Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.12.1997Schon immer hinkte die Entwicklung der Flughäfen der Entwicklung der Flugzeuge hinterher. Kaum wurden irgendwo Pisten in die Wiesen gelegt, waren sie für die neuen, noch größer gewordenen Fluggeräte auch schon wieder zu kurz. Ein Weg, dem Mangel an brauchbaren Landebahnen zu begegnen, vor allem in entlegenen Regionen der Welt, war die Produktion von Wasserflugzeugen, etwa der in Deutschland gebauten Dornier Do-X. Kommerziell zwar wenig erfolgreich, beförderte die zwölfmotorige Maschine im Herbst 1929 immerhin die Rekordzahl von 150 Reisenden, zehn Besatzungsmitgliedern und neun blinden Passagieren. Als das Flugzeug zwei Jahre später die Welt umrundete, machte es auch im New Yorker Hafen Station (unsere Abbildung). Die "Goldene Zeit" der
Flugboote markiert den Beginn der Fliegerei als Massentransportmittel und zugleich das Ende jener Phase, in der tollkühne Piloten noch in klapprigen Kisten in den Himmel abhoben. Diese Entwicklungsgeschichte von etwa einem Vierteljahrhundert zeichnet nun Peter Almond in dem üppig bebilderten Band "Aviation - Die Anfänge der Luftfahrt" nach. Es ist ein ebenso spannendes und informatives wie unterhaltsames Buch. Anfangs waren es kaum mehr als mit Leintuch bespannte Gerüste, mit denen die Jünger der Fliegekunst von Hügeln sprangen oder sich von Katapulten in die Höhe schießen ließen. Bald darauf entwickelten zu Unrecht optimistische Aeronauten komplizierte Konstruktionen mit wippenden Tragflächen oder solche, die über die Pedale eines Fahrrads angetrieben wurden, und ließen sich selbst etliche Jahre nachdem Orville Wright 1903 mit seinem Motorflugzeug gestartet war, nicht von weiteren verwegenen Einfällen abhalten. Nur der Motor aber wies die Richtung. In rasantem Tempo wurden die Maschinen besser und die zurückgelegten Strecken länger - erst über den Kanal, dann von London nach Paris. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, hing der Himmel bereits voller Flugzeuge. F.L.
* "Aviation - Die Anfänge der Luftfahrt" von Peter Almond. Mit Fotografien der Hulton Getty Picture Collection. Könemann Verlag, Köln 1997. 352 Seiten, mehr als 450 Abbildungen. Gebunden, 39,90 Mark.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main