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Der beste Tänzer
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Christoph Keller ist nicht nur ein bekannter Schriftsteller und Theaterautor, er ist auch Rollstuhlfahrer. Seine Autobiographie ist jedoch keine Krankengeschichte, sondern erzählt voller Witz und Humor von einem Vater, der einst ein sehr erfolgreicher Unternehmer war, bald aber Konkurs machte, einer obsessiven Sammelleidenschaft nachging, eine Kunstgalerie eröffnete und seine drei Söhne, die alle an Muskelschwund erkrankten, als Krüppel betrachtete. Eine beeindruckende Lebensreise, die in Sankt Gallen beginnt, bis nach New York führt und den Blick auf die Welt verändert.
Foto: Jan Folsom Christoph Keller wurde 1963 in St. Gallen geboren. Maturität 1983 ebda. 1984 bis 1991 Studium der Slawistik und Amerikanistik in Genf und Konstanz (Abschluß über "Der Meister und Margarita" von Michail Bulgakow). Christoph Keller ist mit der amerikanischen Lyrikerin Jan Heller Levi verheiratet und lebt in St. Gallen und New York.
Als sein erster Roman Gulp 1988 erscheint, wird das Buch über die Schweiz hinaus als gelungener Einstieg in die Literatur gefeiert. Witz, Ironie, Humor - das sind die Schlagwörter, mit denen die Kritik die bissige Satire zum Thema Medien und Erfolg begrüsst. Die Weltwoche gibt sich "euphorisch kopftrunken", das Basler Volksblatt wertet "Gulp" als "Buch wider den (Zeit-)Geist der Nabelschau, ein Buch, in dem der überbordenden Phantasie freien Lauf gelassen wird", die ZEIT findet den Roman "bemerkenswert", die NZZ die Satire "treffsicher" und diagnostiziert "bizarre Fabulierlust".
Stücke: 1991 wird Kellers erstes Theaterstück "Kalter Frieden", am St. Galler Stadttheater uraufgeführt und erscheint 1992 in der Anthologie TheaterTheater2 im S. Fischer Taschenbuch Verlag. Die Komödie um Professor Paffloh, der in seinem Schloss-Institut auf Bestellung menschliches Rohmaterial auf der Basis der Reflexologie zu Führungskadern, Generälen und fabrikneuen Diktatoren verarbeitet, wird von der Weltwoche als "außerordentlich theatralischer Text" gewertet. Erfolgreich wird 1998 Kellers zweites Stück "Der Sitzgott" in Bregenz uraufgeführt. Es beschreibt "rhetorisch versiert und sprachlich ungemein elegant" (ORF) die kommerziellen und moralischen Verstrickungen des Stuhlherstellers Kugler, dessen Kugellager während des Golfkrieges auch im Raketenbau Anwendung fin-den. "Der Sitzgott strotzt vor Intelligenz, Absurdität, Witz, Gefühl." (Vorarlberger Nachrichten) Bereits 1994 erschien eine Buch-ausgabe des Textes mit Zeichnungen von Ingrid Tekenbroek (edition Isele). 1998 strahlt das Schweizer Radio DRS 2 Kellers erstes Hörspiel Herbstblätter aus.
Sein zweites Buch Wie ist das Wetter in Boulder? Eine amerikanische Erzählung erzählt die Geschichte des Pianisten Robert Vleedenstedt, der an zuviel Glück leidet und vor seinem Erfolg flieht.
Unglück stärkt, also schwächt Glück lautet der Leitfaden, der sich durch die tragikomische Anti-Künstlernovelle zieht. "Keller ist mit Wie ist das Wetter in Boulder? ein Lesevergnügen gelungen, das an die amerikanischen Erzähler vom Schlage Saul Bellows erinnert und wie sein erster Prosatext Gulp eine Geschichte raffiniert erzählt, ohne den Leser mit den Problemen des Erzählens zu ermüden. Das ist mehr als rar in der Landschaft der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur." (Stuttgarter Zeitung). "Ein literarischer Glücksfall", resümiert die Basler Zeitung.
