nehmen ist - "Brautwerbung einst" eben.
Verantwortlich für die gewitzte Anordnung ist der Verleger Gerd Haffmans, der 119 ganz unterschiedliche Texte zu einem mächtigen Kompendium der "komischen deutschen Erzähler" zusammengestellt hat. Man stößt auf viele Säulenheilige des Haffmans-Kosmos, auf Eckhard Henscheid etwa mit seiner Erzählung "Im Puff von Paris", auf Arno Schmidt natürlich oder auf Frank Schulz. Die Auswahl ist durchgehend subjektiv und soll "keine Art von Kanon komischer deutscher Literatur" vorstellen, sondern "einige Piecen aus einem Leserleben" präsentieren. Auch wenn man den Begriff der Komik sehr weit fasst, bleibt es einigermaßen rätselhaft, wieso der pedantische Eckermann gleich mehrmals auftreten darf, ein Humorist wie Jean Paul aber Haffmans offenbar fremd geblieben ist. Originell ist in jedem Fall die Auswahl und Anordnung, die einer Art von Lebenslauf, angereichert mit speziellen Themenkapiteln, folgt. Und so schreitet man von der Kindheit über Jugend und Leidenschaft den menschlichen Kreis bis zu den letzten Dingen aus, nicht ohne schon zuvor durch eine Schöpfungsgeschichte ex negativo aus der Feder von Ludger Lütkehaus geerdet zu sein.
Der Begriff "Erzähler" ist hier in seinem gedehntesten Sinn zu verstehen. Anekdotisches und Essayistisches sind ebenso erlaubt wie Bildergeschichten von Wilhelm Busch. Und dessen wortloser Beitrag "Die gestörte, aber glücklich wieder errungene Nachtruhe" schlägt in puncto Komik die zahlreichen Heinz-Erhardt-Einschübe um Klassen - ohne Erhardts Stimme wirken die Texte doch recht schal. Komik, das zeigt sich nicht nur hier, ist eben nicht nur subjektiv, sondern lebt auch von der Darbietung.
THOMAS MEISSNER.
"Die komischen deutschen Erzähler". Herausgegeben von Gerd Haffmans. Haffmans Verlag bei Zweitausendeins, Leipzig 2015. 650 S., geb., 19,- [Euro].
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