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Die Autorin untersucht die Situation der Frau in der klassischen Epoche Griechenlands (speziell in Athen), in der die Männergesellschaft einen grundsätzlichen Gegensatz zwischen der als männlich verstandenen Kultur und der dem Weiblichen zugeordneten Natur sah. Die Frauen - rechtlos - als Wesen einer niedrigeren Gattung abgewertet, eingesperrt in den Haushalt des Mannes, konnten lediglich bei religiösen Kulten bescheidene Freiheiten genießen.
Woher aber rührte die Angst der Männer, dass sie dem Weiblichen derart enge Fesseln anlegen mussten?
Woher aber rührte die Angst der Männer, dass sie dem Weiblichen derart enge Fesseln anlegen mussten?
Produktdetails
- Verlag: Artemis & Winkler
- Seitenzahl: 188
- Abmessung: 210mm
- Gewicht: 340g
- ISBN-13: 9783538071315
- ISBN-10: 3538071314
- Artikelnr.: 10347616
Herstellerkennzeichnung
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Grieche flucht Griechin
Bei Julia Iwersen sind die Frauen der Antike schlecht aufgehoben
Ein erstaunliches, ein erschütterndes, ein deprimierendes Buch. Es hat eine These, und die lautet etwa so: Im antiken Griechenland, vornehmlich in Athen, hätten die Frauen ein im Hause eingesperrtes Dasein geführt, und zwar deshalb, weil sich die Männer vor ihrer elementaren Wildheit gefürchtet hätten, die noch aus vorpatriarchalischen Zeiten gestammt hätte. Nur im Bereich der Religion, deren Behandlung den Hauptteil des Buches ausmacht, wären den Frauen einige Freiheiten erlaubt gewesen. Das Ganze wäre dann die Quintessenz der antiken griechischen Kultur. Daher der allumfassende Titel des Buches, der Aufklärung über die Frau
Bei Julia Iwersen sind die Frauen der Antike schlecht aufgehoben
Ein erstaunliches, ein erschütterndes, ein deprimierendes Buch. Es hat eine These, und die lautet etwa so: Im antiken Griechenland, vornehmlich in Athen, hätten die Frauen ein im Hause eingesperrtes Dasein geführt, und zwar deshalb, weil sich die Männer vor ihrer elementaren Wildheit gefürchtet hätten, die noch aus vorpatriarchalischen Zeiten gestammt hätte. Nur im Bereich der Religion, deren Behandlung den Hauptteil des Buches ausmacht, wären den Frauen einige Freiheiten erlaubt gewesen. Das Ganze wäre dann die Quintessenz der antiken griechischen Kultur. Daher der allumfassende Titel des Buches, der Aufklärung über die Frau
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im Alten Griechenland überhaupt verspricht, spezifiziert in den nicht weniger umfassenden Aspekten von Religion, Kultur und Gesellschaft.
Was ist daran erstaunlich? Vielerlei. Zunächst kann man darüber nur staunen, daß die Autorin hinsichtlich der gesellschaftlichen Position der Griechin - oder der Athenerin, das geht bei ihr einigermaßen durcheinander - Ansichten verkündet, die allenfalls in einer frühen Phase der feministisch inspirierten Frauengeschichte geäußert werden konnten; man könnte sie vulgärfeministisch nennen. Längst hat sich herausgestellt, daß die Behauptung des rigiden Eingesperrt- und Unterdrücktseins nicht einmal auf die Athenerin zutraf, deren Leben noch am meisten zurückgesetzt war.
Wenn es Frauen gab, die zu Hause blieben, dann handelte es sich um junge Mädchen oder um die vornehme Zurückgezogenheit von Damen, die sich das leisten konnten, oder um solche, die dem nacheifern wollten. Von durchgängigem Eingesperrtsein jedenfalls keine Rede. Auch - nur ein einziges Beispiel für eine weitere schlichte Unrichtigkeit - ist es einfach falsch zu behaupten, die Männer seien "keineswegs bereit gewesen anzuerkennen, welche Dienste die Frauen für ihre Familien und im Haushalt des Mannes leisteten". Gerade dafür gibt es, um außer literarischen Texten eine von der Autorin nicht erwähnte Quellengruppe zu benennen, die zahlreichen Grabsteine, deren anrührende Reliefs zeigen, mit welcher Trauer Gatten von der verstorbenen Gattin Abschied nahmen.
