Rezensentin Anne Diekhoff mag, wie Matthias Timander in seinem Debütroman eine intellektuelle Coming-of-Age-Geschichte erzählt: ein anfang-zwanzigjähriger Junge vom Land hackt Holz, findet in einer Bücherkiste seiner (verstorbenen?) Eltern Joyce, Kafka, Flaubert, beginnt zu lesen und zieht nach Stockholm. Es gibt dann einige "Bohemien-Begegnungen", literarische Erleuchtungen und unglückliche Verliebtheiten, resümiert Diekhoff, aber zum Glück auch noch anderes: winterliche Tableaus vom Land, die mitlaufende Erzählung vom radikalen Umbau der Grubenstadt Kiruna, der selbst den Ortsansässigen schleierhaft bleibt, oder die achtzigjährige, mit dem Protagonisten befreundete Frau aus
seiner Heimat, die auch ohne hohe Literatur Philosophie betreibt: "Die Zeit vergeht und wir mit ihr und was soll man machen", zitiert Diekhoff. Auch der Schreibweise des 1998 geborenen Autors scheint sie zugetan, sie lobt die unaufgeregten Lücken und Setzungen, wie etwa das unerklärte Fehlen der Eltern oder die Tatsache, dass der Ich-Erzähler kein Smartphone, sondern nur ein Festnetztelefon hat. Das sei alles leicht "hinzunehmen" und füge sich zu einer weder satirischen, noch verklärenden Geschichte, in der Tun, Denken und Empfinden der Hauptfigur zuweilen eine heilsame Symbiose einzugehen scheinen - für die Kritikerin ein staunenswertes, warmes Debüt.
© Perlentaucher Medien GmbH