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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ist Karl Philipp Moritz' Roman "Anton Reiser" autobiografisch? Und wenn ja, gilt das auch für Moritz' Jugend? Es gilt, jubelt Rezensent Alexander Kosenina. Bisher hat man es nur vermutet, doch jetzt hat Christof Wingertszahn in Lausanne Briefe aufgestöbert, die es beweisen. Die Briefe stammen von dem Hutmacher Lobenstein, der im Roman seinen Lehrling Anton auf das schändlichste quält und demütigt. Den Herrn gab es wirklich, und er schrieb u.a. einen Brief an den "quietistischen Seelenführer" Johann Friedrich von Fleischbein, dem er detailliert beschreibt, wie er den 'kleinen Carl' bestraft hat, um ihm 'grim und bosheit' auszutreiben. Diesen und einen zweiten Brief,
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der an Fleischbeins Financier, den Freiherr von Klinckowström gerichtet war, hat Wingertszahn im Nachlass Fischbeins gefunden: ein "Triumph der Archivforschung", freut sich Kosenina. Ebenfalls im Buch finden sich "flankierende Zeugnisse", die zeigen, warum das Kind Karl so 'verstockt' war. Der Quietismus, dem Lobenstein anhing, war geprägt von "radikaler Lebensfeindschaft und Auslöschung der Individualität". Kosenina nennt das "quietistische Erziehungsdiktatur". Erst mit diesem von Wingertszahn dargebotenem Hintergrundwissen, erklärt der Rezensent, könne der Leser wirklich nachvollziehen, wie sehr Moritz gelitten haben muss und welch "bittere Rache" er in seinem Roman nahm.