sie mit einem idyllisch-ironischen autobiographischen Roman Erfolg, der ihr Leben auf dem pommerschen Herrensitz des Grafen Arnim beschreibt. Er erscheint anonym: "Elizabeth and Her German Garden", und ihre rasch folgenden weiteren Bücher tragen als Verfasserangabe den diskret viktorianischen Schnörkel " . . . by the author of ,Elizabeth and Her German Garden'". Es sind geschickt angelegte Unterhaltungsromane, gesättigt mit genauer, spöttisch-herzlicher Beobachtung und Sinn für kleine gesellschaftliche und psychologische Absurditäten, und ihr genuiner Charme ist weniger der einer "zeitlosen Leichtigkeit", wie es im Nachwort heißt, als einer spezifischen Leichtigkeit mit dem Kolorit einer bestimmten Frauenliteratur der Jahrhundertwende, einer diffusen, aber genau datierbaren Aufbruchsstimmung.
Karen Usbornes Biographie ist die Arbeit einer begeisterten Amateurin. Zwar ist unakademischer Enthusiasmus kein schlechtes Rüstzeug für ein solches Unternehmen, aber ein wenig mehr trockene Professionalität hätte man sich gewünscht. Der flüssigen, oft aber etwas phrasenhaften und trivialen Lebenserzählung (mit Kommentaren wie "Die Wahrheit liegt zweifellos irgendwo dazwischen") hätte eine solidere Unterfütterung gutgetan, und der eine Leser oder die andere Leserin hätte vielleicht gelegentlich die Angaben der munter allwissend parlierenden Autorin gerne an Quellenhinweisen überprüft. Die Berühmten und Berüchtigten, Bertrand Russell und Gurdjeff, stehen eher schemenhaft da; etwas schärfer der Umriß, in dem Elizabeth' Cousine Katherine Mansfield erscheint.
Bedauerlich ist vor allem, daß die oft sehr interessanten Gestalten zweiten und dritten Ranges, die kurz über die kleine Bühne dieses Lebens gehen oder aus der Kulisse grimassieren, reine Pappfiguren bleiben und daß man mühsam anderswo nachschlagen muß, wer denn beispielsweise der unsympathische Poultney Bigelow war. Fußnoten! Ein paar nur! Das Buch liefert aber beiläufig genug Stoff zur Kultur- und Sozialgeschichte (und auch beispielsweise zu einer Geschichte der Promiskuität mit der Schilderung des unruhigen Dreiecks Elizabeth - H. G. Wells - Rebecca West).
Stilistisch ist die meines Wissens einzige andere Studie über Elizabeth von Arnim - das in den fünfziger Jahren erschienene Buch "Elizabeth of the German Garden" von "Leslie de Charms" (einer Tochter von Elizabeth) - der Arbeit von Karen Usborne überlegen, doch hat diese viel neues Material verwertet. Jene Leser, die an der kleinen elizabethanischen Renaissance der letzten Jahre teilgenommen haben, da auch in Deutschland eine ganze Reihe ihrer Romane vorgelegt wurden, sind der Autorin zu Dank verpflichtet, daß sie ihnen mit so großer Ausführlichkeit - wenn auch mit oft unzulänglichen Mitteln - diese kluge und souverän-ironische Frau vorstellt, die von 1866 bis 1941 gelebt hat und als Titel ihrer Autobiographie (1936) "All the Dogs of My Life" wählte. JOACHIM KALKA
Karen Usborne: "Elizabeth von Arnim". Eine Biographie. Aus dem Englischen übersetzt von Klaus Modick. Schöffling & Co., Frankfurt am Main 1994. 524 S., geb., 49,80 DM.
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