Weiter erstaunt, daß die Autorin vor allem die Sagenstoffe, mit denen das Buch vornehmlich umgeht, nach Gusto durcheinander präsentiert, ohne Rücksicht auf historische Abschichtungen oder Quellengattungen; sie sucht sich aus der unendlichen Fülle der unterschiedlichsten Varianten das heraus, was ihr gelegen kommt. Gelegentlich werden verschiedene Versionen erwähnt, gelegentlich werden Forschungsmeinungen angedeutet, gelegentlich werden Autoren beiderlei Geschlechts genannt, auf die die Autorin sich jeweils stützt, aber eine ernsthafte Diskussion der zahlreichen Zweifelsfragen oder jedenfalls Hinweise darauf, daß viele im Brustton vorgetragene Behauptungen keineswegs sicher sind, fehlen.
Irgendwie scheint die Autorin das auch empfunden zu haben, denn in der Einleitung teilt sie mit, daß "auf Anmerkungen im Sinne eines wissenschaftlichen Apparats aus Gründen der Lesbarkeit verzichtet" wurde - als ob ein Buch unlesbar würde, in dem aus Selbstdisziplin und um Leserin und Leser zu ermöglichen, aufgestellten Behauptungen vertiefend oder kontrollierend nachzugehen, mitgeteilt wird, woher die Autoren ihre Weisheit haben.
In diesem Buch kann nichts vertieft oder gar kontrolliert werden, auch nicht durch die in wichtigen Punkten lückenhafte und den Namen von Karl Kerényi ständig falsch schreibende Bibliographie am Schluß - auch im Text schreibt die Autorin ihn falsch, und da hilft es wenig, daß sie ihn als "bekannten Mythenforscher" bezeichnet, denn so bekannt kann er ihr aus diesem Grunde nicht gewesen sein. Das Staunen wird ziemlich fassungslos, wenn man bemerken muß, daß die Autorin sogar sprachliche Hinweise gibt, die ganz einfach zeigen, daß sie selbst der elementarsten Kenntnisse der griechischen und lateinischen Sprache bar ist. Gelegentliche Lapsus anzuprangern wäre beckmesserisch, es ist aber mehr: Sie erteilt, abermals im Brustton, sprachliche Belehrungen, die lächerlich falsch sind und die ich mich schäme wiederzugeben. Wegen all dieser Mängel verdienen auch die sachlichen Angaben des Buches zur Religionsgeschichte kein Vertrauen. Die Autorin ist laut Klappentext bisher durch ein "Lexikon der Esoterik" hervorgetreten.
Und hier wird aus dem Staunen Erschütterung. Wie war es möglich, daß ein solcher Text publiziert werden konnte? Den gender studies, unter deren Flagge das Buch segelt und die ja einen ernsthaften Forschungsgegenstand darstellen, wurde damit ein schlechter Dienst erwiesen. Oder hat all das damit zu tun, daß es sich um altertumskundliche Dinge handelt? Wird etwa gemeint, daß das eine Wissenschaft sei, über die jeder und jede mit ein bißchen angelesener Sekundärliteratur alles und jedes publizieren könne? Frühere Beispiele dafür gäbe es durchaus. Und das ist deprimierend.
WOLFGANG SCHULLER
Julia Iwersen: "Die Frau im Alten Griechenland". Religion, Kultur, Gesellschaft. Verlag Artemis & Winkler, Düsseldorf 2002. 188 S., Abb., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Was ist daran erstaunlich? Vielerlei. Zunächst kann man darüber nur staunen, daß die Autorin hinsichtlich der gesellschaftlichen Position der Griechin - oder der Athenerin, das geht bei ihr einigermaßen durcheinander - Ansichten verkündet, die allenfalls in einer frühen Phase der feministisch inspirierten Frauengeschichte geäußert werden konnten; man könnte sie vulgärfeministisch nennen. Längst hat sich herausgestellt, daß die Behauptung des rigiden Eingesperrt- und Unterdrücktseins nicht einmal auf die Athenerin zutraf, deren Leben noch am meisten zurückgesetzt war.
Wenn es Frauen gab, die zu Hause blieben, dann handelte es sich um junge Mädchen oder um die vornehme Zurückgezogenheit von Damen, die sich das leisten konnten, oder um solche, die dem nacheifern wollten. Von durchgängigem Eingesperrtsein jedenfalls keine Rede. Auch - nur ein einziges Beispiel für eine weitere schlichte Unrichtigkeit - ist es einfach falsch zu behaupten, die Männer seien "keineswegs bereit gewesen anzuerkennen, welche Dienste die Frauen für ihre Familien und im Haushalt des Mannes leisteten". Gerade dafür gibt es, um außer literarischen Texten eine von der Autorin nicht erwähnte Quellengruppe zu benennen, die zahlreichen Grabsteine, deren anrührende Reliefs zeigen, mit welcher Trauer Gatten von der verstorbenen Gattin Abschied nahmen.
