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The Muqaddimah, often translated as "Introduction" or "Prolegomenon," is the most important Islamic history of the premodern world. Written by the great fourteenth-century Arab scholar Ibn Khaldûn (d. 1406), this monumental work laid down the foundations of several fields of knowledge, including philosophy of history, sociology, ethnography, and economics. The first complete English translation, by the eminent Islamicist and interpreter of Arabic literature Franz Rosenthal, was published in three volumes in 1958 as part of the Bollingen Series and received immediate acclaim in America and…mehr

Produktbeschreibung
The Muqaddimah, often translated as "Introduction" or "Prolegomenon," is the most important Islamic history of the premodern world. Written by the great fourteenth-century Arab scholar Ibn Khaldûn (d. 1406), this monumental work laid down the foundations of several fields of knowledge, including philosophy of history, sociology, ethnography, and economics. The first complete English translation, by the eminent Islamicist and interpreter of Arabic literature Franz Rosenthal, was published in three volumes in 1958 as part of the Bollingen Series and received immediate acclaim in America and abroad. A one-volume abridged version of Rosenthal's masterful translation was first published in 1969.

This new edition of the abridged version, with the addition of a key section of Rosenthal's own introduction to the three-volume edition, and with a new introduction by Bruce B. Lawrence, will reintroduce this seminal work to twenty-first-century students and scholars of Islam and of medieval and ancient history.

Review:
... From review of Princeton's original edition: "Undoubtedly the greatest work of its kind that has ever been created by any mind in any time or place . . . the most comprehensive and illuminating analysis of how human affairs work that has been made anywhere. Arnold J. Toynbee(Observer)

... From review of Princeton's original edition: "[N. J. Dawood] has, by skillful abridgement and deft but unobtrusive editing, produced an attractive and manageable volume, which should make the essential ideas of Ibn Khaldûn accessible to a wide circle of readers. (Times Literary Supplement)
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.01.2012

Auch damals wusste schon niemand, wer die hohen Steuern erfunden hat
Er betrieb das unmittelalterlichste Geschäft der Welt: Eine neue Auswahl aus den Betrachtungen zur Weltgeschichte des muslimischen Aufklärers Ibn Khaldun

Die These vom Niedergang des Islams im ausgehenden Mittelalter wird von der neueren Forschung schon deshalb in Frage gestellt, weil die "islamische Welt" viel heterogener war, als man allgemein vermutet. Während der Islam in Andalusien auf dem Rückzug war, erlebte er im mamelukischen Ägypten und im osmanischen Anatolien eine zweite Blüte. Und viele der geistigen Errungenschaften der Araber wurden in Europa gar nicht erst wahrgenommen, so auch die Schriften des 1332 in Tunis geborenen, 1406 in Kairo verstorbenen Gelehrten und Staatsbeamten Ibn Khaldun. Wären sie übersetzt worden, sie hätten die Europäer hoffnungslos überfordert. Erst Machiavelli, Montesquieu oder Vico, die Koryphäen der Neuzeit, mit denen Ibn Khaldun so oft verglichen wurde, hätten für sein Denken die nötige Weltoffenheit und Neugier besessen.

Die Vergleiche sind berechtigt: Ibn Khaldun hat das unmittelalterlichste Geschäft betrieben, das man sich denken kann: die Entzauberung der Welt, und zwar durchaus im modernen, Weberschen Sinn. Nur wenige Jahre nachdem der "arabische Marco Polo", Ibn Battuta (F.A.Z. vom 13. Januar 2011), dem Sultan seine mit allerlei Fabelmärchen angereicherten Reiseberichte verkauft hatte, tut ihn Ibn Khaldun als "Scheich aus Tanger" ab, der allgemein als Lügenbaron bekannt sei. Skepsis sei bei seinen Berichten ebenso angebracht wie bei allem, was man nicht selbst nachprüfen könne. Auch umgekehrt gelte aber, dass nicht alles, was man für unwahrscheinlich halte, deswegen automatisch falsch sei: Der Maßstab zur richtigen Beurteilung der Welt ist die Rationalität, aber nur, wenn auch sie ihre Grenzen kennt.

Der vom Historiker Mas'udi (893 bis 956) übermittelte Bericht über Alexander den Großen, der in einem Glaskasten ins Meer getaucht sein soll, um Seeungeheuer zu beobachten und Zeichnungen von ihnen anzufertigen, sei, so zerlegt Ibn Khaldun den Mythos, aus zwei Gründen sicher erfunden: Zum einen würde man in einem solchen Glaskasten unweigerlich ersticken; zum anderen würde kein Herrscher ein solch gefährliches Unterfangen selbst unternehmen, wenn er sich nicht um seine Herrschaft bringen und die Leute zur Rebellion anstacheln wollte. Sogar die kolportierten Zahlen über das Heer Moses' seien leicht als Übertreibung zu entlarven, wenn man nur bedenke, wie wenige Generationen laut Tora zwischen dem Stammvater Israels und Moses lägen und wie sehr sich die Menschen tatsächlich vermehrten.