Für den Roman Unterm Strich (Econ Verlag) tut sich Christoph Keller 1994 mit dem Schriftsteller Heinrich Kuhn zusammen und schreibt seinen ersten und bisher einzigen Krimi.Keller+Kuhn entwickeln das kriminalistische Grundthema "A erledigt B's Fall, also erledigt B A's
Fall" literarisch weiter. Ein zweites Beispiel "vierhändiger Literatur" legt das Autorenduo 1997 mit
Die blauen Wunder (Reclam Leipzig) vor: ein mitteleuropäischer Schelmenroman in Zeiten unkontrollierter Kommunikation und zugleich der erste Roman, der das Fax konsequent als literarisches Mittel einsetzt.
Mit dem Roman Ich hätte das Land gern flach (1996) - die Titelzeile ist Günter Eichs spätem Gedicht "Nomaden" entnommen - gelingt Keller ein kontroverser Erfolg. Die Zeitungen zögern nicht, den Roman, der die Geschichte einer motivlosen Tat - dem unsinnigen Mord an einem Schweizer Minister - erzählt, als "grossen literarischen Wurf" (Berliner Zeitung) zu bezeichnen. Peter Surber sieht in dem neuen Roman des "begnadeten Ironikers" Keller, die "mörderische Gelegenheit", "helvetische Schwachstellen zu karikieren", und nennt es ein "eminent politisches Buch" (St. Galler Tagblatt) - wegen, nicht trotz, des vordergründig privaten Psychogramm, das von einer Schweizer Familie entworfen wird. Doch das Psychogramm der "guten Familie", das Keller zeichnet, ist auch jenes der "westeuropäischen Gesellschaft, die, wie die Familie Gess erleben muss, dass aus solidem Scheinfrieden unvermittelt unmotivierte Gewalt ausbricht. (...) Mit seinen klugen, fragenden, auf rasche Antworten und Lösungen verzichtenden Roman führt Christoph Keller auf eindrucksvolle Weise die Traditionslinie Frischs und Dürrenmatts fort." (Tagespiegel Berlin) Der Roman wird noch vor seinem Erscheinen mit dem Preis der Internationalen Bodenseekonferenz ausgezeichnet.
Parallel zum literarischen Werk publiziert Keller regelmäßig Rezensionen, Aufsätze und Reportagen vor allem über die russische Literatur und Kultur, die in den führenden deutschsprachigen Zeitungen erscheinen und ihn als Kenner von Russlands Literatur etabliert haben. Eine erste Sammlung seiner Aufsätze zur russischen Literatur wird 1997 unter dem Titel Herumstreunende Bären unter dem Höllenhimmel (edition Isele) publiziert, dessen Reportage über den russischen Booker-Preis (in ZEIT 1996) der renommierte Slawist Wolfgang Kasack eine "Meisterleistung" sieht. Im Fischer Taschenbuch Verlag erscheinen die beiden Anthologien Moskau erzählt (1993) und
Petersburg erzählt (1999), für die Keller als Herausgeber zeichnet.
1998/99 veröffentlicht der Rheinische Merkur Auszüge der im Entstehen begriffenen New Yorker Aufzeichnungen Stadt der Bilder in einer mehrteiligen Serie. Im Frühjahr 1999 absolviert er eine ausgedehnte US-Lesereise, die im Herbst fortgesetzt wird. Gegenwärtig arbeitet Christoph Keller an seinem ersten literarischen Werk in englischer Sprache, dessen deutsche Übersetzung im S. Fischer Verlag erscheinen wird. Bibliographie:
Gulp. Roman Benziger Verlag 1988 Fischer Taschenbuch Verlag 1996
Wie ist das Wetter in Boulder? Eine amerikanische Erzählung S.Fischer 1991
Kalter Frieden. Komödie in: "Theater-Theater 2", Fischer Taschenbuch Verlag 1992 Uraufführung St.Gallen 1991 Moskau erzählt
Anthologie russischer Erzählungen (Herausgeber) Fischer Taschenbuch Verlag 1993 Der Sitzgott. Stuhlvariationen
mit Originalzeichnungen von Ingrid Tekenbroek, edition Isele 1994 Uraufführung Bregenz 1998 Unterm Strich. Roman von Keller + Kuhn Econ Verlag 1994
Ich hätte das Land gern flach. Roman S.Fischer Verlag 1996 Fischer Taschenbuch Verlag 1999 Herbstblätter. Hörspiel Radio DRS 1998 Die blauen Wunder. Faxroman von Keller+Kuhn Reclam Leipzig 1997
Herumstreunende Bären unter dem Höllenhimmel
Aufsätze zur neueren russischen Literatur edition Isele 1997 Petersburg erzählt
Anthologie russischer Erzählungen (Herausgeber) Fischer Taschenbuch Verlag, 1999
Als sein erster Roman Gulp 1988 erscheint, wird das Buch über die Schweiz hinaus als gelungener Einstieg in die Literatur gefeiert. Witz, Ironie, Humor - das sind die Schlagwörter, mit denen die Kritik die bissige Satire zum Thema Medien und Erfolg begrüsst. Die Weltwoche gibt sich "euphorisch kopftrunken", das Basler Volksblatt wertet "Gulp" als "Buch wider den (Zeit-)Geist der Nabelschau, ein Buch, in dem der überbordenden Phantasie freien Lauf gelassen wird", die ZEIT findet den Roman "bemerkenswert", die NZZ die Satire "treffsicher" und diagnostiziert "bizarre Fabulierlust".
