Auch wenn es sicher ungerecht wäre, meint Henning Ritter, diese wiederaufgelegte Dissertation Hannah Arendts von 1929 in die Rubrik "populäre Lesestoffe" einzureihen, so würden, lobt er, die Leser, die ein Interesse an den Anfängen Hannah Arendts hätten, hier doch auf ihre Kosten kommen. Zu bemängeln hat er nur, dass Verlag und Herausgeber Ludger Lütkehaus ihnen dies nicht ganz leicht gemacht hätten. So hatte Hannah Arendt in den sechziger Jahren eine Übertragung dieser Arbeit ins Englische begonnen und in eine Sprache, die, wie sie an Karl Jaspers schrieb, auch "ein Mensch verstehen kann, der philosophische Stenographie nicht gelernt hat". Wäre es nicht der Mühe
wert gewesen, fragt Ritter darum, dem Leser auch "eine Probe davon vorzusetzen"? Nicht zustimmen mag der Rezensent außerdem, wenn der Herausgeber in seinem Vorwort behauptet, allein die vorliegende Fassung zeige den Anfang von Arendts Denken. Ritter hält dagegen, dass Arendt bereits ein Jahr nach Erscheinen ihrer Dissertation einen Artikel veröffentlicht habe, der die "erzählerischen Merkmale ihrer späteren Werke" bereits erkennen ließ. Dieser Artikel als Zugabe hätte dem Leser, so Ritter, also auch klarmachen können, das "philosophische Stenographie" und "sachliches Erzählen" bei Arendt von Anfang an zusammengehörten.
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