Ibn Khalduns Rationalität versteht sich nicht zuletzt als politische Klugheit, denn, wie es heißt, "der Mensch ist seiner Natur nach politisch". Aristoteles' "Politeia" wird natürlich als Vorbild erwähnt, "nur dass es nicht erschöpfend und mit anderen Dingen vermischt ist". Wer politisch denkt, illustriert Ibn Khaldun seine Theorien, wird zum Beispiel wissen, dass der Kalif Harun ar-Raschid seinen Wesir Djafar al-Barmaki nicht deshalb umbringen ließ, weil dieser ein Verhältnis mit Haruns Schwester gehabt habe, wie die Klatschmäuler zu wissen glaubten. Vielmehr seien Djafar und sein Klan dem Kalifen zu mächtig geworden.

Wer durch diese fünfhundertseitige Auswahl aus Ibn Khalduns "Einleitung" - nichts anderes heißt "Muqaddima" - in die Weltgeschichte blättert, begreift sofort, wie unsinnig die Behauptung ist, der Islam kenne weder Aufklärung noch die Trennung von Staat und Religion. Ibn Khaldun versteht sich als Muslim in einer durch und durch gläubigen Zeit, und jedes Kapitel in diesem Buch endet mit dem Satz, dass nur Gott die Wahrheit kennt und den Menschen hilft. Aber das hindert ihn nicht, festzustellen, dass die Philosophen "sich irren, wenn sie annehmen, dass das Prophetentum notwendig sei; denn das rationale Denken macht es nicht erforderlich. Der Bereich, in dem die Notwendigkeit des Prophetentums erfasst wird, ist das religiöse Gesetz."

Die "Muqaddima" will nichts weniger als eine "neu erfundene Wissenschaft" darstellen. Übersetzt in heutige Begrifflichkeit, handelt es sich um eine Art historischer Anthropologie. Als Zoon politikon ist der Mensch auf die Gemeinschaft angewiesen, bildet der natürliche Zusammenhalt die treibende Kraft der Geschichte. Je größer der Zusammenhalt, desto komplexer und höher die zivilisatorische Stufe, die eine Gemeinschaft erklimmt. In der zunehmenden Komplexität der Gesellschaft und vor allem in der Verstädterung liegt aber der Keim ihres Zerfalls, weil die natürlichen Bindungen immer mehr nachlassen und die Gewöhnung an den Luxus dazu führt, dass der Staat über seine Verhältnisse lebt. Die daraus resultierende Ausbeutung der Bevölkerung führt schließlich zum Untergang, falls dieser nicht bereits von einem äußeren Feind herbeigeführt wird. Diese früheste Ausformulierungen einer zyklischen und durch und durch anthropozentrischen Geschichtsauffassung ist auch heute noch suggestiv; wer will, kann eine Beschreibung Europas im einundzwanzigsten Jahrhundert aus der "Muqaddima" herauslesen.

Ibn Khaldun scheint auch deshalb so aktuell, weil er ökonomischen Erwägungen breiten Raum gibt und oft vor zu hohen Staatsausgaben und zu hoher Steuerbelastung warnt: "Hohe Steuern werden zur Tradition, und niemand weiß, wer sie erhöht hat. Dadurch sinkt das Interesse der Leute an wirtschaftlicher Aktivität, und die Steuereinnahmen verringern sich." Schließlich liefert die "Muqaddima" eine Bestandsaufnahme und Durchleuchtung des gesamten Wissens ihrer Zeit, von der Logik über die Landwirtschaft bis hin zur Traumdeutung. Letztere wird nicht völlig verworfen. Astrologie und Alchemie hingegen nach ausführlicher Auseinandersetzung schon.

Die vorliegende Übersetzung ist die bislang umfangreichste auf Deutsch, aber auch sie umfasst nur rund die Hälfte des Werks. Die nicht übersetzten Partien werden sachlich korrekt und teils recht ausführlich zusammengefasst; aber das Original fehlt immer. Letztlich kommt es auf den genauen Wortlaut Ibn Khalduns an, liegt der Wert des Werks nicht im zusammenfassbaren Inhalt, sondern im Denkstil und argumentativen Geschick des Autors.

Irritierend ist die Marotte der Übersetzer Alma Giese und Wolfhart Heinrichs, Ergänzungen des elliptischen arabischen Texts eigens durch Klammern kenntlich zu machen und dadurch immer wieder den Lesefluss zu unterbrechen. Die fünfzigseitige Einführung und die Anmerkungen sind verblüffend theoriefrei und verharren auf dem Forschungsstand der sechziger Jahre; auch fehlt jeder Hinweis auf die kürzere deutsche Auswahlübersetzung von Mathias Pätzold, die 1992 bei Reclam Leipzig erschienen ist. Da die vollständige englischsprachige Ausgabe 270 Euro kostet, wird, wer französisch liest, auf die schöne Gesamtausgabe von Abdesselam Cheddadi in der Bibliothèque de la Pléiade zurückgreifen.

STEFAN WEIDNER

Ibn Khaldun: "Die Muqaddima". Betrachtungen zur Weltgeschichte.

Aus dem Arabischen übersetzt und herausgegeben von Alma Giese. C. H. Beck Verlag, München 2011. 541 S., geb., 38,- [Euro].

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