Stücke: 1991 wird Kellers erstes Theaterstück "Kalter Frieden", am St. Galler Stadttheater uraufgeführt und erscheint 1992 in der Anthologie TheaterTheater2 im S. Fischer Taschenbuch Verlag. Die Komödie um Professor Paffloh, der in seinem Schloss-Institut auf Bestellung menschliches Rohmaterial auf der Basis der Reflexologie zu Führungskadern, Generälen und fabrikneuen Diktatoren verarbeitet, wird von der Weltwoche als "außerordentlich theatralischer Text" gewertet. Erfolgreich wird 1998 Kellers zweites Stück "Der Sitzgott" in Bregenz uraufgeführt. Es beschreibt "rhetorisch versiert und sprachlich ungemein elegant" (ORF) die kommerziellen und moralischen Verstrickungen des Stuhlherstellers Kugler, dessen Kugellager während des Golfkrieges auch im Raketenbau Anwendung fin-den. "Der Sitzgott strotzt vor Intelligenz, Absurdität, Witz, Gefühl." (Vorarlberger Nachrichten) Bereits 1994 erschien eine Buch-ausgabe des Textes mit Zeichnungen von Ingrid Tekenbroek (edition Isele). 1998 strahlt das Schweizer Radio DRS 2 Kellers erstes Hörspiel Herbstblätter aus.
Sein zweites Buch Wie ist das Wetter in Boulder? Eine amerikanische Erzählung erzählt die Geschichte des Pianisten Robert Vleedenstedt, der an zuviel Glück leidet und vor seinem Erfolg flieht.
Unglück stärkt, also schwächt Glück lautet der Leitfaden, der sich durch die tragikomische Anti-Künstlernovelle zieht. "Keller ist mit Wie ist das Wetter in Boulder? ein Lesevergnügen gelungen, das an die amerikanischen Erzähler vom Schlage Saul Bellows erinnert und wie sein erster Prosatext Gulp eine Geschichte raffiniert erzählt, ohne den Leser mit den Problemen des Erzählens zu ermüden. Das ist mehr als rar in der Landschaft der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur." (Stuttgarter Zeitung). "Ein literarischer Glücksfall", resümiert die Basler Zeitung.
Für den Roman Unterm Strich (Econ Verlag) tut sich Christoph Keller 1994 mit dem Schriftsteller Heinrich Kuhn zusammen und schreibt seinen ersten und bisher einzigen Krimi.Keller+Kuhn entwickeln das kriminalistische Grundthema "A erledigt B's Fall, also erledigt B A's
Fall" literarisch weiter. Ein zweites Beispiel "vierhändiger Literatur" legt das Autorenduo 1997 mit
Die blauen Wunder (Reclam Leipzig) vor: ein mitteleuropäischer Schelmenroman in Zeiten unkontrollierter Kommunikation und zugleich der erste Roman, der das Fax konsequent als literarisches Mittel einsetzt.
