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Virginia Woolf
Gebundenes Buch
Am Mittelmeer
Unterwegs in Italien, Spanien, Griechenland und der Türkei
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Am Mittelmeer
Produktdetails
- Verlag: Schöffling
- Seitenzahl: 128
- Abmessung: 195mm
- Gewicht: 196g
- ISBN-13: 9783895615412
- ISBN-10: 3895615412
- Artikelnr.: 24376193
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Wie Schnepfen am Strand
Gut, eine Engländerin zu sein: Reise-Miszellen von Virginia Woolf
Da die Woolf-Werkausgabe des Fischer Verlags langsamer erscheint als ursprünglich angekündigt, werfen andere Verlage hin und wieder schmackhafte Häppchen auf den Markt. Offenbar haben es ihnen besonders die topographischen Beobachtungen der Virginia Woolf angetan. 1992 brachte der Wagenbach Verlag ein illustriertes Bändchen heraus, "London - Bilder einer großen Stadt". Jetzt kommt Schöffling - ohne Illustrationen - mit "Am Mittelmeer". In beiden Fällen handelt es sich um verstreut erschienene Texte, die nachträglich zusammengestellt wurden.
Die aus mehr als drei Jahrzehnten stammenden Quellen für das anzuzeigende
Gut, eine Engländerin zu sein: Reise-Miszellen von Virginia Woolf
Da die Woolf-Werkausgabe des Fischer Verlags langsamer erscheint als ursprünglich angekündigt, werfen andere Verlage hin und wieder schmackhafte Häppchen auf den Markt. Offenbar haben es ihnen besonders die topographischen Beobachtungen der Virginia Woolf angetan. 1992 brachte der Wagenbach Verlag ein illustriertes Bändchen heraus, "London - Bilder einer großen Stadt". Jetzt kommt Schöffling - ohne Illustrationen - mit "Am Mittelmeer". In beiden Fällen handelt es sich um verstreut erschienene Texte, die nachträglich zusammengestellt wurden.
Die aus mehr als drei Jahrzehnten stammenden Quellen für das anzuzeigende
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Büchlein sind Briefe und Tagebuchaufzeichnungen. Virginia Woolf bewegte sich bei den Reisen, die sie zusammen mit Geschwistern, später mit ihrem Mann unternahm, auf den Bahnen der britischen Upper Class, mit deren Snobismus sie reichlich ausgestattet war. Ausgestattet war sie freilich auch mit einer ungewöhnlichen Bildung und Belesenheit, mit Begeisterungsfähigkeit und einer unbändigen Lust, das, was sie erlebte, aufzuschreiben.
Ihre Aufzeichnungen enthalten flüchtige Impressionen, hinreißende Beschreibungen, die von einem malerischen Auge zeugen, und kleine Porträtskizzen. Rasch und ein bißchen klischeehaft urteilt die jugendliche Reisende über Leute, denen sie begegnet. Deutsche sind Ungeheuer, Skandinavier schrubben sich ununterbrochen, ohne daß es etwas bewirkte, und sie, Miss Adeline Virginia Stephen, ist froh, daß sie "als Engländerin geboren" wurde.
Die Briefadressaten färben ihren Stil. Blasiert schreibt sie an eine Freundin, Venedig habe sie deprimiert, Florenz sei schön, aber "nicht schöner als Canterbury". Am persönlichsten, mit Anspielungen auf den familiären Kosmos durchsetzt, sind die Briefe an die Schwester Vanessa; von einer etwas forcierten Gewagtheit die Briefe, die sie während ihrer Flitterwochen schreibt, etwa an ihren ehemaligen homosexuellen Verlobten, Lytton Strachey. Ihm berichtet sie aus Spanien von den "nackten Jungen", die "wie Schnepfen über den Strand laufen, ihre Pobacken in der durchscheinenden Luft schwebend".
Die ersten Aufzeichnungen stammen aus dem Jahr 1904. Die junge Frau urteilt noch ganz im Stil der klassischen englischen Reiseliteratur. Über Spanien heißt es: "Das Land ist nicht schön." In Portugal notiert sie: "Lissabon ist eine prächtige Stadt." Sie registriert, was die Leute tun, wie sie gekleidet, ob sie sauber und ehrlich sind. Aber schon die frühen Texte verblüffen mit ausgefallenen Vergleichen und poetischen Bildern. Im Spanien-Essay von 1923 (der in dieser Zeitung vorabgedruckt wurde, siehe F.A.Z. vom 11. Februar) sind die Eindrücke systematisiert, verdichtet - die Schreiberin weiß jetzt, wie man Texte komponiert.
Von besonderem Enthusiasmus zeugen die Passagen über Griechenland und Konstantinopel. Beim Anblick der Akropolis bebt ihr Herz unter dem Ansturm der Schönheit ("das ganze Land ist satt schimmernd wie ein Pfirsich, mit fedrigen violetten Schatten"). Die kühle Britin läßt sich zu dem Ausruf verlocken: "Man möchte in der Sonne braten und zu diesen gesprächigen, freundlichen Menschen zurückgebracht werden, einfach um zu leben, zu reden, nicht um zu lesen und zu schreiben." Sie sagt das im Blick auf Kreta, wo sie sich wünscht, von "Brot, Jogurth, Butter, Eiern (zu) leben". Butter? Vielleicht mochte sie kein Olivenöl.