Weiter erstaunt, daß die Autorin vor allem die Sagenstoffe, mit denen das Buch vornehmlich umgeht, nach Gusto durcheinander präsentiert, ohne Rücksicht auf historische Abschichtungen oder Quellengattungen; sie sucht sich aus der unendlichen Fülle der unterschiedlichsten Varianten das heraus, was ihr gelegen kommt. Gelegentlich werden verschiedene Versionen erwähnt, gelegentlich werden Forschungsmeinungen angedeutet, gelegentlich werden Autoren beiderlei Geschlechts genannt, auf die die Autorin sich jeweils stützt, aber eine ernsthafte Diskussion der zahlreichen Zweifelsfragen oder jedenfalls Hinweise darauf, daß viele im Brustton vorgetragene Behauptungen keineswegs sicher sind, fehlen.
Irgendwie scheint die Autorin das auch empfunden zu haben, denn in der Einleitung teilt sie mit, daß "auf Anmerkungen im Sinne eines wissenschaftlichen Apparats aus Gründen der Lesbarkeit verzichtet" wurde - als ob ein Buch unlesbar würde, in dem aus Selbstdisziplin und um Leserin und Leser zu ermöglichen, aufgestellten Behauptungen vertiefend oder kontrollierend nachzugehen, mitgeteilt wird, woher die Autoren ihre Weisheit haben.
In diesem Buch kann nichts vertieft oder gar kontrolliert werden, auch nicht durch die in wichtigen Punkten lückenhafte und den Namen von Karl Kerényi ständig falsch schreibende Bibliographie am Schluß - auch im Text schreibt die Autorin ihn falsch, und da hilft es wenig, daß sie ihn als "bekannten Mythenforscher" bezeichnet, denn so bekannt kann er ihr aus diesem Grunde nicht gewesen sein. Das Staunen wird ziemlich fassungslos, wenn man bemerken muß, daß die Autorin sogar sprachliche Hinweise gibt, die ganz einfach zeigen, daß sie selbst der elementarsten Kenntnisse der griechischen und lateinischen Sprache bar ist. Gelegentliche Lapsus anzuprangern wäre beckmesserisch, es ist aber mehr: Sie erteilt, abermals im Brustton, sprachliche Belehrungen, die lächerlich falsch sind und die ich mich schäme wiederzugeben. Wegen all dieser Mängel verdienen auch die sachlichen Angaben des Buches zur Religionsgeschichte kein Vertrauen. Die Autorin ist laut Klappentext bisher durch ein "Lexikon der Esoterik" hervorgetreten.
Und hier wird aus dem Staunen Erschütterung. Wie war es möglich, daß ein solcher Text publiziert werden konnte? Den gender studies, unter deren Flagge das Buch segelt und die ja einen ernsthaften Forschungsgegenstand darstellen, wurde damit ein schlechter Dienst erwiesen. Oder hat all das damit zu tun, daß es sich um altertumskundliche Dinge handelt? Wird etwa gemeint, daß das eine Wissenschaft sei, über die jeder und jede mit ein bißchen angelesener Sekundärliteratur alles und jedes publizieren könne? Frühere Beispiele dafür gäbe es durchaus. Und das ist deprimierend.
WOLFGANG SCHULLER
Julia Iwersen: "Die Frau im Alten Griechenland". Religion, Kultur, Gesellschaft. Verlag Artemis & Winkler, Düsseldorf 2002. 188 S., Abb., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Karl Christ findet gute wie nicht so gute Elemente in dieser Studie von Julia Iwersen über die Rolle der Frau in der Antike. Einerseits wirft er ihr vor, "die Antike an den Kriterien, Forderungen und Idealen der Gegenwart zu messen". Diese Tendenz zieht sich seiner Ansicht nach durch das ganze Buch, was zur Folge hat, dass ihr Bewertungen und Analysen nach Meinung des Rezensenten nicht differenziert genug ausfallen. Trotzdem hat das Buch auch großen Stärken. Zum Beispiel ist Christ beeindruckt von der "konzentrierten Erörterung von religiösen Phänomenen". Auch in anderen Bereichen bietet das Buch einiges an interessanten Informationen und deckt dabei ein weites Feld ab, die griechische Mythologie wird dabei ebenso behandelt wie "angelsächsische Gender Studies und poststrukturalistische Positionen". Außerdem hält der Rezensent Iwersen zugute, dass sie trotz ihrer eigenen poststrukturalistischen Position auch konservativere Theoretiker berücksichtigt. Auch ihr Resümee, das besagt, dass in der Antike "Physis wie Psyche der Frauen mit der Natur gleichgesetzt wurden" und dass diese Zuweisung die abendländische Kultur bis heute prägt, nennt Christ "prägnant".
© Perlentaucher Medien GmbH
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