ein Sammelband mit Argumenten der Österreichischen Schule zur Banken- und Geldpolitik erschienen. Die Herausgeber haben Beiträge renommierter Vertreter der Österreichischen Schule gewinnen können. Im Ganzen liefern die Aufsätze wertvolle Perspektiven auf die jüngsten wirtschaftlichen Krisen sowie gute Argumente gegen die Nullzinspolitik und gegen massive staatliche Interventionen zur Belebung der allgemeinen Investitionstätigkeit.
Die meisten Aufsätze haben einen klaren aktuellen wirtschaftspolitischen Bezug. Drei Texte seien exemplarisch herausgegriffen. Brendan Brown widmet sich in seinem Aufsatz "What is wrong with the 2% Inflation Target?" einem Thema, mit dem sich viele Ökonomen und Politiker mit und ohne geldpolitische Fachkenntnis auseinandersetzen. Sein Vergleich des EZB-Präsdidenten Mario Draghi mit dem nackten Kaiser in Hans Christian Andersens Märchen "Des Kaisers neue Kleider" veranschaulicht das Kernproblem: Draghi gibt vor, mit Hilfe einer aggressiven Geldpolitik deflationäre Tendenzen zu bekämpfen und die Inflationsrate präzise steuern zu können; doch drohte in der Eurozone weder eine Deflation, noch reagiert die Preisentwicklung des privaten Verbrauchs auf Draghis Bemühungen.
Trotzdem lassen ihn die Politiker schalten und walten, wie er will. Hervorzuheben ist die grundlegend andere Betrachtung der Österreichischen Schule von Inflation als Geldmengenaufblähung anstelle der Entwicklung des Preisniveaus eines mehr oder weniger willkürlichen Warenkorbs. Aus dieser Perspektive führt die übermäßige Ausweitung der Geldmenge zu intertemporalen Ungleichgewichten in der Produktionsstruktur und damit zu Vermögenspreisblasen. Ein kurzer Blick auf die Immobilienpreisentwicklungen veranschaulichen die Relevanz des österreichischen Ansatzes.
Der Leipziger Ökonom Gunther Schnabl beschreibt in seinem Aufsatz, wie billiges Geld zu Beginn des letzten Jahrzehnts in der südlichen Eurozone Boom- und Bust-Zyklen provozierte. Die Hypothek dieser Verzerrungen lastet noch heute auf diesen Volkswirtschaften. Hat die Politik daraus gelernt?
Nein, sagen Hoffman und Cachanosky. Sie analysieren in ihrem Aufsatz, dass billiges Geld der EZB nach der Krise die Hauptziele der Befürworter - über eine vermehrte Kreditvergabe der Banken Investitionen nachhaltig in der Realwirtschaft zu stimulieren - nicht erreicht hat. Hauptnutznießer waren die überschuldeten Staaten in der Eurozone, die sich durch das billige Geld zum Aufschub wichtiger Strukturreformen verleiten ließen. Die EZB hat durch Nullzinsen die Krise verlängert und die Saat für neue Vermögenspreisblasen ausgebracht. Schnabl fordert daher zu Recht den raschen Ausstieg aus der Billiggeldpolitik.
Der letzte Teil des Bandes widmet sich dem Bitcoin-Phänomen und seinen Bezügen zu österreichischen Ideen. Auch wenn jüngste Entwicklungen auf den Märkten der digitalen Währungen die Entstehung von Blasen vermuten lassen, wird erst die Zukunft zeigen, ob sich Bitcoin & Co. nicht doch am Markt durchsetzen können und die Bürger unabhängig von der Willkür der Zentralbanken werden. Keynes hat in seiner "General Theory" einen ähnlichen Gedanken wie den zuvor von Hayek erwähnten formuliert: "Die Ideen von Ökonomen und politischen Philosophen, ob sie nun recht oder unrecht haben, sind mächtiger als allgemein angenommen. Die Welt wird in der Tat durch wenig Anderes beherrscht." Wer wissen will, wer in Zukunft die Welt dominiert - Keynes oder Hayek -, tut gut daran, den vorliegenden Band zur Hand zu nehmen.
JOACHIM STARBATTY
Annette Godart-van der Kroon und Patrik Vonlanthen (Hrsg.): Banking and Monetary Policy from the Perspective of Austrian Economics. Springer Verlag 2018. 280 Seiten. 139,09 Euro
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