Gabriel Krauze
Gebundenes Buch
Beide Leben
Versandkostenfrei!
Nicht lieferbar
Ein heikler Balanceakt zwischen zwei Welten: Der Rausch von Gewalt inmitten der Betontürme im Norden Londons, nebenher ein Literaturstudium. Ein Leben, das unweigerlich die Frage nach Gut und Böse aufwirft. Gabriel Krauze schreibt mit ungeschönter Ehrlichkeit von seiner früheren Existenz. Ein atemloser, sprachlich brillanter Großstadt-Roman, der Gewalt und Tristesse eine eigene Poesie verleiht.
Gabriel Krauze wuchs in London auf und fühlte sich schon früh zu einem Leben der Gangs und Kriminalität hingezogen. Er hat diese Welt hinter sich gelassen und sie in seinem Schreiben verarbeitet. Seine Kurzgeschichten wurden in "Vice" veröffentlicht. "Beide Leben" ist sein Debütroman, stand 2020 auf der Longlist für den Booker Prize und 2021 auf derjenigen des Dylan Thomas-Prize. Werner Löcher-Lawrence ist u. a. der Übersetzer von John Boyne und Hilary Mantel und übersetzte für Kein & Aber Gabriel Krauze und Lisa McInerney.
Produktdetails
- Verlag: Kein & Aber
- Originaltitel: Who They Was
- Seitenzahl: 384
- Erscheinungstermin: 9. September 2021
- Deutsch
- Abmessung: 185mm x 125mm x 27mm
- Gewicht: 386g
- ISBN-13: 9783036958507
- ISBN-10: 3036958509
- Artikelnr.: 61611908
Herstellerkennzeichnung
Kein + Aber
Gutenbergstraße 1
82205 Gilching
vertrieb@keinundaber.ch
www.keinundaber.ch
0041 442971233
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Marco Stahlhut kann sich den Hymnen seiner britischen Kollegen über dieses Debüt nicht anschließen. In keinem Punkt. Schon beim ersten Raubüberfall, bei dem einer reichen Londonerin der Finger gebrochen und der Arm zertrümmert wird, dreht sich dem Kritiker der Magen um. Nicht minder brutal geht es weiter, wenn Krauze seinen in der Brutalismus-Siedlung South Kilburn lebenden Ich-Erzähler namens Gabriel durch den Tag begleitet: Kiffen, vögeln, brutale Überfälle und Prügeleien stehen auf dem Programm, bis jener endlich im Knast landet, resümiert der Rezensent. Britische Medien nannten das Buch "autofiktional", Stahlhut vermutet hinter der Geschichte aber doch eher die Autobiografie des Autors: Denn der Erzähler der auf Spannung und einen roten Faden gänzlich verzichtenden Geschichte teile mit dem Autor sämtliche Lebensdaten: Kind gut situierter polnischer Migranten, Klavierausbildung auf einer Privatschule, Luxusurlaube, Langeweile. Bei dieser Vita hält es Stahlhut dann auch schlicht für Quatsch, wenn die britische Kritik betont, das Buch breche "die Hegemonie der Mittelschicht in der Literatur" auf. Gelegentliche Fehler in der Übersetzung von Werner Löcher-Lawrence tragen nicht unbedingt zum Lesevergnügen des Kritikers bei.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Inhalt: South Kilburn, London. Das Leben, das Gabriel (genannt Snoopz) zwischen brutalistischen Betontürmen führt, ist alles andere als normal. Es ist geprägt von Gewalt, Raubzügen und Drogenkonsum, wobei Snoopz keineswegs das Opfer ist: Wenn es was zu holen gibt, ist er immer …
Mehr
Inhalt: South Kilburn, London. Das Leben, das Gabriel (genannt Snoopz) zwischen brutalistischen Betontürmen führt, ist alles andere als normal. Es ist geprägt von Gewalt, Raubzügen und Drogenkonsum, wobei Snoopz keineswegs das Opfer ist: Wenn es was zu holen gibt, ist er immer vorne dabei. Doch darin geht Snoopz‘ Leben nicht auf. Zwischen Gefängnisaufenthalt, Dealen und Uhrenraub besucht Snoopz die Universität, studiert Englische Literatur und schreibt erstklassige Noten. „Beide Leben“ gibt einen Einblick in dieses (scheinbar) widersprüchliche Leben.
Persönliche Meinung: „Beide Leben“ ist ein autobiografischer Roman von Gabriel Krauze. Erzählt wird er aus der Ich-Perspektive der Figur Gabriel/Snoopz. Wann der Autor Krauze und die Erzählfigur Gabriel deckungsgleich sind bzw. an welchen Stellen der Autor sich erzählerische Freiheiten nimmt, ist dabei schwer zu beurteilen. So oder so gilt aber: „Beide Leben“ ist schonungslos und ehrlich – sprachlich sowie inhaltlich. Inhaltlich dreht sich der Roman um Gewalt, Liebe und das Durchbeißen auf der Straße. Freunde können dabei zu Feinden werden; kaum etwas ist gewiss. Bei allen Verbrechen, die Snoopz begeht, beschönigt er nichts. Auch Rechtfertigungen findet man nicht. Geschrieben ist das Buch wie im Drogen-/Adrenalinrausch, denen Snoopz in weiten Teilen des Romans ausgesetzt ist. Snoopz erzählt assoziativ, nur bedingt chronologisch und driftet immer mal wieder in einen Bewusstseinsstrom ab. Die Rauschhaftigkeit spiegelt sich auch in der Wortwahl (und der Übersetzung) wider. Ein Slang, der stellenweise vulgär ist und wenig mit der (schriftlichen) Standardsprache gemein hat, ist hier vorherrschend. Wörter werden geschleift, Vokale fallen oft heraus und manchmal fehlen Wortendungen, sodass die Wörter zackig, hart und roh klingen. Auch die Orthografie ist besonders: In Snoopz‘ rauschartigem Zustand sind starre Satzgrenzen nicht wichtig; sie stören den Fluss. So verschmelzen Sätze ohne Punkt – aber mit Komma – miteinander. Anführungszeichen, die wörtliche Rede markieren, fehlen ganz: Sie würden den Bewusstseinsstrom nur behindern. All diese syntaktischen und morphologischen Verschmelzungen, Kürzungen und Schleifungen verleihen dem Schreibstil einen melodischen Fluss. Dieser plätschert allerdings nicht sanft und sacht dahin, sondern ist unruhig und folgt wild einem nicht-begradigten Flussbett, wodurch eine – brachiale – Poesie entsteht. Alles das macht „Beide Leben“ zu einer außergewöhnlichen Lektüre, die unweigerlich – inhaltlich und sprachlich – anstößt und einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Gleichzeitig ist „Beide Leben“ dadurch kein Roman, den man mal eben zwischendurch durchliest, sondern eine anspruchsvolle Lektüre, auf die man sich einlassen muss. Insgesamt ist „Beide Leben“ eine realistische und schonungslose Erzählung mit einem besonderen Erzählstil, der Slang zur Poesie erhebt.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für