer RealiHiten fern und betrieben die Wissenschaft des Verhaltens im Uberschaubaren und kontrollierbaren Experiment, in der Regel unter analogen Bedingungen. Man kann eine Art von 'Praxisphobie' konstatieren: Vielen gilt eine vielleicht methodenkorrekte, aber praxisfeme, Forschung nach wie vor als akademischer 'Konigsweg'. 1mRahmen solcher BemUhungen enstanden v.a. sogenannte Standardtechniken, die typischer weise in analogen Gruppenstudien UberprUft wurden, bei 5% Signifikanz flir gut befunden und anschlieBend in wissenschaftlichen Journalen zur Endlagerung abgelegt wurden. Klinische Ansatze, die sich an individuellen Unterschieden und klinischen Realitaten orientierten, blieben dagegen auf der Strecke. Inwieweit kann der klinisch arbeitende Therapeut hieraus Nutzen ziehen? Es ist sicher richtig, daB besonders unerfahrene Therapeuten der Versuchung 'therapeutischer KochbUcher' mit fertig entwickelten Techniken selten widerstehen konnen. Ebenso kann man haufig in Ausbildungssettings, die keinen direkten klinischen Zugang haben, eine Tendenz zur technikorient ierten Didaktik feststellen. Dies erlaubt zwar obertlachliches Symptom- VIII Vorwort verstiindnis, fiihrt allerdings seltenzu selbstiindigemtherapeutischem Denken.