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ALS DIE WELT GRÖßER WURDE - WOLFGANG BEHRINGERS FULMINANTE GLOBALGESCHICHTE DER FRÜHEN NEUZEITMit der europäischen Entdeckung Amerikas und der Etablierung des Schiffsverkehrs zwischen den Kontinenten begann eine neue Epoche der globalen Geschichte. Die Kontakte und der Austausch zwischen den Zivilisationen dieser Welt wurden immer vielfältiger ? damit freilich auch die Konflikte. in seinem fulminanten, bravourös geschriebenen Buch entfaltet Wolfgang Behringer ein weltumspannendes Panorama der Frühen Neuzeit, das die Entwicklungen aus der Perspektive aller beteiligten Kulturen schildert ...
ALS DIE WELT GRÖßER WURDE - WOLFGANG BEHRINGERS FULMINANTE GLOBALGESCHICHTE DER FRÜHEN NEUZEIT
Mit der europäischen Entdeckung Amerikas und der Etablierung des Schiffsverkehrs zwischen den Kontinenten begann eine neue Epoche der globalen Geschichte. Die Kontakte und der Austausch zwischen den Zivilisationen dieser Welt wurden immer vielfältiger ? damit freilich auch die Konflikte. in seinem fulminanten, bravourös geschriebenen Buch entfaltet Wolfgang Behringer ein weltumspannendes Panorama der Frühen Neuzeit, das die Entwicklungen aus der Perspektive aller beteiligten Kulturen schildert und dadurch ein ganz neues Bild dieser Zeit präsentiert.
Im Mittelpunkt dieser neuartigen Geschichte der Frühen Neuzeit stehen globale Ereignisse, die den Gang der Weltgeschichte veränderten, globale Orte, die Knotenpunkte des Austauschs bildeten, globale Themen und Strukturen wie Kolonialismus und Rassismus. Wolfgang Behringer nimmt die Leserinnen und Leser mit auf die Reise nach Afrika und Amerika ebenso wie nach Indien und Indonesien, nach Russland, China und Japan und durch das damalige Europa, das seinen zivilisatorischen Rückstand gerade erst aufholte. Sein Buch beschreibt die großen Zusammenhänge und erzählt gleichermaßen von einzelnen Menschen, die diese Zeit erlebten und gestalteten. Es schildert die Weltgeschichte einer großen Epoche für unsere Zeit und ist zugleich ein wahres Lesevergnügen.
Das Opus Magnum von Wolfgang Behringer Eine Globalgeschichte auf der Höhe unserer Zeit Grandios erzählt Wolfgang Behringer ist einer der besten Historiker der frühen Neuzeit
Mit der europäischen Entdeckung Amerikas und der Etablierung des Schiffsverkehrs zwischen den Kontinenten begann eine neue Epoche der globalen Geschichte. Die Kontakte und der Austausch zwischen den Zivilisationen dieser Welt wurden immer vielfältiger ? damit freilich auch die Konflikte. in seinem fulminanten, bravourös geschriebenen Buch entfaltet Wolfgang Behringer ein weltumspannendes Panorama der Frühen Neuzeit, das die Entwicklungen aus der Perspektive aller beteiligten Kulturen schildert und dadurch ein ganz neues Bild dieser Zeit präsentiert.
Im Mittelpunkt dieser neuartigen Geschichte der Frühen Neuzeit stehen globale Ereignisse, die den Gang der Weltgeschichte veränderten, globale Orte, die Knotenpunkte des Austauschs bildeten, globale Themen und Strukturen wie Kolonialismus und Rassismus. Wolfgang Behringer nimmt die Leserinnen und Leser mit auf die Reise nach Afrika und Amerika ebenso wie nach Indien und Indonesien, nach Russland, China und Japan und durch das damalige Europa, das seinen zivilisatorischen Rückstand gerade erst aufholte. Sein Buch beschreibt die großen Zusammenhänge und erzählt gleichermaßen von einzelnen Menschen, die diese Zeit erlebten und gestalteten. Es schildert die Weltgeschichte einer großen Epoche für unsere Zeit und ist zugleich ein wahres Lesevergnügen.