Mit dem Roman Ich hätte das Land gern flach (1996) - die Titelzeile ist Günter Eichs spätem Gedicht "Nomaden" entnommen - gelingt Keller ein kontroverser Erfolg. Die Zeitungen zögern nicht, den Roman, der die Geschichte einer motivlosen Tat - dem unsinnigen Mord an einem Schweizer Minister - erzählt, als "grossen literarischen Wurf" (Berliner Zeitung) zu bezeichnen. Peter Surber sieht in dem neuen Roman des "begnadeten Ironikers" Keller, die "mörderische Gelegenheit", "helvetische Schwachstellen zu karikieren", und nennt es ein "eminent politisches Buch" (St. Galler Tagblatt) - wegen, nicht trotz, des vordergründig privaten Psychogramm, das von einer Schweizer Familie entworfen wird. Doch das Psychogramm der "guten Familie", das Keller zeichnet, ist auch jenes der "westeuropäischen Gesellschaft, die, wie die Familie Gess erleben muss, dass aus solidem Scheinfrieden unvermittelt unmotivierte Gewalt ausbricht. (...) Mit seinen klugen, fragenden, auf rasche Antworten und Lösungen verzichtenden Roman führt Christoph Keller auf eindrucksvolle Weise die Traditionslinie Frischs und Dürrenmatts fort." (Tagespiegel Berlin) Der Roman wird noch vor seinem Erscheinen mit dem Preis der Internationalen Bodenseekonferenz ausgezeichnet.
Parallel zum literarischen Werk publiziert Keller regelmäßig Rezensionen, Aufsätze und Reportagen vor allem über die russische Literatur und Kultur, die in den führenden deutschsprachigen Zeitungen erscheinen und ihn als Kenner von Russlands Literatur etabliert haben. Eine erste Sammlung seiner Aufsätze zur russischen Literatur wird 1997 unter dem Titel Herumstreunende Bären unter dem Höllenhimmel (edition Isele) publiziert, dessen Reportage über den russischen Booker-Preis (in ZEIT 1996) der renommierte Slawist Wolfgang Kasack eine "Meisterleistung" sieht. Im Fischer Taschenbuch Verlag erscheinen die beiden Anthologien Moskau erzählt (1993) und
Petersburg erzählt (1999), für die Keller als Herausgeber zeichnet.
1998/99 veröffentlicht der Rheinische Merkur Auszüge der im Entstehen begriffenen New Yorker Aufzeichnungen Stadt der Bilder in einer mehrteiligen Serie. Im Frühjahr 1999 absolviert er eine ausgedehnte US-Lesereise, die im Herbst fortgesetzt wird. Gegenwärtig arbeitet Christoph Keller an seinem ersten literarischen Werk in englischer Sprache, dessen deutsche Übersetzung im S. Fischer Verlag erscheinen wird. Bibliographie:
Gulp. Roman Benziger Verlag 1988 Fischer Taschenbuch Verlag 1996
Wie ist das Wetter in Boulder? Eine amerikanische Erzählung S.Fischer 1991
Kalter Frieden. Komödie in: "Theater-Theater 2", Fischer Taschenbuch Verlag 1992 Uraufführung St.Gallen 1991 Moskau erzählt
Anthologie russischer Erzählungen (Herausgeber) Fischer Taschenbuch Verlag 1993 Der Sitzgott. Stuhlvariationen
mit Originalzeichnungen von Ingrid Tekenbroek, edition Isele 1994 Uraufführung Bregenz 1998 Unterm Strich. Roman von Keller + Kuhn Econ Verlag 1994
Ich hätte das Land gern flach. Roman S.Fischer Verlag 1996 Fischer Taschenbuch Verlag 1999 Herbstblätter. Hörspiel Radio DRS 1998 Die blauen Wunder. Faxroman von Keller+Kuhn Reclam Leipzig 1997
Herumstreunende Bären unter dem Höllenhimmel
Aufsätze zur neueren russischen Literatur edition Isele 1997 Petersburg erzählt
Anthologie russischer Erzählungen (Herausgeber) Fischer Taschenbuch Verlag, 1999
Produktdetails
- Verlag: S. FISCHER
- Seitenzahl: 357
- Deutsch
- Abmessung: 210mm
- Gewicht: 482g
- ISBN-13: 9783100495129
- ISBN-10: 3100495128
- Artikelnr.: 11787933
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Die Chance des Gregor Samsa
Schreiben gegen die Krankheit: Christoph Kellers Autobiographie
Der Schweizer Schriftsteller Christoph Keller leidet wie seine beiden Brüder an spinaler Muskelatrophie, einer unheilbaren Krankheit, die ihn mehr und mehr abhängig macht von Geräten und der Hilfe anderer Menschen. Und trotzdem hat er seine Geschichte "Der beste Tänzer" genannt und sich identifiziert mit diesem Zustand vollkommener Körperbeherrschung, dem Spiel zwischen Kraft und Schwerelosigkeit. Er folgt seiner eigenen Choreographie: Im Schreiben überwindet er Wut, Angst und Ohnmacht, hier findet er sein Gleichgewicht.
