sich der Kreis, denn es ist sein Halbbruder Jonathan, der Decker verzweifelt um Hilfe bittet, weil sein Schwager erschossen aufgefunden wurde und seine 15jährige Nichte zum gleichen Zeitpunkt spurlos verschwand.
Doch als Peter sich tatsächlich in der ganzen Stadt (einem ihm völlig unbekannten Territorium) auf die Suche nach dem jungen Mädchen macht, und gleichzeitig keine Mühen scheut, das Vorleben und die Todes-Umstände des Ermordeten zu ergründen, da werden ihm von allen Seiten plötzlich Steine in den Weg gelegt. Nicht zuletzt von der Familie selbst ...
Dass die Geschichte nun an Dynamik gewinnt, versteht sich von selbst. Der ebenso aufrichtige wie sturköpfige Decker lässt sich selbstverständlich weder durch versteckten Widerstand noch durch offene Feindseligkeiten einschüchtern, auch wenn er auf seinem Weg in manche Sackgasse gerät.
Alte Bekannte tauchen auf
Der Kellerman-Kenner darf sich über ein Wiedersehen mit Chris freuen, dem ambivalenten Protagonisten aus
Doch jeder tötet was er liebt (Band acht der Serie) und dessen Freundin Terry, die im vorliegenden Roman wieder als „Ich-Erzählerin“ auftritt. Chris, der vielversprechende Mafia-Zögling hat sich mittlerweile ein eigenes Imperium als Fotograf und Herausgeber sehr spezieller „Herrenmagazine“ geschaffen und ist nicht weniger gefährlich, aber auch keinen Deut weniger faszinierend als bei seiner ersten Begegnung mit Peter und Rina.
Letztere kann es natürlich auch diesmal nicht lassen, sich in die Ermittlungen ihres Gatten einzumischen – allerdings erst dann, als sie selbst im wahrsten Sinne des Wortes in die Schusslinie gerät.
Fürwahr, sie müssen wieder einiges erdulden, die sympathischen Protagonisten des mittlerweile vierzehnten Bandes, die seit fast ebenso vielen Jahren gemeinsam nicht nur Kriminalfälle lösen, sondern vor allem in die Abgründe der menschlichen Seele eintauchen. Doch damit nicht genug: Allzu oft müssen die nach außen so sanftmütig wirkende Rina und „Tatmensch“ Peter im Verlauf der Ereignisse auch persönliche und ausgesprochen schmerzhafte Niederlagen und Verletzungen erleiden. Dass sie sich dennoch Zuversicht, den Willen weiterzumachen und streckenweise sogar ihren Humor bewahren, erhöht den Reiz vor allem für die weibliche Leserschaft. Ebenso wie die Tatsache, dass im richtigen Moment durchaus Fäuste fliegen können, vor dem Einsatz eines „finalen“ Schusses aber meist Bedenken, zumindest jedoch ein paar Skrupel stehen.
Tempo- und ereignisreiche Handlung und tiefe Einsichten ins jüdische Leben
Es passiert viel und der Leser erfährt viel: über jüdisches Brauchtum und Vokabular, über die unterschiedlichen chassidischen Sekten – und darüber, dass ein 90-qm-Appartment in Manhattan gut und gerne seine 4000 Dollar Monatsmiete kosten kann, während ein Parkplatz in einem City-Parkhaus doch schon für 16,83 Dollar zu haben ist ... pro Stunde, versteht sich.
Wenn sich nach gut 400 temporeichen Seiten dann schließlich alle Fäden entwirren, geht es einmal quer durch den Gemüsegarten von Prostitution, Korruption, Drogenschmuggel und –handel, Erpressung ... und zurück bleiben nicht nur etliche Leichen, sondern auch ein schaler Geschmack und die Frage, ob nun das Gute oder das Böse gesiegt haben und wer wem am Ende was schuldig ist.
Leichte Unterhaltungslektüre liefert sie dem Leser nicht, die studierte Zahnärztin Faye Kellerman – aber verdammt gute Spannungskost der gehobenen Klasse mit diesem gewissen Extra. Da möchte man wirklich hoffen, dass das Gespann Decker/Lazarus den Fans noch möglichst lange erhalten bleibt. (Das nächste Mal vielleicht gar in einem europäischen Umfeld? Planen die beiden doch just auf den letzten Seiten eine Reise nach Paris und München ...)
(Michaela Pelz, www.krimi-forum.de)