
Versandkostenfrei!
Nicht lieferbar
Major Scobie arbeitet seit 15 Jahren im Kolonialdienst in einer westafrikanischen Hafenstadt. Seine Frau Louise lebt dort mit ihm. Eines Tages begegnet Scobie Helen Rolt, die nach einem Schiffsunfall seine Hilfe in Anspruch nimmt. Als aus der Bekanntschaft Liebe entsteht, werden die Widersprüche, in die sich der Major mehr und mehr verwickelt, mit seinem katholischen Glauben nicht mehr vereinbar ...
Major Scobie hat fünfzehn Jahre Dienst in einer kleinen westafrikanischen Hafenstadt hinter sich und wird bei der Beförderung wieder einmal übergangen. Das trifft seine Frau Louise tiefer als ihn. Scobie liebt seine Frau nicht mehr, behandelt sie jedoch mit Respekt. Als Louise nach Südafrika reist, lernt Scobie Helen Rolt kennen. Ihr Dampfer war von einem U-Boot torpediert worden, und sie gehört zu den überlebenden Passagieren. Das Mitleid, das Scobie für Helen empfindet, wandelt sich in Liebe, undder gläubige Katholik gerät in ein unauflösliches Dilemma.
Greene, Graham
Graham Greene wurde am 2. Oktober 1904 in Berkhampstead, Hertfordshire, geboren. Sein Großonkel war der Autor der 'Schatzinsel', Robert Louis Stevenson. Da Greene der Sohn des örtlichen Schuldirektors war, behandelten seine Mitschüler ihn als Außenseiter. Er entwickelte einen Hang zum Einzelgängertum, gegen den auch seine beiden Brüder nichts tun konnten. Nach Beendigung der Schule ging Greene nach Oxford und studierte am Balliol College Neuere Geschichte. Seine erste Anstellung war ein Redakteursposten bei der Times in London, danach fand er eine Stelle als Filmkritiker beim Spectator. Die großen Reisen, die er unternahm - u.a. nach Westafrika und Asien - wurden auch zum Fundus für seine schriftstellerische Tätigkeit. Ein entscheidender Schritt war 1934 sein Übertritt zum Katholizismus. Sein erster Roman, 'The Man Within' (1929, dt. 'Zwiespalt der Seele'), beschreibt bereits den Konflikt zwischen Gut und Böse, der im Zentrum von Graham Greenes Werk steht. Man findet ihn in den Kriminalgeschichten wie in den psychologisch ausgerichteten Romanen. Als 1940 'The Power and the Glory' (dt. 'Die Kraft und die Herrlichkeit') erschien, erhielt Greene dafür den Hawthorne-Preis. Viele halten es für sein vielleicht bestes Werk. Zweimal leitete er Verlage, Mitte der vierziger Jahre Eyre & Spottiswoode und Anfang der sechziger Jahre Bodley Head. Am 3. April 1991 starb Graham Greene in Genf. Er wurde mehrmals als heißer Kandidat für den Literatur-Nobelpreis gehandelt und zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts.
Graham Greene wurde am 2. Oktober 1904 in Berkhampstead, Hertfordshire, geboren. Sein Großonkel war der Autor der 'Schatzinsel', Robert Louis Stevenson. Da Greene der Sohn des örtlichen Schuldirektors war, behandelten seine Mitschüler ihn als Außenseiter. Er entwickelte einen Hang zum Einzelgängertum, gegen den auch seine beiden Brüder nichts tun konnten. Nach Beendigung der Schule ging Greene nach Oxford und studierte am Balliol College Neuere Geschichte. Seine erste Anstellung war ein Redakteursposten bei der Times in London, danach fand er eine Stelle als Filmkritiker beim Spectator. Die großen Reisen, die er unternahm - u.a. nach Westafrika und Asien - wurden auch zum Fundus für seine schriftstellerische Tätigkeit. Ein entscheidender Schritt war 1934 sein Übertritt zum Katholizismus. Sein erster Roman, 'The Man Within' (1929, dt. 'Zwiespalt der Seele'), beschreibt bereits den Konflikt zwischen Gut und Böse, der im Zentrum von Graham Greenes Werk steht. Man findet ihn in den Kriminalgeschichten wie in den psychologisch ausgerichteten Romanen. Als 1940 'The Power and the Glory' (dt. 'Die Kraft und die Herrlichkeit') erschien, erhielt Greene dafür den Hawthorne-Preis. Viele halten es für sein vielleicht bestes Werk. Zweimal leitete er Verlage, Mitte der vierziger Jahre Eyre & Spottiswoode und Anfang der sechziger Jahre Bodley Head. Am 3. April 1991 starb Graham Greene in Genf. Er wurde mehrmals als heißer Kandidat für den Literatur-Nobelpreis gehandelt und zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts.
