englischen Künstlern und Intellektuellen trägt seinen Namen nach dem Londoner Stadtteil, in dem er sich gefunden hatte. Doch sein Herzstück wurde bald ein Bauernhaus in Sussex, das die Signatur des schöpferischen Lebens jener Jahre in allen ausgemalten Räumen farbenfroh bis in die Gegenwart gerettet hat. Quentin Bell, Sohn der Künstlerin Vanessa Bell, einer Mittelpunktgestalt des Kreises, zugleich ein Neffe von Vanessas Schwester Virginia Woolf, Maler, Biograph, Professor, hat bis zu seinem Tod im Jahre 1996 noch selbst in Charleston als Töpfer gewirkt. Das Manuskript für die Lebensgeschichte des Hauses, in dem er aufgewachsen ist, hat seine Tochter Virginia Nicholsen nach seinem Tod bearbeitet, teils auch ergänzt. Mit den Fotos Alen MacWeeneys, eines Vertrauten der Familie, ist es ein lesenswertes und bestaunenswertes Dokument geworden, Zeugnis einer Lebensform und einer Kreativität, die beide über die gewohnten Grenzen gingen, moralisch ebenso wie künstlerisch. Das Düfte-Durcheinander von frischem Kuchen, Blumen, Ton und Terpentin, das die Erinnerung der Nachgeborenen Virginia bestimmt, hat in dem liebevoll gestalteten Buch eine geglückte Entsprechung gefunden. Schade nur, daß der deutsche Verlag dem Haus vor der ersten Begegnung gleich mehrmals den irreführenden Begriff vom "englischen Landhaus" vorangestellt hat. Es war ein Bauernhaus und heißt noch so: "Charleston Farmhouse". Und drum herum liegt nach wie vor die Farm. (mbe)
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