Das Opus Magnum von Wolfgang Behringer Eine Globalgeschichte auf der Höhe unserer Zeit Grandios erzählt Wolfgang Behringer ist einer der besten Historiker der frühen Neuzeit
Wolfgang Behringer ist Professor em. für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität des Saarlandes.
Produktdetails
- Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung
- Verlag: Beck
- Seitenzahl: 1319
- Erscheinungstermin: 12. Oktober 2023
- Deutsch
- Abmessung: 223mm x 152mm x 56mm
- Gewicht: 1407g
- ISBN-13: 9783406783449
- ISBN-10: 3406783449
- Artikelnr.: 62830141
Herstellerkennzeichnung
C.H. Beck
Wilhelmstrasse 9
80801 München
produktsicherheit@beck.de
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Der hier rezensierende Historiker Peter Burschel ist entzückt von Wolfgang Behringers mikrohistorischer Globalgeschichte der Frühen Neuzeit. Mit eindrücklichen Persönlichkeiten und Go-Betweens wie Gaspar da Gama kann ihm Behringer Vernetzungen sichtbar machen und vor Augen führen, dass Europa damals nur ein Player unter vielen war. Von Figuren wie da Gama leitet der Autor hin zu Klimageschichtlichem oder Phänomenen wie Kolonialismus, Rassismus, die er dann weiter problematisiert, wie Burschel erläutert. Behringers kaleidoskopische "Bricolage" hat für Burschel allerdings den Nachteil, ohne "theoriegeleitete Systematisierung" auskommen zu müssen, wenngleich der Autor sie weitgehend chronologisch aufzieht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Gute Zeiten für Kosmopoliten
Mikrohistorie in großem Format: Wolfgang Behringer schreibt eine Geschichte frühneuzeitlicher globaler Vernetzungen, in der die europäische Expansion nur noch eine unter anderen ist.
Im September 1498 nahm der Seefahrer (und Eroberer) Vasco da Gama die kleine Insel Angediva, die heute zum indischen Bundesstaat Goa gehört, für Portugal in Besitz. Bald nachdem er die Insel betreten hatte, kam ein Mann mittleren Alters auf ihn zu, der in kostbares weißes Leinen gekleidet war. Folgt man einem Augenzeugenbericht, so habe der Mann da Gama umarmt, auf Venezianisch begrüßt und nachdrücklich beteuert, ein Christ aus der Levante zu sein, der seit jungen Jahren in Indien lebe und einem mächtigen
Mikrohistorie in großem Format: Wolfgang Behringer schreibt eine Geschichte frühneuzeitlicher globaler Vernetzungen, in der die europäische Expansion nur noch eine unter anderen ist.
Im September 1498 nahm der Seefahrer (und Eroberer) Vasco da Gama die kleine Insel Angediva, die heute zum indischen Bundesstaat Goa gehört, für Portugal in Besitz. Bald nachdem er die Insel betreten hatte, kam ein Mann mittleren Alters auf ihn zu, der in kostbares weißes Leinen gekleidet war. Folgt man einem Augenzeugenbericht, so habe der Mann da Gama umarmt, auf Venezianisch begrüßt und nachdrücklich beteuert, ein Christ aus der Levante zu sein, der seit jungen Jahren in Indien lebe und einem mächtigen
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muslimischen Herrn diene. Er sei zwar Muslim geworden, im Herzen aber Christ geblieben. Als er gehört habe, dass Fremde angekommen seien, die niemand verstehen könne, Fremde, die noch dazu von Kopf bis Fuß bekleidet seien, habe er sofort an Europäer gedacht. Der Augenzeuge berichtet weiter, dass die Portugiesen dem Mann misstraut und bei den Christen in Calicut Erkundigungen über ihn eingeholt hätten, um schließlich zu erfahren, dass er ein Freibeuter sei, der die Portugiesen aushorchen wolle. Da Gama habe ihn daraufhin an Bord seines Flaggschiffs bringen und foltern lassen, aber erst auf hoher See von ihm erfahren, dass er in der Tat im Auftrag seines Herrn gekommen war, um einen baldigen Angriff vorzubereiten.
