Elefanten. Erst als die traditionellen Jäger wegen "Wilderei" verhaftet und ins Gefängnis gesteckt wurden, begann die Elefantenpopulation zu explodieren. Die daraus folgende Katastrophe ist für Beard das Resultat eines Missmanagements ausländischer Interessengruppen, auch auf Seiten der sogenannten "Tierschützer".
Peter Beard, seines Zeichens Abenteurer, Lebemann und Fotograf, kann heute siebzigjährig auf eine Biographie zurückblicken, wie sie nur äußerst selten zu finden ist. Er war Modefotograf für die "Vogue" und entdeckte das schwarze Supermodel Iman. Zu seinen Freunden zählten Francis Bacon, Andy Warhol und Truman Capote. Im Jahr 1961 begann er, damals 23 Jahre alt und begeisterter Leser von Karen Blixens "Out of Africa", den Schwarzen Kontinent zu erkunden. Mit seiner Kamera dokumentierte er "das Ende einer Epoche", ein Afrika, das es so nie wieder geben wird. 1965 erschien erstmals sein mittlerweile zum Klassiker gewordener Bildband "The End of the Game". Das Buch wurde zum Skandal, die Grausamkeit der Fotografien legte Erschütterndes offen. Elefantenkadaver senken sich wie Narben in den afrikanischen Boden, gigantische Skelettberge bleichen in der Sonne, abgezogene Zebrafelle breiten sich bis zum Horizont aus, obenauf hockt stolz der weiße Jäger.
Mehrmals überarbeitet und wiederaufgelegt, ist der Afrika-Klassiker jetzt in einer hochwertigen Ausgabe mit Bildreproduktionen im Duotondruck unter dem Titel "Die letzte Jagd" neu erschienen. Der Band enthält vor allem Beards Studien der Nilpferd- und Elefantenbestände, kombiniert mit historischem Bildmaterial und Zeichnungen. Ergänzt wurde die Neuauflage durch ein Vorwort des Reiseschriftstellers Paul Theroux.
Neben dem großartigen Bildmaterial erzählt Beard in sechs Kapiteln die Geschichte des Kontinents, so wie er ihn kennengelernt hat. Eindrucksvoll schildert er das Leben der ersten weißen Entdecker, die in das noch zu bezwingende wilde Afrika eindrangen. Es ist die Welt von Karen Blixen, die Beard persönlich kannte und die ihn ermutigte, seine Fotoarbeit über die afrikanische Welt fortzusetzen. "Niemand verkörpert mit seinem Leben und seiner Person das verschwundene Afrika so gut wie Karen (Tania) Blixen", schreibt Beard über die berühmte Schriftstellerin, die ihn zu seiner Arbeit inspirierte. Beard verfolgt mit seinem Buch eine Mission: Er will das menschliche Verhalten in einer vormals funktionierenden, ganzheitlichen Welt offenlegen. Die Textpassagen erzählen von traditionellen Jagden, dem Bau der Eisenbahnlinie Mombasa-Viktoria-Uganda und den aufkommenden Wildgehegen.
Es ist das "tragische Paradox der Besitznahme durch den weißen Mann", das im Mittelpunkt dieser Bestandsaufnahme der afrikanischen Geschichte steht. Beard zeigt den Kontinent in seiner gewaltigen Dynamik, die, einmal gestört, in die Katastrophe mündet. Seine Bilder sind jedoch nur Vorboten einer unfassbaren Entwicklung. "Ohne Furcht und Hoffnung stirbt das Tier", so ist das sechste und letzte Kapitel überschrieben. Kein Text, nur Fotografien von halbverwesten Kadavern und Skeletten; sie sprechen für sich. In der verzweifelten Suche nach Nahrung hatten die Elefanten ihren Lebensraum zerstört, die Bäume bis auf das letzte bisschen Grün abgefressen. Die ganze Tragik des Schwarzen Kontinents spiegelt sich im Massensterben der Elefanten. Das Afrika, das Peter Beard entdeckte, existiert nicht mehr, aber auch dieses Afrika war ein bereits kolonisierter, im Gleichgewicht schon gestörter Kontinent.
GESINE HINDEMITH
Peter Beard: "Die letzte Jagd". Aus dem Englischen übersetzt von Heinrich Degen. Taschen Verlag, Köln 2008. 288 S., Abb., geb., 29,99 [Euro].
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