quellengesättigt, detailreich und sehr anschaulich. Hier kam es im April 1945 an den natürlichen Geländehindernissen Tauber, Steigerwald und Frankenhöhe noch zu erbitterten und verlustreichen Kämpfen. Er spürt den Motiven der fanatisierten SS- und HJ-Einheiten nach, denen es durch guerrillakriegsähnliche Aktionen im Zusammenwirken mit den letzten funktionierenden Panzer- und Luftwaffeneinheiten der Wehrmacht gelang, den amerikanischen Vormarsch stark zu verlangsamen. Die Niederlage konnte jedoch nicht mehr verhindert werden.
Die Erbitterung der Amerikaner über die schweren Verluste, die der offensichtlich sinnlose Widerstand mit sich brachte, ließ sie bei geringster Gegenwehr durch massiven Einsatz von Bomben und schweren Waffen erhebliche Zerstörungen anrichten und äußerte sich auch in vielfachen, verbürgten Gefangenenmorden. Die bedingungslose Kapitulation beendete zwar den Krieg in Europa, ließ aber nun andere Probleme in den Vordergrund treten. Millionen zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich Verschleppte und Überlebende der Konzentrationslager konkurrierten mit der deutschen Bevölkerung um die knappen Versorgungsgüter. Neben der Versorgung war die Durchsetzung ihres Gewaltmonopols eine zentrale Aufgabe der amerikanischen Streitkräfte: Marodierende Banden dieser Entwurzelten verbreiteten Angst und Schrecken unter der Zivilbevölkerung. Unter dem Begriff "Werwolf" von den Besatzungsmächten zusammengefaßte, sporadische gewalttätige Widerstandsaktionen von deutscher Seite wurden bis 1947 registriert. Parallel dazu entwickelte sich stetig ein "normales" Verhältnis von Besatzungsmacht und Besiegten, das zur Überwindung der Kriegsfolgen und die Zukunft Europas unabdingbar wurde.
KLAUS A. LANKHEIT
Stephen G. Fritz: Endkampf. Soldiers, Civilians, and the Death of the Third Reich. The University Press of Kentucky, Lexington 2004. 382 S., 35,- $.
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