Wenn sich die Spur des Mannes nicht verlor, dann vor allem aus einem Grund: Er war auf stupende Weise sprachbegabt und beherrschte neben Arabisch, Chaldäisch, Hebräisch, Lateinisch auch mehrere indische Sprachen. In Lissabon angekommen, ließ Vasco da Gama den hochbegabten Freibeuter auf den Namen Gaspar da Gama taufen: Gaspar nach dem ersten der sogenannten "Heiligen Drei Könige", der oft dunkelhäutig dargestellt wurde, und da Gama nach ihm selbst, dem Taufpaten. Kaum getauft, ernannte ihn König Manuel von Portugal zum Dolmetscher seiner Indienflotte. Immer in weißes Leinen gekleidet und mit einer Kappe auf dem Kopf, begleitete Gaspar da Gama in den folgenden Jahren alle portugiesischen Seefahrer von Rang auf ihren Fahrten, nicht zuletzt Pedro Álvares Cabral nach Brasilien. 1508 war er bei der Eroberung von Hormus dabei und 1510 bei der von Calicut, immer übersetzend, beratend, ja, verhandelnd.
Obwohl wir vergleichsweise viel über Gaspar da Gama wissen, wissen wir im Grunde nicht, wer er war. Wir kennen weder seinen Geburtsort noch sein Geburts- oder Todesjahr; wir wissen nicht, wie er ursprünglich hieß. Inzwischen gehen die meisten Interpreten davon aus, dass er ein Jude polnischer Herkunft war.
Wolfgang Behringer skizziert den Lebenslauf des polyglotten Gaspar da Gama in der einleitenden "Apologie" seiner Globalgeschichte der Frühen Neuzeit - und lässt damit zugleich das Programm dieser Geschichte erkennbar werden. Denn nicht nur, dass er mit dem Lebenslauf auf Prozesse kulturellen Transfers, kulturellen Konflikts und kultureller Hybridisierung aufmerksam macht, in deren Verlauf Go-Betweens wie Gaspar als kulturelle Übersetzer immer unentbehrlicher wurden. Indem der Kultur- und Umwelthistoriker Behringer seine monumentale Globalgeschichte mit dem Lebenslauf eines Kosmopoliten avant la lettre beginnen lässt, führt er zugleich vor Augen, dass er Globalgeschichte als Mikrogeschichte in globaler Absicht versteht, die auf die Multiperspektivität von Akteurinnen und Akteuren setzt. Das aber heißt auch: Die vorliegende Globalgeschichte ist eine "shared history", eine Geschichte globaler Verbindungen und Vernetzungen, in der die sogenannte europäische Expansion nur noch eine Expansion unter anderen ist.
Mehr noch: Lebensläufe wie die von Gaspar da Gama und anderen Go-Betweens erlauben es Behringer, auch globale Ereignisse und globale Orte mikrohistorisch zu identifizieren, was ihn wiederum zu "übergreifenden" Phänomenen führt, die wie Kolonialismus, Migration oder auch Sklaverei, wie Ethnozentrismus und Rassismus durchgängig, aber gewissermaßen "vor Ort" kontextualisiert und problematisiert werden. Keine Frage, die "halb zufällige" Bricolage, die auf diese Weise entstanden ist, hat ihren Preis. So sucht man theoriegeleitete Systematisierungen weitgehend vergebens. Andererseits aber ermöglicht es diese Bricolage, immer wieder aufs Neue - fast möchte man sagen produktiv kaleidoskopisch - ungewohnte und oft genug verstellte Bezüge sichtbar zu machen.
Behringer geht von einer globalen "Frühen Neuzeit" aus, in deren Verlauf alle "Zivilisationen" - die er in erster Linie kulturell (und damit auch erinnerungsräumlich) verstanden wissen will - über kontinentale Grenzen hinweg miteinander in Verbindung traten, und das oft genug mit Folgen, deren Reichweite erst auf den zweiten und dritten Blick erkennbar werden. So revolutionierte zum Beispiel das Silber aus der "Neuen Welt", das über Spanien beziehungsweise Europa in die "Alte Welt" gelangte, den innerasiatischen Handel, indem es in Gestalt der Silberrupie die chinesische Papierwährung verdrängte. Obwohl Behringer Europa eine "zeitweilige Sonderstellung" in diesen globalen Vernetzungsprozessen zugesteht, die Sonderstellung des zivilisatorischen Spätzünders, betont er doch zugleich, dass eine Globalgeschichte der Frühen Neuzeit im Grunde ohne Epizentrum auskommen kann, wenn nicht auskommen muss. Ja, es spricht nach Behringer sogar einiges dafür, dass Europa erst in der globalen Dynamik seiner Expansion kulturell mit Afrika und Asien gleichziehen konnte.