Scharf kontrastiert sie die antike Herrlichkeit mit der heruntergekommenen Gegenwart - ein Topos, der sich seit Byron durch die englische Griechenlandliteratur zieht. Sie sieht das Land von Lügnern und Betrügern bewohnt, der moderne Grieche, schreibt sie in ihrem Baedekerstil, "ist finster und dunkel, von kleiner Statur und nicht gut gebaut". Doch das öde, leere Land, das, wie sie meint, zwischen 300 vor Christus und dem achtzehnten Jahrhundert im Schlaf der Geschichte lag, zieht sie magisch an: "Es ist das Land des Mondes . . . angestrahlt von einer toten Sonne." In ihr Tagebuch notiert sie 1932: "Ich könnte als alte Frau Griechenland lieben, . . . wie ich einst als Kind Cornwall liebte." RENATE SCHOSTACK
Virginia Woolf: "Am Mittelmeer. Unterwegs in Italien, Spanien, Griechenland und der Türkei." Zusammengestellt von Julia Bachstein. Aus dem Englischen übersetzt von Karin Graf. Schöffling & Co. Verlagsbuchhandlung, Frankfurt am Main 1995. 125 S., geb., 26,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ihre Aufzeichnungen enthalten flüchtige Impressionen, hinreißende Beschreibungen, die von einem malerischen Auge zeugen, und kleine Porträtskizzen. Rasch und ein bißchen klischeehaft urteilt die jugendliche Reisende über Leute, denen sie begegnet. Deutsche sind Ungeheuer, Skandinavier schrubben sich ununterbrochen, ohne daß es etwas bewirkte, und sie, Miss Adeline Virginia Stephen, ist froh, daß sie "als Engländerin geboren" wurde.
Die Briefadressaten färben ihren Stil. Blasiert schreibt sie an eine Freundin, Venedig habe sie deprimiert, Florenz sei schön, aber "nicht schöner als Canterbury". Am persönlichsten, mit Anspielungen auf den familiären Kosmos durchsetzt, sind die Briefe an die Schwester Vanessa; von einer etwas forcierten Gewagtheit die Briefe, die sie während ihrer Flitterwochen schreibt, etwa an ihren ehemaligen homosexuellen Verlobten, Lytton Strachey. Ihm berichtet sie aus Spanien von den "nackten Jungen", die "wie Schnepfen über den Strand laufen, ihre Pobacken in der durchscheinenden Luft schwebend".
Die ersten Aufzeichnungen stammen aus dem Jahr 1904. Die junge Frau urteilt noch ganz im Stil der klassischen englischen Reiseliteratur. Über Spanien heißt es: "Das Land ist nicht schön." In Portugal notiert sie: "Lissabon ist eine prächtige Stadt." Sie registriert, was die Leute tun, wie sie gekleidet, ob sie sauber und ehrlich sind. Aber schon die frühen Texte verblüffen mit ausgefallenen Vergleichen und poetischen Bildern. Im Spanien-Essay von 1923 (der in dieser Zeitung vorabgedruckt wurde, siehe F.A.Z. vom 11. Februar) sind die Eindrücke systematisiert, verdichtet - die Schreiberin weiß jetzt, wie man Texte komponiert.
Von besonderem Enthusiasmus zeugen die Passagen über Griechenland und Konstantinopel. Beim Anblick der Akropolis bebt ihr Herz unter dem Ansturm der Schönheit ("das ganze Land ist satt schimmernd wie ein Pfirsich, mit fedrigen violetten Schatten"). Die kühle Britin läßt sich zu dem Ausruf verlocken: "Man möchte in der Sonne braten und zu diesen gesprächigen, freundlichen Menschen zurückgebracht werden, einfach um zu leben, zu reden, nicht um zu lesen und zu schreiben." Sie sagt das im Blick auf Kreta, wo sie sich wünscht, von "Brot, Jogurth, Butter, Eiern (zu) leben". Butter? Vielleicht mochte sie kein Olivenöl.
Scharf kontrastiert sie die antike Herrlichkeit mit der heruntergekommenen Gegenwart - ein Topos, der sich seit Byron durch die englische Griechenlandliteratur zieht. Sie sieht das Land von Lügnern und Betrügern bewohnt, der moderne Grieche, schreibt sie in ihrem Baedekerstil, "ist finster und dunkel, von kleiner Statur und nicht gut gebaut". Doch das öde, leere Land, das, wie sie meint, zwischen 300 vor Christus und dem achtzehnten Jahrhundert im Schlaf der Geschichte lag, zieht sie magisch an: "Es ist das Land des Mondes . . . angestrahlt von einer toten Sonne." In ihr Tagebuch notiert sie 1932: "Ich könnte als alte Frau Griechenland lieben, . . . wie ich einst als Kind Cornwall liebte." RENATE SCHOSTACK
Virginia Woolf: "Am Mittelmeer. Unterwegs in Italien, Spanien, Griechenland und der Türkei." Zusammengestellt von Julia Bachstein. Aus dem Englischen übersetzt von Karin Graf. Schöffling & Co. Verlagsbuchhandlung, Frankfurt am Main 1995. 125 S., geb., 26,- DM.
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