Atlas zur Geschichte des Islam

Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.08.2001Hinweis

MOHAMMEDS WELT. Und was geschah 1688 in der islamischen Welt? Im Atlas zur Geschichte des Islam muß man schon eine Weile suchen, um die Jahreszahl zu finden: "die kaiserlichen Truppen gewinnen Lippa, Gradisca, Peterwardein, Belgrad und Stuhlweißenburg (1688)". Ein kleiner Überblickskasten neben der dazugehörigen Karte erläutert knapp den Zusammenhang: "Seit 1530 erobern die Osmanen nahezu ganz Südosteuropa, verlieren aber die nördlichen Gebiete Ende des 17. Jhds." In ungewöhnlicher, aber treffender Bescheidenheit heißt es im Vorwort, die Texte hätten "keinen Eigenwert"; sie dienen lediglich dazu, die vielen Karten des großformatigen Bandes zu deuten. Anschaulich wird dabei naturgemäß die räumliche Dimension einer Glaubensüberzeugung im Lauf der Zeiten: nicht nur als Geschichte militärischer Siege und Niederlagen, sondern auch von Handelswegen und kulturellen Wirkungskreisen. Die abendländisch zentrierte Perspektive auf den Globus erfährt eine gehörige Verschiebung. Ob sich die Absicht, das Verständnis des Islam in "kritischer Sympathie" zu vertiefen, durch viele Karten und knappe Texte erreichen läßt, darf man jedoch bezweifeln. (Günter Kettermann: "Atlas zur Geschichte des Islam". Mit einer Einleitung von Adel Theodor Khoury. Primus Verlag, Darmstadt 2001. 186 S., zahlr. Abb. und Karten, geb., 98,- DM.)

F.A.Z.

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