Da frißt eine "Nichtsmaus" die Löcher im Käse, da schaltet eine Verkehrsampel auf Blau, und "General Oberbombe-Riesenknall-Schlagetot" treiben die eigenen Kanonen in die Flucht. Sie sind nämlich aus Glocken gegossen und antworten jedwedem Feuerbefehl bloß mit einem schönen "Bimm! Bamm! Bomm!".
Sieben Meistererzählungen runden die Sammlung wahrer Lügengeschichten ab - mit launigen Einfällen, philosophischen und psychologischen Finten. Ihr Titel "Das fabelhafte Telefon" weist auf Rodaris optimistisches poetisches Programm: Der traditionelle Märchenzauber behauptet sich als Alltagsmagie auch in der heutigen technisierten Welt. Transistorradios, die am Adriastrand unsere geheimsten Gedanken senden, Fahrstühle, die uns aus der Bar Italia sekundenschnell zu Mond und Sternen ziehen, sind mehr als emanzipierte Maschinen.
Gianni Rodari - er starb 1980 in Rom -, Kommunist, Antimilitarist, ein Klassiker kritischer Kapriolen, war ein Menschenfreund, der dazu ermutigte, Geschichte wie Geschichten neu zu schreiben. Und sei es die vom alten "Grünkäppchen", das gar nicht zur kranken Großmutter ging, sondern zum Markt, um eine Dose Tomatensoße einzukaufen. Oder war es Kaugummi? ESTHER RÖHR Gianni Rodari: "Das fabelhafte Telefon". Wahre Lügengeschichten. Aus dem Italienischen von Marianne Schneider. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 1997. 126 S., geb. 24,80DM.
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