Nachdem Behringer die Ausgangsbedingungen der "alten Zivilisationen" vor dem "großen Aufbruch" skizziert und dabei auch globale klimageschichtliche Entwicklungen wie die sogenannte "Kleine Eiszeit" in den Blick genommen hat, setzt er seine Mikrogeschichte in globaler Absicht moderat chronologisch (und durchaus klassisch) in drei Hauptkapiteln um. Das sechzehnte Jahrhundert wird dabei zum Jahrhundert "im Aufbruch", das siebzehnte zum Jahrhundert "im Krisenmodus" und das achtzehnte zum Jahrhundert "des Fortschritts". Zwei weitere Kapitel führen über die globale Frühe Neuzeit hinaus: Das Kapitel "Tanz auf dem Vulkan" macht auf die Verwerfungen global verdichteter (und oft genug asymmetrischer) Interaktionen aufmerksam, die den "Übergang zur Moderne" begleiteten, während der "Epilog" vor allem dazu dient, die Aufmerksamkeit für die "Tiefenströmungen der Geschichte" zu schärfen, die der "große Aufbruch" freigelegt, verstärkt, verändert, ja, hervorgebracht hat.
Es ist bezeichnend, dass Behringer in seinem Epilog nicht zuletzt auch Formen globaler Gewalt oder die verschiedenen Expansionen des Ethnozentrismus thematisiert. Wenn er gleichzeitig die "Hybridisierung" und damit auch die "Kreolisierung" von Zugehörigkeiten und Lebensstilen als Signatur globaler oder doch globalisierter Kultur stark macht, dann in erster Linie deshalb, um uns frühneuzeitliche Globalgeschichte in ihren Tiefenströmungen als "Quelle der Selbsterkenntnis" nahezubringen. Damit aber wären wir im Grunde wieder bei Gaspar da Gama - und einer Geschichtsschreibung, die im Kleinen zur Größe findet. PETER BURSCHEL
Wolfgang Behringer: "Der große Aufbruch". Globalgeschichte der
frühen Neuzeit.
C. H. Beck Verlag, München 2023.
Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung.
1319 S., Abb., geb., 48,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wenn sich die Spur des Mannes nicht verlor, dann vor allem aus einem Grund: Er war auf stupende Weise sprachbegabt und beherrschte neben Arabisch, Chaldäisch, Hebräisch, Lateinisch auch mehrere indische Sprachen. In Lissabon angekommen, ließ Vasco da Gama den hochbegabten Freibeuter auf den Namen Gaspar da Gama taufen: Gaspar nach dem ersten der sogenannten "Heiligen Drei Könige", der oft dunkelhäutig dargestellt wurde, und da Gama nach ihm selbst, dem Taufpaten. Kaum getauft, ernannte ihn König Manuel von Portugal zum Dolmetscher seiner Indienflotte. Immer in weißes Leinen gekleidet und mit einer Kappe auf dem Kopf, begleitete Gaspar da Gama in den folgenden Jahren alle portugiesischen Seefahrer von Rang auf ihren Fahrten, nicht zuletzt Pedro Álvares Cabral nach Brasilien. 1508 war er bei der Eroberung von Hormus dabei und 1510 bei der von Calicut, immer übersetzend, beratend, ja, verhandelnd.
Obwohl wir vergleichsweise viel über Gaspar da Gama wissen, wissen wir im Grunde nicht, wer er war. Wir kennen weder seinen Geburtsort noch sein Geburts- oder Todesjahr; wir wissen nicht, wie er ursprünglich hieß. Inzwischen gehen die meisten Interpreten davon aus, dass er ein Jude polnischer Herkunft war.