Produktdetails
- dtv Taschenbücher Bd.13142
- Verlag: DTV
- Originaltitel: The Heart of the Matter
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 348
- Deutsch
- Abmessung: 191mm x 120mm x 21mm
- Gewicht: 292g
- ISBN-13: 9783423131421
- ISBN-10: 342313142X
- Artikelnr.: 11999303
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Abwickler alles Irdischen
Graham Greenes "Herz aller Dinge" in neuer Übersetzung · Von Hanns-Josef Ortheil
Fünfzehn Jahre Kolonialdienst in einer kleinen westafrikanischen Stadt hat Major Scobie hinter sich, meldet uns der Klappentext. Wie wir weiter erfahren, hat die Liebe Scobies zu seiner Frau Louise in diesen Jahren gelitten; Louise verreist für einige Wochen, und in Gestalt der jungen Helen Rolt begegnet dem katholischen Scobie die Versuchung.
Scobies Versuchung ist ein Romanstoff Graham Greenes aus den späten vierziger Jahren. Wenn der Wiener Zsolnay Verlag Greenes Roman heute in einer Neuedition vorstellt, fragt man sich unwillkürlich, ob noch viele Leser geneigt sind, Greenes gedankliche
Graham Greenes "Herz aller Dinge" in neuer Übersetzung · Von Hanns-Josef Ortheil
Fünfzehn Jahre Kolonialdienst in einer kleinen westafrikanischen Stadt hat Major Scobie hinter sich, meldet uns der Klappentext. Wie wir weiter erfahren, hat die Liebe Scobies zu seiner Frau Louise in diesen Jahren gelitten; Louise verreist für einige Wochen, und in Gestalt der jungen Helen Rolt begegnet dem katholischen Scobie die Versuchung.
Scobies Versuchung ist ein Romanstoff Graham Greenes aus den späten vierziger Jahren. Wenn der Wiener Zsolnay Verlag Greenes Roman heute in einer Neuedition vorstellt, fragt man sich unwillkürlich, ob noch viele Leser geneigt sind, Greenes gedankliche
Mehr anzeigen
Schwermütereien auf sich zu nehmen. Was, denkt man, geht uns dieser altmodische Scobie an, was sollen uns sein Katholizismus und die hysterischen Frauen, die seinen Lebensfrieden gefährden?
So beginnt man die Lektüre mit Widerwillen und jenem Stirnrunzeln, das Arroganz verrät. Die aber läßt Greene uns dann über mehr als dreihundert Seiten spüren. Er ist, wir müssen es schon nach fünfzig Seiten gestehen, ein Meister des Erzählens, der uns ganz allmählich, in einem Erzähltempo, das wie mit der Stoppuhr gemessen scheint, tief in seine nach außen hin übersichtlichen Welten entführt.
Greenes Erzählökonomie bewährt sich gerade darin, diese Außenwelten direkt und plastisch zu präsentieren. All die Utensilien großer Anschaulichkeit sind dann vorhanden, hier ein Glas Eiswasser, dort eine Gangway; wenn's hintergründig zugehen soll, reicht auch schon ein mattes Licht. Für solche Präsentationen braucht Greene nicht mehr als ein paar Sätze, aber sie stehen da wie in Bibelsäure gegossen, so ehern und selbstverständlich.
Geht es dann um die Innenwelten seiner Figuren, braucht Greene nur noch hier und da einen Gegenstand zu verrücken, eine Hand zittern zu lassen, das Licht noch um eine Spur zu dämpfen. Innere Monologe sind seine Sache nicht, und wo er sich an ihnen versucht, sind es klapprige Geständnisse, die so klingen, als hätten ihre Sprecher gerade falsch gebeichtet.
Nein, das Geheimnis von Greenes Erzählkunst ist das virtuose Hin- und Hergleiten zwischen Oberflächen und seelischen Vorgängen, unmerkliche Übergänge, diffuse Ritzen, in denen die Figuren manchmal über ihre eigene Lage erschrecken. Das sind dann große Momente, Momente, in denen Greene wohl seine eigenen Gestalten etwas unheimlich wurden.
