Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.02.2003Viel Lärm ums Butterbrot
Was waren wir naiv! Die Welle der Kochbücher, so hätten wir eben noch gewettet, schien über ihren eigenen Kamm geschwappt, als sich auch Verona Feldbusch und Nadja Abd El Farrag mit ihren Lieblingrezepten nicht länger hinter dem Herd verstecken wollten. "Ich schmiere mir ein Wurstbrot", machten sich damals einige lustig, würden die Kapitel wohl heißen. Aber so war es nicht. Dazu brauchte es Elke Kößling, die uns nun "Das Buch vom Butterbrot" aufs Brettchen legt. Zwischen soziologischen Exkursen (das Butterbrot ist "gesellschaftsübergreifend") und handfestem Pragmatismus ("Der Verzehr erfordert nur geringen Aufwand"), bleibt der Autorin auch Raum für philosophische Diskurse, etwa über die Erkenntnis,
daß das "gute alte Butterbrot" über Programmänderungen im Fernsehen und gescheiterte Liebesbeziehungen hinwegtröste - wobei sie die jeweils passenden Handreichungen schuldig bleibt. Denn die Kapitel folgen keineswegs dem Lauf des Lebens, sondern nur dem des Tages: Frühstücksbrot, Pausenbrot, Abendbrot - und als Bonbon "die Klassiker". Was Elke Kößling dabei alles auf die Scheiben stapelt, macht reichlich Appetit. Und doch mißtraut man der Autorin ein ums andere Mal. Fehl am Platz ist die subtile Ironie angesichts eines Nutella-Brots mit Erdbeerscheiben: "100 g Erdbeeren haben nur rund 39 Kalorien." Das massig mit Feta, Kartoffeln und Kürbis beladene Brot wird einem gerade in der Pause eher Probleme als Freude bereiten. Und das Leberwurstbrot mit Sauerkraut ist so dicht an einem "Reuben Sandwich", daß man sich fragt, weshalb vom "Sandwich" im Vorwort behauptet wird, es sei das Wahre nicht. In der auf jeder Seite untergebrachten Rubrik "So wird's gemacht" lernt man unter anderem, eine Gurke zu schneiden.
F.L.
"Das Buch vom Butterbrot" von Elke Kößling. vgs, Köln 2002. 80 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Gebunden, 14,90 Euro. ISBN 3-8025-1500-0.
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