
Die Bundesrepublik und Franco-Spanien in den 50er Jahren
NS-Vergangenheit als Bürde?
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Vor 70 Jahren, am 17. Juli 1936, begann der spanische Bürgerkrieg. Mit Hilfe Hitlers und Mussolinis siegten die rechtsgerichteten Gegner der spanischen Republik. Francisco Franco blieb bis zu seinem Tod 1975 an der Macht. Wie die Folgen seiner Komplizenschaft mit Hitler die Beziehungen der frühen Bundesrepublik zu Spanien pägten, ist ein zentrales Thema von Walter Lehmanns Studie.
Spanien war für die Bundesrepublik in den 50er Jahren zwar kein erstrangiger, aber doch ein besonderer Partner. Dies lag vor allem am Spanischen Bürgerkrieg, in dem auf beiden Seiten auch Deutsche gekämpft hatten. Das siegreiche Franco-Regime war mit militärischer Hilfe Hitlers etabliert worden. Dieses Bündnis und die Nähe zu Deutschland im Zweiten Weltkrieg machten Spanien in der unmittelbaren Nachkriegszeit zum international geächteten Außenseiter. Der Kalte Krieg führte Madrid jedoch an die westliche Gemeinschaft heran. In dieser Konstellation entwickelte die Bundesrepublik ihre Spanienpolitik. Neben der Analyse der politischen, kulturellen, wirtschaftlichen und militärpolitischen Beziehungen thematisiert die vorliegende Studie die unterschiedlichen Spanienbilder von Regierung und Opposition und nimmt die europäischen und atlantischen Verflechtungen der Bonner Außenpolitik in den Blick. Bonn warb für eine spanische Integration in die europäisch-atlantische Gemeinschaft. Das Projekt deutscher Militärbasen in Spanien führte indes zu einem Konflikt zwischen der Bundesrepublik und den Westmächten, der die Grenzen einer eigenständigen bundesdeutschen Außen- und Sicherheitspolitik aufzeigte. Besonderes Augenmerk wird auf die deutsch-spanische Vergangenheitspolitik gerichtet: In der Frage von Versorgungsansprüchen von Veteranen der "Legion Condor" und der "Blauen Division" sowie der Haltung von Politik und Justiz gegenüber Entschädigungsforderungen spanischer NS-Verfolgter werden problematische Aspekte des Umgangs mit der NS-Vergangenheit sichtbar.