Erst vierzig Jahre alt, kann er auf ein beachtliches und vielfach ausgezeichnetes Werk
Schreiben gegen die Krankheit: Christoph Kellers Autobiographie
Der Schweizer Schriftsteller Christoph Keller leidet wie seine beiden Brüder an spinaler Muskelatrophie, einer unheilbaren Krankheit, die ihn mehr und mehr abhängig macht von Geräten und der Hilfe anderer Menschen. Und trotzdem hat er seine Geschichte "Der beste Tänzer" genannt und sich identifiziert mit diesem Zustand vollkommener Körperbeherrschung, dem Spiel zwischen Kraft und Schwerelosigkeit. Er folgt seiner eigenen Choreographie: Im Schreiben überwindet er Wut, Angst und Ohnmacht, hier findet er sein Gleichgewicht.
Erst vierzig Jahre alt, kann er auf ein beachtliches und vielfach ausgezeichnetes Werk
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verweisen: Romane, Erzählungen, Theaterstücke und literarische Essays. "Gulp" oder "Wie ist das Wetter in Boulder" sind die bekanntesten. "Der beste Tänzer" ist sein persönlichstes Buch. Er beschreibt darin seinen sich allmählich verschlechternden Zustand nicht ohne Bitterkeit, nie jedoch larmoyant. Oft flüchtet er sich in Ironie und Sarkasmus, die Überlegenheit nur vortäuschen. Manchmal redet er von sich als einer dritten Person, um den Schmerz des Verlustes zu mindern.
Er erwartet vom Leser viel, denn seinen Einschüben und überbordenden Einfällen, Filmszenen oder Dialog-Entwürfen ist nicht immer leicht zu folgen. Ein Tänzer muß springen können. Hier ist es das Leben eines Sohnes, den der Vater brutal und verächtlich einen Krüppel nennt. Und dort ist es das Leben ebendieses Vaters, der sich, seine Familie und seinen Reichtum zerstört hat und dem schließlich nur noch sein tobender Haß und ein paar windige Illusionen geblieben sind. Der Sohn dagegen bekennt, daß er bekommen hat, was er sich gewünscht hat: das Gefühl, geliebt zu werden.
Das belastete und belastende Vater-Sohn-Verhältnis nimmt viel Raum ein in dieser schmerzlichen autobiographischen Entwicklungschronik. Denn einst hat auch der kleine Junge seinen Vater geliebt. Er war für ihn der König, der alles konnte, alles bestimmte, alles schenkte, bevor er, vom Alkohol benebelt, der ärgste Widersacher seiner Frau und seiner Kinder wurde. In den Text eingestreut sind Fotos vom einst glücklichen Familienleben in der prachtvollen Sankt Galler Villa, den Kunstsammlungen des Vaters, der schönen Mutter.
Gelegentlich flieht Christoph Keller in die Literatur, wo er sich gut auskennt. Manches liest er anders: Kafkas Gregor Samsa - wird das auch sein Schicksal sein, ein Käfer, der hilflos auf dem Rücken liegend mit den Beinen zappelt? Er meditiert über Stufen und was sie für ihn bedeuten - unübersteigbare Hindernisse oder eben auch Chancen.