Seine Frauen porträtiert er mit gespielter Liebenswürdigkeit; in Wahrheit sind sie alle unerträglich, auch unerträglich blaß. Greenes eigentliche Figuren sind Mannsbilder, die sich um ihren weichen Mitleidskern selbst betrügen; nach außen spielen sie die Abwickler alles Irdischen, innerlich sind sie schwach und vor allem sentimental.
Greenes Erzähllust ist gnadenlos sadistisch. Er treibt seine Kolonialhelden in eine Verzweiflung, die eine ganz und gar innerliche ist. Selbstzweifel, Skrupel, sogar Mordgedanken - sie werden in diesem Roman in der Seele eines beinahe Heiligen initiiert, der in der zweiten Hälfte des Romans auch noch tief katholisch sein muß, damit sich das Sündenkonto des armen Teufels gleichsam noch verdoppelt.
Gerade diesen Erzählsadismus, meisterhaft in Szene gesetzt und von Kapitel zu Kapitel wie mit Zungenschnalzen betrieben, genießt man, wenn man Greenes Roman heute liest. Unser Major Scobie, den wir anfangs für eine langweilige Filmfigur in schlechter Greenescher Manier hielten, bekommt im Verlauf des Romans etwas von düsterer, beinahe dämonischer Haßfertigkeit. Der Teufel schimmert in diesem Heiligen auf, gerade weil er ein Heiliger sein wollte.
Das alles ist immer noch katholisch gedacht, obwohl der Katholizismus dieses Romans, der Leser sei entwarnt, lange Zeit so etwas wie eine ruhige Mystik ist, einfach guter Glaube. Erst spät übertreibt es Greene ein wenig, dann müssen auch noch die Mysterien her, die die Verdammungen ermöglichen; das ist schon schwächer, aber es hat Greene offensichtlich gereizt, seinem kreuzehrlichen Scobie ein richtiges Inferno zu bereiten.
Über dreihundert Romanseiten sehr guter Unterhaltung liegen also noch immer vor, trotz ihrer Herkunft aus den späten vierziger Jahren. Der Lesegenuß entwickelt sich auch deshalb, weil wir es nicht mehr mit der alten Übersetzung Walther Puchweins, sondern mit der neuen von Edith Walter zu tun haben. Diese neue Übersetzung ist temporeicher und genauer am Original, sie ist auch einfach moderner und verschont uns daher mit "Mädchenmittelschulen" ("High Schools") oder "Aufräumerinnen" ("Putzfrauen").
Puchweins alte Übersetzung hatte einen eher breiten, behäbigen Erzählton unterstrichen; sie war an vielen Stellen auch ungelenk, vor allem bei Anschlüssen von Nebensätzen, die manchmal wie Hindernisse im Leseweg standen. Edith Walter hat diesen alten Text nicht nur entschlackt und an einigen Stellen verbessert. Die Übersetzung ist beinahe von Satz zu Satz neu, so daß es wirklich gerechtfertigt ist, von einer Neuedition zu sprechen.
In dieser lobenswerten Neuedition ist Greenes Roman uns sehr viel näher. Der altväterliche Gestus ist dem deutschen Text jetzt genommen, und in manchem Detail bewährt sich der prägnantere, meist auch kürzere Ton. Da "trachtet" einer nicht mehr, "über etwas hinwegzukommen": er "vergißt" es einfach; da "klatschen" keine nackten Füße mehr über den Boden; sie "tappen" vielmehr; und da ,verwendet" eine Frau nicht mehr "größere Sorgfalt auf Kosmetik": sondern legt "mehr Wert auf Make-up".
Solche Feinheiten kreieren das Textganze schließlich vollständig neu. Es ist, als hätte man dem alten Graham Greene noch einmal Flügel verliehen, damit sich seine Gestalten ganz in einer heutigen Fitneß präsentieren können.
Um so mehr glänzen diese Gestalten jetzt, wie frisch poliert. Sie haben etwas von snobistischer Heiterkeit bekommen, vor allem in den Dialogen, von denen Greene wußte, daß sie das beste Zweidrittel der Romanmiete einfahren. Hier wurde mit aller Langeweile aufgeräumt. Rasch, scharf und manchmal schnippisch fallen Frage und Antwort, herbeizitiert von einem Erzähler, der an seinen oft so verzweifelten Figuren seinen höllisch-diabolischen Spaß gehabt haben muß.
Heinrich Böll, meldet uns der Verlag noch abschließend, soll gerade diesen Greene-Roman sehr geschätzt haben. Wir können es uns denken, Greenes Vorzüge sind unübersehbar.
