"La Belle et la Bete." Schön war sie sicher, die Geliebte des Duce, und er ein Biest. Doch, und da lässt Karin Wielands Biografie für die Rezensentin Franziska Sperr keinen Zweifel offen, ein Biest war Margherita Sarfatti auch. Ausführlich trete bei Wieland zutage, wie das sozialistische und anarchistische Umfeld der Jüdin Sarfatti, und nicht zuletzt sie selbst, sich einer Art Rausch hingegeben hat, aus der dann der italienische Faschismus wurde - und die kultivierten Linksextremen zu Faschisten. Interessant findet die Rezensentin Wielands Schilderung von der Begegnung mit dem "scheuen, gehemmten Lehrer und Journalisten" Mussolini, damals ebenfalls Sozialist. Die Sarfatti, mit dem Scharfsinn, der
sie niemals verlassen sollte, habe in seinem Blick gesehen, "dass er eine Vision verfolgte und nicht die Erkenntnis suchte". Offenbar, so die Rezensentin, war es "das Gewalttätige und Irrationale", das sie an Mussolini unwiderstehlich fand. Mit der Geschichte der Sarfatti, lobt die Rezensentin, liefert die Autorin "ein spannendes Stück Zeitgeschichte, das wieder einmal deutlich macht, dass unsere nachträglichen Ein- und Zuordnungen den konkreten Lebensverhältnissen nicht gerecht werden". Besonders verdienstvoll findet sie darüber hinaus, dass Wieland - gerade in Deutschland - den Blick für "die Besonderheiten des italienischen Faschismus" schärft. Schade nur, so Sperr, dass die "sozialen und politischen Bedingungen", unter denen sich der Faschismus zur "Massenbewegung" entwickeln konnte, "zu kurz kommen".
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