Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.07.2005Der Koch im Haus erspart das Rezeptbuch
In Indien ist Curry kein Pulver. Eher ist es eine Philosophie der Küche. Denn gemeint ist damit jedes indische Mahl, für das Fleisch oder Fisch in einer dicken Sauce gegart wird - einer Sauce, die man teils so aufwendig zubereitet, daß dafür bis zu zwanzig Gewürze gemischt werden. Kein Wunder, daß jede indische Familie ihre eigenen Rezepte hat. Kein Wunder auch, daß diese Rezepte von indischen Emigranten in die ganze Welt getragen wurden, in der sie wiederum durch Einflüsse der Gastländer erhebliche Veränderungen erfahren haben. Mehr als zweihundert Rezepte hat Madhur Jaffrey für ihr Buch "Currys" zusammengetragen. Die Autorin, so entnimmt man dem Klappentext, moderiert für die BBC
eine Sendung zur indischen Küche. Selbst den knappen Angaben zur Zubereitung glaubt man das anzumerken. Oft schleicht sich jener Plauderton ein, mit dem im Fernsehen Pausen überbrückt werden. Dann erzählt sie von den Suppen aus ihrer Kindheit oder begründet die Auswahl eines Gerichts damit, daß es zu den Lieblingsspeisen ihrer Schwester gehört - die es sich allerdings von ihrem Koch anrichten läßt. Wer nun keinen Koch im Haushalt angestellt hat, wird den Anweisungen dieses Buchs gut folgen können. Wichtigste Voraussetzung ist, sich ein größeres, gut bestücktes Gewürzbord anzuschaffen. Zum unentbehrlichen Werkzeug wird der Mörser.
F.L.
"Currys, Currys, Currys" von Madhur Jaffrey. Christian Verlag, München 2005. 352 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Gebunden, 29,95 Euro. ISBN 3-88472-635-8.
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