In Zeiten der Chatrooms, der Mails mag ein Gespräch über eine Telefonleitung etwas antiquiert erscheinen. Die Grundlage für freimütige Geständnisse, die nur auf Grund von Anonymität Zustande kommen, ist weiter verfeinert worden, zu einem gesellschaftlichen Phänomen geworden. Bei Baker stellt ein
erotischer Kontaktservice die Verbindung zwischen Jim und Abby her. In unseren Zeiten streunen im Netz…mehrIn Zeiten der Chatrooms, der Mails mag ein Gespräch über eine Telefonleitung etwas antiquiert erscheinen. Die Grundlage für freimütige Geständnisse, die nur auf Grund von Anonymität Zustande kommen, ist weiter verfeinert worden, zu einem gesellschaftlichen Phänomen geworden. Bei Baker stellt ein erotischer Kontaktservice die Verbindung zwischen Jim und Abby her. In unseren Zeiten streunen im Netz Nicknames auf der Suche nach Gleichgesinnten umher. Ist die Verbindung erst hergestellt, wachsen die verklemmte wie offene Erotik, der folgenlose Flirt wie die Entblößung, das Geständnis wie die Lüge schnell heran. Niemand kann sich sicher sein, dass der andere die Wahrheit über sich preisgibt. Was einen Reiz ausmacht, herauszufinden, wie weit jemand geht, sich in Widersprüche verstrickt, Vertrauen aufzubauen beginnt. Was bei Baker als Konzert zweier Stimmen beginnt, verschmilzt im Verlauf zum Abbild einer Gesellschaft, die sich weiterhin versteckt, wenn sie sich aus dem Dickicht des Alltags hervortraut. Bakers Anfang der neunziger Jahre erschienener Roman behält auch unter veränderten Vorzeichen den Finger am Puls der Zeit. In ihm geht es um zutiefst menschliche Anliegen: Was darf ich mich trauen, was darf ich nicht, darf ich es vor allem aussprechen, mir selbst eingestehen, indem ich es jemand anderem anvertraue. Das Gefühl einsam zu sein, sich selbst als fremd zu empfinden, weht durch Bakers Geschichte trotz aller marktschreierischer Eingeständnisse. Dass der Autor dies allem mit Humor beizukommen versucht, gehört zu den Stärken seiner verlorenen Stimmen.