Titel Dame hart erarbeitet hat, verschlägt es sie - der Liebe wegen - vom beschaulichen Philadelphia in die Wildnis des Grenzlandes. Zwischen Pionieren und Chinook-Indianern besteht sie ihre Abenteuer. Das macht sie nach einigen Anlaufschwierigkeiten natürlich fabelhaft. Sie reüssiert als Austernfischerin und Walabspeckerin, erweist sich als passable Totengräberin, Köchin und Ärztin; wie sie überhaupt in den meisten Lebenslagen unglaublich gut reagiert.
Dabei erzählt die amerikanische Schriftstellerin Jennifer L. Holm eine Art umgekehrter "My Fair Lady"-Geschichte. Die "unnütze Göre" Jane muß ihren ganzen Benimm über Bord werfen, um das Leben in der Wildnis zu meistern. Wie schon in ihrem ersten Buch "May Amelia" läßt die Autorin ihre Heldin selbst erzählen. Jane macht das durchaus humorvoll und packend, auch wenn sie zuweilen zu lächerlich altbackenen und schwülstigen Formulierungen greift.
Der Roman spielt dabei einigermaßen geschickt mit den Genres, läßt genügend Raum für Abenteuer, Grusel und Romantik sowie für die Entwicklung der Ich-Erzählerin. Aus dem Wildfang wird die dämliche Miss Peck, die sich später als hartgesottene Boston Jane entpuppt. Leider drängt die Autorin immer wieder ihr Wissen über das Leben der Indianer in die Dialoge. Viel aufregender ist aber das Leben der Jane Peck, die in the middle of nowhere lernt, wie man Kirschkuchen mit Brombeeren backt und daß niemand sie rettet außer sie selbst.
SHIRIN SOJITRAWALLA
Jennifer L. Holm: "Boston Jane". Ein Mädchen in der Wildnis. Aus dem Englischen übersetzt von Ilse Strasmann. Cecilie Dressler Verlag, Hamburg 2002. 271 S., geb., 12,90 [Euro]. Ab 12 J.
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