Die reiche Schweiz, so stellt er fest, sei ein rücksichtsloses Land, in dem viele öffentliche Häuser für Rollstuhlfahrer nicht zugänglich sind und die Menschen fortsehen, wenn sie einem Gehbehinderten begegnen. Ganz anders New York, seine zweite Heimat, hier erfährt er selbstverständliche Hilfsbereitschaft und Toleranz. Hier hat er auch seine große Liebe gefunden, die Lyrikerin Jan, die ihm versichert hat, sie würde für ihn atmen, sollten seine Muskeln eines Tages zu schwach dafür sein. Großer Worte für diese Zweisamkeit bedarf es nicht.
MARIA FRISÉ
Christoph Keller: "Der beste Tänzer". S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2003. 362 S., geb., 22,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Er erwartet vom Leser viel, denn seinen Einschüben und überbordenden Einfällen, Filmszenen oder Dialog-Entwürfen ist nicht immer leicht zu folgen. Ein Tänzer muß springen können. Hier ist es das Leben eines Sohnes, den der Vater brutal und verächtlich einen Krüppel nennt. Und dort ist es das Leben ebendieses Vaters, der sich, seine Familie und seinen Reichtum zerstört hat und dem schließlich nur noch sein tobender Haß und ein paar windige Illusionen geblieben sind. Der Sohn dagegen bekennt, daß er bekommen hat, was er sich gewünscht hat: das Gefühl, geliebt zu werden.
Das belastete und belastende Vater-Sohn-Verhältnis nimmt viel Raum ein in dieser schmerzlichen autobiographischen Entwicklungschronik. Denn einst hat auch der kleine Junge seinen Vater geliebt. Er war für ihn der König, der alles konnte, alles bestimmte, alles schenkte, bevor er, vom Alkohol benebelt, der ärgste Widersacher seiner Frau und seiner Kinder wurde. In den Text eingestreut sind Fotos vom einst glücklichen Familienleben in der prachtvollen Sankt Galler Villa, den Kunstsammlungen des Vaters, der schönen Mutter.
Gelegentlich flieht Christoph Keller in die Literatur, wo er sich gut auskennt. Manches liest er anders: Kafkas Gregor Samsa - wird das auch sein Schicksal sein, ein Käfer, der hilflos auf dem Rücken liegend mit den Beinen zappelt? Er meditiert über Stufen und was sie für ihn bedeuten - unübersteigbare Hindernisse oder eben auch Chancen.
Die reiche Schweiz, so stellt er fest, sei ein rücksichtsloses Land, in dem viele öffentliche Häuser für Rollstuhlfahrer nicht zugänglich sind und die Menschen fortsehen, wenn sie einem Gehbehinderten begegnen. Ganz anders New York, seine zweite Heimat, hier erfährt er selbstverständliche Hilfsbereitschaft und Toleranz. Hier hat er auch seine große Liebe gefunden, die Lyrikerin Jan, die ihm versichert hat, sie würde für ihn atmen, sollten seine Muskeln eines Tages zu schwach dafür sein. Großer Worte für diese Zweisamkeit bedarf es nicht.
MARIA FRISÉ
Christoph Keller: "Der beste Tänzer". S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2003. 362 S., geb., 22,90 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rezensent Gieri Cavelty ist beeindruckt von Gelingen dieser "wohl heikelsten Variante des literarischen Spiels mit Identität": der "belletristische Autobiografie". Christoph Keller erzählt hier von der komplizierten Beziehung zu seinem Vater, einem manischen Sammler und Alkoholiker, der, nachdem seine Firma Konkurs anmelden musste, nur noch auf dem "Rechtsweg" mit seiner Familie verkehrte. In diese Geschichte sind "autopathografische Passagen eingeflochten" über Kellers Krankheit: der Autor leidet an der erblichen spinalen Muskelatrophie, erklärt der Rezensent. Dennoch ist dieses Buch weder eine "Abrechnung" noch eine "Selbstmitleidsschrift", so Cavelty bewundernd: Da sei schon die "komplexe Ästhetik" des Werks vor. Keller habe seine Geschichte nämlich "nach musikalischen Regeln gebaut. Die vier Kapitel des Buches entsprechen jeweils den Formteilen des Sonatenhauptsatzes - Exposition, Durchführung, Reprise und Coda". Auch freut sich Cavelty über Kellers Humor und "sein Faible für komische Situationen", die trotz der eher deprimierenden Thematik immer wieder aufblitzten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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