quantitative und qualitative Bestand "äußerst mager. Von jedem Amtstag eines Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland mit, sagen wir, drei bis vier offiziellen Terminen existieren mehr Fotos als aus jeder Kanzlerschaft der Weimarer Republik." Geboten werden daher Aufnahmen von der Wiege bis zur Bahre oder zum Grabstein, Gestelltes neben Atmosphärischem, außer Karikaturen auch Zeitungsausschnitte. Beispielsweise ist Joseph Wirth zu sehen 1922 im Garten der Reichskanzlei mit "Schäferhund Greif, den er sich nach der Ermordung von Reichsaußenminister Walther Rathenau zu seinem persönlichen Schutz zulegte", dann der Trauerzug für Gustav Stresemann, der 1923 für dreieinhalb Monate Reichskanzler und später weiterhin Außenminister war, im Oktober 1929 in Berlin. Der "Locarno-Kanzler" Hans Luther, der 1925/26 das Amt innehatte, ließ sich von Adolf Hitler als Botschafter in den Vereinigten Staaten missbrauchen; von Luthers Washingtoner Jahren von März 1933 bis März 1937 werden einige Eindrücke vermittelt. Und Hitlers Steigbügelhalter Franz von Papen, bald entsorgt als Gesandter in Österreich, kommt lässig grüßend vor mit Pickelhaube "in seiner alten Generalstabsuniform bei der Herbstparade der österreichischen Truppen im November 1935 in Wien".
RAINER BLASIUS
Bernd Braun: Die Weimarer Reichskanzler. Zwölf Lebensläufe in Bildern. Droste Verlag, Düsseldorf 2011. 502 S., 59,80 [Euro].
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