Wolfgang Behringer skizziert den Lebenslauf des polyglotten Gaspar da Gama in der einleitenden "Apologie" seiner Globalgeschichte der Frühen Neuzeit - und lässt damit zugleich das Programm dieser Geschichte erkennbar werden. Denn nicht nur, dass er mit dem Lebenslauf auf Prozesse kulturellen Transfers, kulturellen Konflikts und kultureller Hybridisierung aufmerksam macht, in deren Verlauf Go-Betweens wie Gaspar als kulturelle Übersetzer immer unentbehrlicher wurden. Indem der Kultur- und Umwelthistoriker Behringer seine monumentale Globalgeschichte mit dem Lebenslauf eines Kosmopoliten avant la lettre beginnen lässt, führt er zugleich vor Augen, dass er Globalgeschichte als Mikrogeschichte in globaler Absicht versteht, die auf die Multiperspektivität von Akteurinnen und Akteuren setzt. Das aber heißt auch: Die vorliegende Globalgeschichte ist eine "shared history", eine Geschichte globaler Verbindungen und Vernetzungen, in der die sogenannte europäische Expansion nur noch eine Expansion unter anderen ist.
Mehr noch: Lebensläufe wie die von Gaspar da Gama und anderen Go-Betweens erlauben es Behringer, auch globale Ereignisse und globale Orte mikrohistorisch zu identifizieren, was ihn wiederum zu "übergreifenden" Phänomenen führt, die wie Kolonialismus, Migration oder auch Sklaverei, wie Ethnozentrismus und Rassismus durchgängig, aber gewissermaßen "vor Ort" kontextualisiert und problematisiert werden. Keine Frage, die "halb zufällige" Bricolage, die auf diese Weise entstanden ist, hat ihren Preis. So sucht man theoriegeleitete Systematisierungen weitgehend vergebens. Andererseits aber ermöglicht es diese Bricolage, immer wieder aufs Neue - fast möchte man sagen produktiv kaleidoskopisch - ungewohnte und oft genug verstellte Bezüge sichtbar zu machen.
Behringer geht von einer globalen "Frühen Neuzeit" aus, in deren Verlauf alle "Zivilisationen" - die er in erster Linie kulturell (und damit auch erinnerungsräumlich) verstanden wissen will - über kontinentale Grenzen hinweg miteinander in Verbindung traten, und das oft genug mit Folgen, deren Reichweite erst auf den zweiten und dritten Blick erkennbar werden. So revolutionierte zum Beispiel das Silber aus der "Neuen Welt", das über Spanien beziehungsweise Europa in die "Alte Welt" gelangte, den innerasiatischen Handel, indem es in Gestalt der Silberrupie die chinesische Papierwährung verdrängte. Obwohl Behringer Europa eine "zeitweilige Sonderstellung" in diesen globalen Vernetzungsprozessen zugesteht, die Sonderstellung des zivilisatorischen Spätzünders, betont er doch zugleich, dass eine Globalgeschichte der Frühen Neuzeit im Grunde ohne Epizentrum auskommen kann, wenn nicht auskommen muss. Ja, es spricht nach Behringer sogar einiges dafür, dass Europa erst in der globalen Dynamik seiner Expansion kulturell mit Afrika und Asien gleichziehen konnte.
Nachdem Behringer die Ausgangsbedingungen der "alten Zivilisationen" vor dem "großen Aufbruch" skizziert und dabei auch globale klimageschichtliche Entwicklungen wie die sogenannte "Kleine Eiszeit" in den Blick genommen hat, setzt er seine Mikrogeschichte in globaler Absicht moderat chronologisch (und durchaus klassisch) in drei Hauptkapiteln um. Das sechzehnte Jahrhundert wird dabei zum Jahrhundert "im Aufbruch", das siebzehnte zum Jahrhundert "im Krisenmodus" und das achtzehnte zum Jahrhundert "des Fortschritts". Zwei weitere Kapitel führen über die globale Frühe Neuzeit hinaus: Das Kapitel "Tanz auf dem Vulkan" macht auf die Verwerfungen global verdichteter (und oft genug asymmetrischer) Interaktionen aufmerksam, die den "Übergang zur Moderne" begleiteten, während der "Epilog" vor allem dazu dient, die Aufmerksamkeit für die "Tiefenströmungen der Geschichte" zu schärfen, die der "große Aufbruch" freigelegt, verstärkt, verändert, ja, hervorgebracht hat.
