organische Welt nicht aus. So hat sich Biesty auch dem menschlichen Körper zugewandt und dabei vielleicht allzu sehr auf die Ästhetik der Natur vertraut: Wir fanden gerade diese Zeichnung, einen ingenieurmäßig-kontrolliert sich in seine Einzelteile zerlegenden Körper mit einem Eistütchen in der offenbar noch voll funktionsfähigen Hand, schlicht abstoßend. Kinder, denen das großformatige Buch in erster Linie zugedacht ist, werden das - vom Video-Horror gestählt - cooler sehen. Uneingeschränkt faszinierend sind die meisten anderen Sujets, von der Tower Bridge in London bis zur antarktischen Station, vom Flughafen bis zum Filmstudio, vom Lokomobil bis zur Raumstation; auch Venedig und der Grand Canyon sind dabei. Angenehm ist die gar nicht schrille Kolorierung, die das Buch seriös wirken läßt. Außer den Hinweispfeilen mit der Benennung des jeweiligen Teils vom Ganzen gibt es erläuternde Bildlegenden. Sie sind gut verständlich, sachlich richtig und auch korrekt übersetzt. Dem Lektorat hätte freilich ein Satz wie dieser (zur Zeichnung "Querschnitt durch eine Stadt") über Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg nicht durchgehen dürfen: "Dabei wurden zwar nur wenige Menschen getötet, jedoch zahlreiche Gebäude zerstört." Das ist auf London gemünzt, doch deutschen Lesern stößt diese apodiktische Behauptung sauer auf - auch wenn die Kinder von heute damit ohnehin nichts mehr anzufangen wissen. Von solchen kleinen Ausrutschern abgesehen: Es macht Spaß, in den Zeichnungen spazierenzugehen, möglichst in Begleitung eines kleinen Menschen, der sich wißbegierig die Welt erklären lassen will. GEROLD LINGNAU
Das sensationelle Innenleben der Dinge. Von Stephen Biesty (Bilder) und Richard Platt (Text). Gerstenberg Verlag, Hildesheim, 32 Seiten, 13 Abbildungen, 34 Mark.
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