Ohne Zweifel, ist Andreas Platthaus überzeugt, hat der Roman des 20. Jahrhunderts mit Marcel Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit", einen "unübertroffenen Höhenflug" angetreten, an den so schnell nichts heranreicht. Umso schwieriger, so der mitfühlende Rezensent, gestaltete sich die Übertragung dieses Mammutwerks ins Deutsche. Zwei vollständige Übersetzungen, eine "von großer Eleganz" von Eva Rechel-Mertens und eine von Luzius Keller, hat es bisher gegeben, informiert der Rezensent. Michael Kleebergs neue Übersetzung des ersten Bandes der "Recherche", "Combray" sehr kritisch - und zwar im Vergleich mit dem Original und den anderen
Übersetzungen - gewürdigt. "Der wahre Proust", wie der Verlag verspricht, wird hier nicht präsentiert, meint Platthaus, der das ohnehin im Deutschen für unmöglich hält. Ansonsten führt er diese oder jene Unstimmigkeit in der Übersetzung Kleebergs vor, ärgert sich über die eine oder andere "umständliche" oder unpassende Übertragung, würdigt aber, dass Kleeberg es verstehe, den "gedrechselten" Satzbau Prousts den deutschen Lesern nahe zu bringen. Vielleicht, mutmaßt der Rezensent, wird das Werk Prousts damit attraktiver. Allerdings, gibt Platthaus auch zu bedenken, nimmt diese Eindeutschung der Syntax dem Werk seine "Einzigartigkeit" und rückt es stattdessen in die Nähe von Thomas Mann. Und der hat mit Proust eigentlich nicht viel gemeinsam, findet Platthaus.
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