Es ist bezeichnend, dass Behringer in seinem Epilog nicht zuletzt auch Formen globaler Gewalt oder die verschiedenen Expansionen des Ethnozentrismus thematisiert. Wenn er gleichzeitig die "Hybridisierung" und damit auch die "Kreolisierung" von Zugehörigkeiten und Lebensstilen als Signatur globaler oder doch globalisierter Kultur stark macht, dann in erster Linie deshalb, um uns frühneuzeitliche Globalgeschichte in ihren Tiefenströmungen als "Quelle der Selbsterkenntnis" nahezubringen. Damit aber wären wir im Grunde wieder bei Gaspar da Gama - und einer Geschichtsschreibung, die im Kleinen zur Größe findet. PETER BURSCHEL
Wolfgang Behringer: "Der große Aufbruch". Globalgeschichte der
frühen Neuzeit.
C. H. Beck Verlag, München 2023.
Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung.
1319 S., Abb., geb., 48,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Sachbuch-Bestenliste von der literarischen WELT, NZZ, RBB Kultur und Radio Österreich 1 im Januar 2024:
Zeigt anhand vieler Mikrogeschichten, wie die Welt ab 1500 durch Seuchen, Kriege und Handel, aber auch durch Naturkatastrophen zusammenwuchs.
Wolfgang Behringers löst seinen Anspruch einer multizentrischen Darstellung der Frühen Neuzeit in überbordender Fülle ein. Der große Aufbruch ist der Prototyp einer konsequent nichteurozentrischen, aber zugleich deutlich europafreundlichen Globalgeschichtsschreibung.
Süddeutsche Zeitung, Lothar Müller
Mikrohistorie in großem Format: Wolfgang Behringer schreibt eine Geschichte frühneuzeitlicher globaler Vernetzungen, in der die europäische Expansion
Zeigt anhand vieler Mikrogeschichten, wie die Welt ab 1500 durch Seuchen, Kriege und Handel, aber auch durch Naturkatastrophen zusammenwuchs.
Wolfgang Behringers löst seinen Anspruch einer multizentrischen Darstellung der Frühen Neuzeit in überbordender Fülle ein. Der große Aufbruch ist der Prototyp einer konsequent nichteurozentrischen, aber zugleich deutlich europafreundlichen Globalgeschichtsschreibung.
Süddeutsche Zeitung, Lothar Müller
Mikrohistorie in großem Format: Wolfgang Behringer schreibt eine Geschichte frühneuzeitlicher globaler Vernetzungen, in der die europäische Expansion
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nur noch eine unter anderen ist.
FAZ, Peter Bürschel
Wer sich vom imposanten Volumen nicht schrecken lässt, wird in diesem Buch eine Fülle an Wissenswertem finden und unsere Gegenwart, in der Vernetzung mit Verschiebungen der globalen Machtstatik einhergeht, womöglich in neuem Licht sehen.
Deutschlandfunk Büchermarkt, Winfried Dolderer
Der Autor will bei seinen Lesern den Sinn für die langfristigen Tiefenströmungen der Geschichte schärfen. Behringer hält sein Versprechen. Das Buch wird nie langweilig.
Katholische Nachrichtenagentur, Christoph Arens
Eine famose Globalgeschichte der Frühen Neuzeit. ... Niemand hatsich bisher in dieser Tiefe mit dem Thema befasst.
Kölner Stadtanzeiger, Stephan Klemm
Die Globalgeschichte der Frühen Neuzeit ist ein dickes Brett, doch der Historiker macht es geschickt zugänglich anhand von Mikrogeschichte: Einzelschicksale als Beispiele, wie die Welt in dieser Epoche zusammenwuchs. Und das aus einer nicht exklusiv eurozentrischen Sicht.
PM History
Wie die Welt seit 500 Jahren wurde, was sie ist. Kein postkolonialistisches Geschwurbel, sondern belegte Fakten, anschaulich erzählt.
Frankfurter Neue Presse, Michael Kluger
FAZ, Peter Bürschel
Wer sich vom imposanten Volumen nicht schrecken lässt, wird in diesem Buch eine Fülle an Wissenswertem finden und unsere Gegenwart, in der Vernetzung mit Verschiebungen der globalen Machtstatik einhergeht, womöglich in neuem Licht sehen.
