geborenen Adam Lux herausgegeben, der nach seiner Darstellung als einer der wenigen Persönlichkeiten der Region Bayerischer Untermain in die Weltgeschichte und die Weltliteratur eingegangen ist.
Der Jakobiner hatte sich in einer spektakulären Aktion in Paris gegen die Gewaltherrschaft in der Französischen Revolution gestellt. Sein öffentlicher Protest führte zu seiner Hinrichtung Ende 1793. Jean Paul würdigte sieben Jahre später das Schicksal des frühen Demokraten mit den Worten: "Und kein Deutscher vergesse ihn!" Sein Appell sollte allerdings in Lux' Geburtsstadt ungehört verhallen. Daß der Obernburger dennoch nicht ganz in Vergessenheit geriet, verdankt sich auch dem Schriftsteller Stefan Zweig, der in seinem posthum publizierten Drama "Adam Lux. Zehn Bilder aus dem Leben eines deutschen Revolutionärs" die Stationen vom Aufstellen eines Freiheitsbaumes in Kostheim bei Mainz bis hin zum Verhör vor dem Revolutions-Tribunal in Paris beschrieben hat. Der vorliegende Band ergänzt das Drama Zweigs um Essays des Historikers Franz Dumont und des Germanistik-Professors Erwin Rotermund, die die historische Gestalt und die literarische Figur schildern. Eine Zeittafel und eine Bibliographie zeigen erstmals die breite Rezeption von Adam Lux in Geschichte und Literatur.
Lux stammte aus einfachen Verhältnissen. 1765 wird er als erster Sohn des Bäckers Heinrich Franz Lux und dessen Frau Barbara in dem damals 1900 Einwohner zählenden, zu Kurmainz gehörenden Obernburg geboren. Trotz seiner bescheidenen Herkunft ist es ihm möglich, an der Universität in Mainz Philosophie zu studieren. Mit 19 Jahren promoviert er über den "Enthusiasmus" und verdient sich anschließend seinen Lebensunterhalt als Hauslehrer in einer der einflußreichsten Familien der Landeshauptstadt, bei den Dumonts. Dort begegnet er auch der elf Jahre älteren Sabine Reuter, die er 1786 heiratet.
Dank seiner begüterten Frau kann sich das Ehepaar auf ein Gut in Kostheim zurückziehen, wo die drei Töchter geboren werden. Im Herbst 1792 erreicht die Revolution Rhein und Main, und die Franzosen nehmen die Festung Mainz ein. Lux gehört zu den ersten, die gemeinsam mit dem Gelehrten Georg Forster und einigen anderen Idealisten dem Jakobinerklub beitreten und sich für die Gründung des Rheinisch-Deutschen Freistaates einsetzen. Forster und Lux werden zu Deputierten gewählt und gehen nach Paris, um dort im Konvent die rheinischen Republikaner zu vertreten. Dort angekommen, sind sie jedoch von der gewalttätigen und blutigen Form der Revolution geschockt und abgestoßen. Insbesondere Lux wehrt sich auf das erbittertste gegen die Schreckensherrschaft der radikalen Kräfte um Robespierre und Jean-Paul Marat. Zurück nach Mainz kann er allerdings nicht mehr, da die Stadt inzwischen von preußischen Truppen umlagert ist.
Lux, der als ein eher sanfter Revolutionär beschrieben wird, der durch "genuine Überzeugungskraft" einen Umsturz herbeiführen wollte, publiziert Flugschriften gegen das Revolutionsregime um Robespierre. Wenig später verteidigt er Charlotte Corday, die Marat am 13. Juli 1793 umgebracht hatte. Die Provokation ist perfekt. Wie Lux es vorausgesehen hatte, ist er mit dieser Schrift endgültig der "Ehre der Guillotine" würdig.
Vergeblich hatte Forster den "armen überspannten Lux" vor einer Veröffentlichung zurückzuhalten versucht, selbst wenn er seinen "Muth heroisch, sein Gefühl richtig und schön" fand. Seine Freunde versuchen ihn zu retten, indem sie in einem Zeitungsbericht seine Angriffe auf die Jakobiner als Folge von "Melancholie" und eine "Art des Wahnsinns" hinstellen. Doch als Lux diesen Artikel liest, der ihn entlasten soll, fordert er einen Widerruf. Am 4. November 1793 wird er hingerichtet. Forster berichtet: "Er ist auf das Schafott gesprungen."
AGNES SCHÖNBERGER
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