Übersetzungen in den verschiedenen westeuropäischen Sprachen, Bibliographien, Forschungsberichte, Sammelbände, allgemeine Monographien und Aufsätze, vergleichende Studien sowie Arbeiten zur Wirkungsgeschichte und zu philosophischen Teilgebieten.
Die feine Gliederung hat natürlich auch Nachteile, denn sie trennt gelegentlich Zusammengehöriges und führt zu - offenbar unbeabsichtigten - Doppeleintragungen. Und was, bitte, ist der Unterschied zwischen politischer Philosophie und Staatsphilosophie? Unbefriedigend sind die Angaben zu Textausgaben und Übersetzungen, da sie meistens keine Herausgeber nennen, so daß die Buchbeschaffung bei Autoren mit vielen Titeln Schwierigkeiten machen wird.
Totoks Zuordnungen sind manchmal unglücklich: Die mittlere und neuere Akademie findet sich unter der Rubrik "Die Skepsis", während Cicero und Varro der mittleren und neueren Stoa zugerechnet werden. Auch hat Aelius Aristides beim Neuplatonismus nichts zu suchen. In der Spätantike häufen sich die Lücken. Der Neuplatonismus ist, von Plotin abgesehen, unzureichend repräsentiert. Daß die athenischen und alexandrinischen Philosophen des sechsten Jahrhunderts, besonders Damaskios und Johannes Philoponos, nicht mehr berücksichtigt wurden, erscheint willkürlich.
Solche Detailkritik kann den Wert des Handbuches nicht wesentlich beeinträchtigen. Insgesamt haben Totok und seine Mitarbeiter eine überzeugende Auswahl aus der Fülle der Literatur seit 1920 getroffen. Die Einführungen zu den einzelnen Abschnitten summieren sich zu einer kurzen Philosophiegeschichte der Antike. Das humanistische Pathos mancher Formulierungen wirkt allerdings ebenso überholt wie gewisse allzu einfache Vorstellungen von der historischen Entwicklung. Wenn Totok etwa im Zusammenhang der hellenistischen Philosophie vom "Untergang der griechischen Polis" spricht, ist er der Entwicklung um mehrere Jahrhunderte voraus, denn bis weit in die Spätantike blieb die Stadt der entscheidende Bezugspunkt "des griechischen Menschen". Ob und warum sich die Philosophen nach Aristoteles von der politischen Reflexion abwandten, ist eine andere Frage.
Schwerer wiegen Einwände gegen die Art der Publikation. Auch wenn man lieber in Büchern als auf dem Bildschirm liest, muß man sich heutzutage fragen, ob bei Bibliographien die elektronische Veröffentlichung nicht vorzuziehen sei. Eine elektronische Datenbank könnte nicht nur billiger sein, sondern würde durch vielfältige Verknüpfungen ganz andere Möglichkeiten der Recherche eröffnen. Bei Totok hilft in dieser Hinsicht nur das Register der Verfasser, Herausgeber und Übersetzer, kaum dagegen das kurze Sachregister, das nur wenig mehr als das Inhaltsverzeichnis bietet. Außerdem endet Totoks Erfassung im Jahr 1993. Auch hier könnte eine elektronische Publikation einfache und preiswerte Aktualisierungen ermöglichen. KAI TRAMPEDACH
Wilhelm Totok: "Handbuch der Geschichte der Philosophie". Bd. I: Altertum. Indische, chinesische, griechisch-
römische Philosophie. Unter Mitarbeit von Horst-Dieter Finke und Helmut Schröer. Zweite, völlig neu bearb. und erw. Auflage. Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 1997. 733 S., geb., 298,- DM.
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