Deutschlandfunk Büchermarkt, Winfried Dolderer
Der Autor will bei seinen Lesern den Sinn für die langfristigen Tiefenströmungen der Geschichte schärfen. Behringer hält sein Versprechen. Das Buch wird nie langweilig.
Katholische Nachrichtenagentur, Christoph Arens
Eine famose Globalgeschichte der Frühen Neuzeit. ... Niemand hatsich bisher in dieser Tiefe mit dem Thema befasst.
Kölner Stadtanzeiger, Stephan Klemm
Die Globalgeschichte der Frühen Neuzeit ist ein dickes Brett, doch der Historiker macht es geschickt zugänglich anhand von Mikrogeschichte: Einzelschicksale als Beispiele, wie die Welt in dieser Epoche zusammenwuchs. Und das aus einer nicht exklusiv eurozentrischen Sicht.
PM History
Wie die Welt seit 500 Jahren wurde, was sie ist. Kein postkolonialistisches Geschwurbel, sondern belegte Fakten, anschaulich erzählt.
Frankfurter Neue Presse, Michael Kluger
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"Der große Aufbruch" ist ein beeindruckendes Werk, es stellt die Entwicklungsstränge der frühen Neuzeit aus Perspektiven der verschiedenen bestimmenden Mächte und Kulturen dieser Epochen schlüssig da , verschweigt dabei die teils gegensätzlichen …
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"Der große Aufbruch" ist ein beeindruckendes Werk, es stellt die Entwicklungsstränge der frühen Neuzeit aus Perspektiven der verschiedenen bestimmenden Mächte und Kulturen dieser Epochen schlüssig da , verschweigt dabei die teils gegensätzlichen Einschätzungen der Forschung noch die persönliche Meinung des Autors.
Seinem Postulat nach einer Globalgeschichte stellt Behringer ein überzeugendes Werk zur Seite, dessen reichlicher Umfang komprimierter kaum realisierbar vorstellbar scheint. Mir wäre eine Version in 2 Bänden oder eine eBook Version auch sehr lieb gewesen.
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Rezensionen attestieren Behringers Großem Aufbruch: “belegte Fakten, anschaulich erzählt” und „Niemand hat sich bisher in dieser Tiefe mit dem Thema befasst.“ Wenn man aber ein Kapitel untersucht, zu dem man sich wirklich auskennt, sieht es anders aus: Das Kapitel …
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Rezensionen attestieren Behringers Großem Aufbruch: “belegte Fakten, anschaulich erzählt” und „Niemand hat sich bisher in dieser Tiefe mit dem Thema befasst.“ Wenn man aber ein Kapitel untersucht, zu dem man sich wirklich auskennt, sieht es anders aus: Das Kapitel "Feuerpriester" starrt vor Fehlern, Ungenauigkeiten und methodischer Nachlässigkeit.
Thema ist der Ausbruch der Lakispalte Juni 1783-Februar 1784, der wohl verheerendste Vulkanausbruch der isländischen Geschichte. In der Umgebung des Vulkans wurden ca 50 Bauernhöfe verwüstet, aber saurer Regen und fluorhaltige Asche verhinderten fast überall den Graswuchs und vergifteten das Vieh, die Lebensgrundlage der Isländer. Ab dem Winter 1783-84 herrschte für anderthalb Jahre Hungersnot, etwa 1/6 der Bevölkerung starb an Hunger und Krankheiten.
So weit, so schlimm. Jetzt zu Behringer.
Seine Auswahl an Quellen und Belegen ist fragwürdig. Statt professioneller (isländischer) Literatur zitiert er z.B. ein Buch zweier Wissenschaftsjournalisten, die sich wenig in isländischer Geschichte auskennen. Er gibt einen Beleg für die unstrittige Tatsache, dass Høegh-Guldberg in Dänemark (zu dem Island damals gehörte) die Macht hatte, aber er gibt mitunter keine Quellen an, wenn es um Kernaussagen zum Thema geht - vielleicht deshalb, weil manche seiner Kernaussagen schlicht Unfug sind. Selbst wenn er eine Quelle angibt, gibt er den Inhalt oft falsch wieder. Ein paar Beispiele:
- Behringer behauptet (ohne Quellenangabe), die dänische Regierung habe schnelle Hilfe geschickt. Das ist nicht wahr. Es dauerte über ein Jahr nach Beginn des Ausbruchs, bis sie eine - unzureichende - Ladung Getreide schickten. Obendrein exportierten dänische Händler, mitten während einer Hungersnot, die übliche Menge Trockenfisch. Als mehrere Jahrzehnte später die Isländer unabhängig werden wollten, war der Mangel an Hilfeleistung nach dem Vulkanausbruch eines der Argumente der Nationalisten.