Graham Greene: "Das Herz aller Dinge". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Edith Walter. Paul Zsolnay Verlag, Wien 1995. 333 S., geb., 36,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
So beginnt man die Lektüre mit Widerwillen und jenem Stirnrunzeln, das Arroganz verrät. Die aber läßt Greene uns dann über mehr als dreihundert Seiten spüren. Er ist, wir müssen es schon nach fünfzig Seiten gestehen, ein Meister des Erzählens, der uns ganz allmählich, in einem Erzähltempo, das wie mit der Stoppuhr gemessen scheint, tief in seine nach außen hin übersichtlichen Welten entführt.
Greenes Erzählökonomie bewährt sich gerade darin, diese Außenwelten direkt und plastisch zu präsentieren. All die Utensilien großer Anschaulichkeit sind dann vorhanden, hier ein Glas Eiswasser, dort eine Gangway; wenn's hintergründig zugehen soll, reicht auch schon ein mattes Licht. Für solche Präsentationen braucht Greene nicht mehr als ein paar Sätze, aber sie stehen da wie in Bibelsäure gegossen, so ehern und selbstverständlich.
Geht es dann um die Innenwelten seiner Figuren, braucht Greene nur noch hier und da einen Gegenstand zu verrücken, eine Hand zittern zu lassen, das Licht noch um eine Spur zu dämpfen. Innere Monologe sind seine Sache nicht, und wo er sich an ihnen versucht, sind es klapprige Geständnisse, die so klingen, als hätten ihre Sprecher gerade falsch gebeichtet.
Nein, das Geheimnis von Greenes Erzählkunst ist das virtuose Hin- und Hergleiten zwischen Oberflächen und seelischen Vorgängen, unmerkliche Übergänge, diffuse Ritzen, in denen die Figuren manchmal über ihre eigene Lage erschrecken. Das sind dann große Momente, Momente, in denen Greene wohl seine eigenen Gestalten etwas unheimlich wurden.
Seine Frauen porträtiert er mit gespielter Liebenswürdigkeit; in Wahrheit sind sie alle unerträglich, auch unerträglich blaß. Greenes eigentliche Figuren sind Mannsbilder, die sich um ihren weichen Mitleidskern selbst betrügen; nach außen spielen sie die Abwickler alles Irdischen, innerlich sind sie schwach und vor allem sentimental.
Greenes Erzähllust ist gnadenlos sadistisch. Er treibt seine Kolonialhelden in eine Verzweiflung, die eine ganz und gar innerliche ist. Selbstzweifel, Skrupel, sogar Mordgedanken - sie werden in diesem Roman in der Seele eines beinahe Heiligen initiiert, der in der zweiten Hälfte des Romans auch noch tief katholisch sein muß, damit sich das Sündenkonto des armen Teufels gleichsam noch verdoppelt.
Gerade diesen Erzählsadismus, meisterhaft in Szene gesetzt und von Kapitel zu Kapitel wie mit Zungenschnalzen betrieben, genießt man, wenn man Greenes Roman heute liest. Unser Major Scobie, den wir anfangs für eine langweilige Filmfigur in schlechter Greenescher Manier hielten, bekommt im Verlauf des Romans etwas von düsterer, beinahe dämonischer Haßfertigkeit. Der Teufel schimmert in diesem Heiligen auf, gerade weil er ein Heiliger sein wollte.
Das alles ist immer noch katholisch gedacht, obwohl der Katholizismus dieses Romans, der Leser sei entwarnt, lange Zeit so etwas wie eine ruhige Mystik ist, einfach guter Glaube. Erst spät übertreibt es Greene ein wenig, dann müssen auch noch die Mysterien her, die die Verdammungen ermöglichen; das ist schon schwächer, aber es hat Greene offensichtlich gereizt, seinem kreuzehrlichen Scobie ein richtiges Inferno zu bereiten.
Über dreihundert Romanseiten sehr guter Unterhaltung liegen also noch immer vor, trotz ihrer Herkunft aus den späten vierziger Jahren. Der Lesegenuß entwickelt sich auch deshalb, weil wir es nicht mehr mit der alten Übersetzung Walther Puchweins, sondern mit der neuen von Edith Walter zu tun haben. Diese neue Übersetzung ist temporeicher und genauer am Original, sie ist auch einfach moderner und verschont uns daher mit "Mädchenmittelschulen" ("High Schools") oder "Aufräumerinnen" ("Putzfrauen").
