Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Ziemlich angewidert bespricht Rezensent Jakob Hayner Alexander Gaulands Erinnerungsbuch. Der Politiker, der für die populistische Wende der AfD mitverantwortlich ist, bezieht sich in diesem Buch vor allem auf Vorbilder, die reine Machtpolitiker im Namen der gesellschaftlichen Elite waren, wie Charles-Maurice de Talleyrand, Helmut Kohl oder, in der Gegenwart, Wladimir Putin. Was Gauland an diesen Figuren schätzt, ist, dass sie die Macht ihrer jeweiligen Staatsgebilde stets im Auge behielten. Dass sie sich oft wenig um die politischen und ökonomischen Interessen der Beherrschten kümmerten ist Gauland Hayner zufolge hingegen ziemlich egal, die breite Masse soll eh nur mit Gerede über Volks- und Schicksalsgemeinschaften oder auch Ressentiments gegen Fremde abgespeist werden. Schlecht weg kommt in diesem Buch, das sich auch mit Gaulands Flucht aus der DDR vor dem Mauerbau beschäftigt, Gorbatschow, was weniger mit Gaulands Sympathien für den Realsozialismus zu tun hat als mit seiner Vorliebe für Imperien aller Art, glaubt denkt der Kritiker. Insgesamt redet Gauland einer zynischen Machtpolitik das Wort, die die bestehenden gesellschaftlichen Eliten schützt und das Volk mit kulturalistischen Unsinn einlullt, resümiert der Kritiker, der den politischen Inhalt dieses Buches klar ablehnt.
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