- Laut Behringer sah Guldberg, der dänische de-facto Herrscher, für Island keine Zukunft mehr und erwog die komplette Evakuierung (keine Quellenangabe). Dies war lange eine strittige Frage unter Historikern. Historische Quellen belegen nur, dass man erwog, einige hundert Bettler nach Dänemark zu verschiffen, auch wenn nicht ausgeschlossen ist, dass größere Pläne informell mündlich diskutiert wurden. Die Dänen hatten weder Platz, noch Häuser, noch Schiffskapazität für eine derartige Operation, selbst der Zwangsumzug der paar hundert Bettler wurde bald verworfen. Im Übrigen war zu dem Zeitpunkt, wo die Nachrichten von der Hungersnot in Dänemark ankamen und die (kleineren) Evakuierungspläne diskutiert wurden, Guldberg bereits aus dem Amt gejagt.
- Der Namensgeber des Kapitels, der Pfarrer Jón Steingrímsson, ist u.a. deswegen bekannt, weil am 20.7. 1783 während seiner Predigt ein Lavastrom zum Erliegen kam. Laut Behringer wollte Jón in seiner Predigt einem Fluch von Trollen Gottes Wort entgegensetzen. Das bezieht sich auf eine Volkssage, die erklärt, woher das Vulkansystem Grímsvötn seinen Namen hat. Nun gehört zwar die Lakispalte zum Grímsvötnsystem, aber das wusste damals niemand. Jóns Biographie erwähnt auch nirgendwo diese Trollgeschichte. Man könnte meinen, Behringer habe auf der Wikipediaseite über Grímsvötn besagtes Trollmärchen gefunden und beschlossen, es in sein Buch einzubauen, ohne Rücksicht auf Glaubwürdigkeit. Ein Romanschreiber kann das natürlich machen, aber ein Sachbuchautor?
- Behringer gibt eine lange Liste von Wetterkapriolen 1783-85 zum Besten, die alle irgendwelche schwerwiegenden Folgen hatten (Hunger in Ägypten, Aufruhr in Japan...). Große Vulkanausbrüche können Wetter und Klima beeinflussen, aber Wetterextreme kommen auch sonst mal vor. Behringer tut, ganz unkritisch, als seien all diese Ereignisse Folge des Vulkanausbruchs gewesen; allenfalls kann man untersuchen, ob gewisse Wettererscheinungen durch den Ausbruch wahrscheinlicher wurden. Die von Behringer erwähnte Hitzewelle in Europa im Juli 1783 hat wahrscheinlich nicht wegen, sondern trotz des Ausbruchs stattgefunden (Vulkanausbrüche sorgen für Abkühlung). Dieser unkritische Umgang mit Klimaereignissen lässt mich fürchten, dass auch Behringers "Kulturgeschichte des Klimas" nicht einwandfrei recherchiert ist....
Zusammengefasst: Behringer ist unkritisch, trifft Behauptungen, die aus der Luft gegriffen sind, ignoriert seriöse Quellen, und hat anscheinend auch die Quellen, die er benutzt, nicht gründlich gelesen.
Natürlich ist dieses Kapitel nur eines von vielen, vielleicht sind andere besser. Aber es scheint mir gut möglich, dass auch anderswo reichlich Fehler auftreten: Ein Autor, der 100 hervorragende Kapitel verfasst hat, wird wohl nicht ohne Not zu einem Nischenthema wie der Lakispalte ein Kapitel 101 zufügen, dass hoffnungslos unter seinem Niveau bleibt.
Ich bin schwer enttäuscht, dass ein Geschichtsprofessor eine so schlecht recherchierte Arbeit liefert, und dass der angesehene Beckverlag diese herausgebracht hat.
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