Puchweins alte Übersetzung hatte einen eher breiten, behäbigen Erzählton unterstrichen; sie war an vielen Stellen auch ungelenk, vor allem bei Anschlüssen von Nebensätzen, die manchmal wie Hindernisse im Leseweg standen. Edith Walter hat diesen alten Text nicht nur entschlackt und an einigen Stellen verbessert. Die Übersetzung ist beinahe von Satz zu Satz neu, so daß es wirklich gerechtfertigt ist, von einer Neuedition zu sprechen.
In dieser lobenswerten Neuedition ist Greenes Roman uns sehr viel näher. Der altväterliche Gestus ist dem deutschen Text jetzt genommen, und in manchem Detail bewährt sich der prägnantere, meist auch kürzere Ton. Da "trachtet" einer nicht mehr, "über etwas hinwegzukommen": er "vergißt" es einfach; da "klatschen" keine nackten Füße mehr über den Boden; sie "tappen" vielmehr; und da ,verwendet" eine Frau nicht mehr "größere Sorgfalt auf Kosmetik": sondern legt "mehr Wert auf Make-up".
Solche Feinheiten kreieren das Textganze schließlich vollständig neu. Es ist, als hätte man dem alten Graham Greene noch einmal Flügel verliehen, damit sich seine Gestalten ganz in einer heutigen Fitneß präsentieren können.
Um so mehr glänzen diese Gestalten jetzt, wie frisch poliert. Sie haben etwas von snobistischer Heiterkeit bekommen, vor allem in den Dialogen, von denen Greene wußte, daß sie das beste Zweidrittel der Romanmiete einfahren. Hier wurde mit aller Langeweile aufgeräumt. Rasch, scharf und manchmal schnippisch fallen Frage und Antwort, herbeizitiert von einem Erzähler, der an seinen oft so verzweifelten Figuren seinen höllisch-diabolischen Spaß gehabt haben muß.
Heinrich Böll, meldet uns der Verlag noch abschließend, soll gerade diesen Greene-Roman sehr geschätzt haben. Wir können es uns denken, Greenes Vorzüge sind unübersehbar.
Graham Greene: "Das Herz aller Dinge". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Edith Walter. Paul Zsolnay Verlag, Wien 1995. 333 S., geb., 36,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schließen
Der Roman, erschienen 1948, entwickelt auch heute noch einen erzählerischen Sog, was vor allem Greenes grandiosen Beschreibungen und der aktuellen Übersetzung von Edith Walter zu verdanken ist. Nürnberger Nachrichten 20160223
Das Buch spielt zur Zeit des zweiten Weltkrieges in Westafrika. Der Brite Major Scobie ist Polizist. Gerade eben wurde er bei einer Beförderung übergangen. Das genügt seiner Frau Louise, ihn zu verlassen. Es kriselte schon länger in ihrer Ehe und Louise will einen Neuanfang in …
Mehr
Das Buch spielt zur Zeit des zweiten Weltkrieges in Westafrika. Der Brite Major Scobie ist Polizist. Gerade eben wurde er bei einer Beförderung übergangen. Das genügt seiner Frau Louise, ihn zu verlassen. Es kriselte schon länger in ihrer Ehe und Louise will einen Neuanfang in Südafrika. Kurz nach ihrer Abreise lernt Scobie Helen kennen, ebenfalls Engländerin. In Scobie regt sich so etwas wie Liebe. Das Problem ist nur die noch bestehende Ehe mit Louise. Als gläubiger Katholik will Scobie keine Sünde begehen, doch irgendwann siegt das Verlangen. Er beginnt eine heftige und berauschende Affäre mit Helen. In ihm nagt das Wissen, damit gegen alle für ihn geltenden Regeln zu verstoßen. Doch damit nicht genug. Obwohl ihm der Beichtvater die Absolution verweigert, nimmt er weiter am Kirchenleben teil als sei nichts gewesen. Eines Tages aber kann er nicht weiter. Sein Glauben sagt ihm, dass er eine Todsünde nach der anderen begeht und es so nicht weitergehen kann. Seine Gewissen plagt ihn so sehr, dass er schließlich Selbstmord begeht.<br />Ein ergreifendes Buch über Gewissensnöte und die erfolglosen Versuche, mit sich selbst ins Reine zu kommen. Es zeigt sich, dass man anderen einfach durch Zuhören helfen kann. Aber keiner aus Scobies Umgebung konnte oder wollte das. Sein Tod ist am Ende sinnlos, denn Louise, die doch noch zurückgekehrt war, wußte von dem Verhältnis.
