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Als Nebenprodukte der zwischen 1892 und 1901 erbauten Stadtbahn entstanden am Wiener Gürtel 365 Arkaden. Heute beherbergen die Stadtbahnbögen einen unglaublichen Branchenmix: Neben alteingesessenen Gewerbebetrieben von Buchdruckern oder Tischlern finden sich schicke Bars und Cafés, Autowerkstätten und Sportclubs. Ebenso vielfältig sind die gestalterischen Lösungen: Jugendstilportale wechseln sich wie ein Muster mit rustikalen Verbretterungen ab. Der unverwechselbare Charakter und Charme der Stadtbahnbögen in professionellen Bildern des Fotografen Stefan Oláh und erkenntnisreichen Texten des Architekturhistorikers Andreas Lehne.…mehr

Produktbeschreibung
Als Nebenprodukte der zwischen 1892 und 1901 erbauten Stadtbahn entstanden am Wiener Gürtel 365 Arkaden. Heute beherbergen die Stadtbahnbögen einen unglaublichen Branchenmix: Neben alteingesessenen Gewerbebetrieben von Buchdruckern oder Tischlern finden sich schicke Bars und Cafés, Autowerkstätten und Sportclubs. Ebenso vielfältig sind die gestalterischen Lösungen: Jugendstilportale wechseln sich wie ein Muster mit rustikalen Verbretterungen ab. Der unverwechselbare Charakter und Charme der Stadtbahnbögen in professionellen Bildern des Fotografen Stefan Oláh und erkenntnisreichen Texten des Architekturhistorikers Andreas Lehne.
Autorenporträt
Stefan Oláh, 1971 in Wien geboren. Fotodesigner und Künstler. Lehrbeauftragter für Fotografie an der Universität für angewandte Kunst Wien. Ausstellungen und Buchveröffentlichungen.

Andreas Lehne, Kunst- und Architekturhistoriker. Arbeitet im Bundesdenkmalamt. Zahlreiche Publikationen zum Wiener und mitteleuropäischen Jugendstil.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.06.2013

Bogenführung

Unter der Stadtbahn von Wien: Geschäfte, Handwerksbetriebe und Partys in fast vierhundert Arkaden /

Von Susanne Schaber

Gegen Mitternacht geht es los. Ein Dröhnen liegt dann im Raum, ein Hämmern, das Aufbranden von Schreien und Applaus. Ab und zu zittern die Wände, wenn eine Zuggarnitur über den Plafond rauscht, das gehört dazu. Die Bögen unter der Wiener Stadtbahn sind ideale Orte, um abzufeiern, hier stört einen niemand, keine nörgelnden Anwohner, keine lästigen Polizisten, auch die Autos nicht, die an beiden Seiten der Clubs vorbeirasen.

Mehr als hundert Jahre ist die Wiener Stadtbahn nun alt. Der Zuzug von Menschen aus allen Teilen der Monarchie ließ die Stadt im neunzehnten Jahrhundert rapide wachsen. Und so entschied man, die Bezirke mit einem Eisenbahnnetz miteinander zu verbinden. Ein Großteil des Geländes war verbaut, die Gleise sollten deshalb auf einer Hochtrasse liegen. Eine Herausforderung, der sich Architekten aus ganz Europa stellten. Doch in der k. k. Baukommission blieb man am Ende patriotisch. Man habe, gab einer der obersten Beamten, Friedrich Bischoff Edler von Klammstein, im April 1894 zu Protokoll, Otto Wagner berufen, das Vorhaben zu begleiten.

Beinahe vierzig Bahnkilometer, dazu die Stationsgebäude, Juwelen des Wiener Jugendstils, und fast vierhundert Arkaden unter den Gleisen: Die Stadtbahn gilt als eines der ambitioniertesten Bauprojekte, die Wien hervorgebracht hat. Sie überdauerte die Kriege und bäumte sich auf gegen die Moden moderner Zeiten. Viele der Handwerker und Geschäfte, die sich ursprünglich in den Arkaden unter den Schienen angesiedelt und eingerichtet hatten, sind zwar inzwischen an schickere Orte umgezogen. Die Betzriebe aber, die geblieben sind, alterten in Gelassenheit.

Stefan Oláh hat dies beobachtet. Sein Bildband, den ein Essay von Andreas Lehne begleitet, ist eine Hommage an ein Stück urbaner Geschichte. Das imperiale Gehabe der "Stadtbahnbogen", wie das Buch heißt, ist längst verschwunden, inzwischen fügt man sich in den Verfall oder sucht den Sprung nach vorn. Tischler und Glaser ziehen frühmorgens die Rollbalken nach oben, nebenan kommt das Gulasch auf den Herd. Nachts öffnen die Bars und Clubs - das Chelsea etwa, das B72, das rhiz. Irgendwann freilich gehen auch hier die Lichter aus. Die Sonne lässt nicht auf sich warten, das Rot des Backsteins glüht.

"Stadtbahnbogen" von Andreas Lehne und Stefan Oláh. Metroverlag, Wien, 2012. 160 Seiten, zahlreiche Fotografien. Gebunden, 25 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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