Weniger
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Major Scobie ist Polizist in einer westafrikanischen Kolonie, die zu Großbritannien gehört. Er ist Katholik seiner Frau Louise wegen. Er ist tief in seinem Inneren ein sehr gläubiger Mensch. Ihn trifft es sehr, dass Louise ihn verlassen und sogar nach Südafrika gehen will. Damit …
Mehr
Major Scobie ist Polizist in einer westafrikanischen Kolonie, die zu Großbritannien gehört. Er ist Katholik seiner Frau Louise wegen. Er ist tief in seinem Inneren ein sehr gläubiger Mensch. Ihn trifft es sehr, dass Louise ihn verlassen und sogar nach Südafrika gehen will. Damit läuft es privat genauso schlecht wie beruflich, denn auch eine Beförderung wird es für ihn nicht geben. Eines Tages lernt er die Schiffbrüchige Landsfrau Helen kennen. Obwohl er noch verheiratet ist und weiß, mit einem Verhältnis eine schwere Sünde zu begehen, beginnt er ein Verhältnis mit ihr. Bei der Beichte aber verweigert sein Beichtvater die Absolution, ein schwerer Schlag für einen so gläubigen Menschen wie Scobie. Louise trifft eines Tages recht unerwartet auf ihren Mann. Scobie versucht die Affäre vor ihr geheimzuhalten. Aber anstatt reinen Tisch zu machen, sich für eine Frau zu entscheiden und damit seinen inneren Frieden langfristig zu bekommen, will er weder Louise noch Helen wehtun. Damit aber spricht ere sein eigenes Urteil, denn mit dieser Situation wird er nicht fertig. Es kommt sogar so weit, dass er lieber Selbstmord begeht, als sich den beiden Frauen zu stellen. Dabei wusste oder ahnte Louise längst von der Affäre. Für Major Scobie aber ist es zu spät.<br />Ein ergreifendes Buch über innere Zweifel und die Frage, was richtig ist. Der Major findet nicht die Kraft, die Situation zu klären. Lieber stiehlt er sich per Selbstmord davon. Es ist sehr anschaulich beschrieben, wohin ein Weg voller Lügen und weiterer Lügen führen kann.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Mr Scobie ist Polizist im Range eines Majors in einer britischen Kolonie in Afrika. Bei den anstehenden Beförderungen gegen wurde er wieder übergangen. Für seine Frau Louise ist das der Anlass, ihn zu verlassen und nach Südafrika zu gehen. Kurz darauf lernt er Helen kennen und …
Mehr
Mr Scobie ist Polizist im Range eines Majors in einer britischen Kolonie in Afrika. Bei den anstehenden Beförderungen gegen wurde er wieder übergangen. Für seine Frau Louise ist das der Anlass, ihn zu verlassen und nach Südafrika zu gehen. Kurz darauf lernt er Helen kennen und beginnt auch eine Affäre mit ihr. Allerdings weiß er genau, damit gegen die Regeln der Kirche zu verstoßen. Scobie ist einstmals zum Katholizismus übergetreten. Das geschah zwar wegen der Heirat mit Louise, aber inzwischen ist aus ihm ein wirklich gläubiger Mensch geworden. Da er noch verheiratet ist, begeht er eine echte Sünde durch das Verhältnis mit Helen. Scobie weiß das und er ist hin- und hergerissen zwischen Begehren für Helen und Treue zu seiner Frau. Völlig überraschend kommt Louise zurück. Damit beginnt eine wahre Qual für Scobie. Er möchte niemandem wehtun. Er empfindet echte Zuneigung zu Helen, aber er versprach einst Treue zu Louise bis in den Tod. Auch ein Priester kann ihm nicht helfen und verweigert gar die Absolution nach der Beichte. Scobie ist allein und verzweifelt, trifft die Entscheidung, sich durch Selbstmord aus der Affäre zu ziehen. Offenheit hätte ihm das Leben gerettet, denn Louise wußte von der Affäre.<br />Ein bestürzendes Buch, denn Scobie wußte keinen Ausweg aus der Notlage. Ein mitfühlendes Wort des Beichtvaters hätte das ganze Problem entschärft und Scobie hätte vielleicht die Kraft für Offenheit nach allen Seiten gefunden. Das Buch sollte keiner lesen, der in einer Beziehungskrise steckt.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich