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Die Küchenlieder wurden früher bei der Küchenarbeit gesungen, eine Arbeit, die ohne moderne Küchengeräte verrichtet werden musste. Und auf den großen und kleinen Bauernhöfen des Ruhrgebietes war die Arbeit abends noch nicht beendet. Dann drehten sich in vielen Stuben, vor allem im Winter, die Spinnräder. Sie wurden mit dem Fuß angetrieben. Und was lag näher, als im Takt dazu zu singen. Selbstverständlich auch die Küchenlieder. Wie sagt Schiller in seinem Lied von der Glocke: "Wenn gute Reden sie begleiten, schreitet die Arbeit munter fort". In diesem Fall muss man sagen: "Wenn gute Lieder sie…mehr

Produktbeschreibung
Die Küchenlieder wurden früher bei der Küchenarbeit gesungen, eine Arbeit, die ohne moderne Küchengeräte verrichtet werden musste. Und auf den großen und kleinen Bauernhöfen des Ruhrgebietes war die Arbeit abends noch nicht beendet. Dann drehten sich in vielen Stuben, vor allem im Winter, die Spinnräder. Sie wurden mit dem Fuß angetrieben. Und was lag näher, als im Takt dazu zu singen. Selbstverständlich auch die Küchenlieder. Wie sagt Schiller in seinem Lied von der Glocke: "Wenn gute Reden sie begleiten, schreitet die Arbeit munter fort". In diesem Fall muss man sagen: "Wenn gute Lieder sie begleiten". Zu der Zeit, in der die Küchenlieder gesungen wurden, war der Kohleherd die wichtigste "Küchenmaschine" der Hausfrau und ihrer Helferinnen. So wurde der Herd, als er etwas moderner und auch ansehnlicher geworden war, auf dem westfälischen Lande, also auch im ländlichen Ruhrgebiet, "Kochmaschine" genannt. In den kleinen Arbeiterwohnungen wurde der Herd bald zum Aushängeschild jeder guten Hausfrau. Denn man arbeitete ja nicht nur in der Küche, man wohnte auch in ihr. Der Herd, bald mit Nickelblenden und -Stangen verziert, wurde gepflegt, damit er gut funktionierte und geputzt, damit er sauber glänzte. Besonders die große Herdplatte, die zunächst aus Gusseisen, später aus Stahl bestand, wurde mindestens einmal in der Woche blank gescheuert. Noch meine Mutter sagte in den dreißiger Jahren: "So, jetzt werde ich den Herd wienern, bis er glänzt wie ein Affenpopo im Mondenschein". Das war für die Hausfrau Knochenarbeit.
Helmut Spiegel führt zurück in eine Zeit, als die Mutter stochen musste, wenn sie kochen wollte. Bei ihrer Arbeit sang sie gerne Küchenlieder: von enttäuschter und glücklicher Liebe, von armen Mädchen und bösen Buben. Auf ihrem Herd, dem Stolz jeder Hausfrau, kochte sie Gerichte der alten Ruhrgebietsküche: Pfefferpotthast, Brotsuppe, Himmel und Erde, Dicke Bohnen, Erbsensuppe oder Eisbein mit Sauerkraut.
Autorenporträt
Helmut Spiegel, geboren 1932 in Essen, wuchs in einer Arbeitersiedlung im Norden der Stadt auf. Sein Vater, ein Kruppscher Automobil- und Lokomotivschlosser, hätte es gerne gesehen, wenn der Sohn Ingenieur geworden wäre. Doch dieser stellte bald fest, dass er Technik besser beschreiben als betreiben konnte, und wurde Redakteur. Er arbeitete zunächst bei der NRZ in Essen, ab 1961 dann bei der WAZ in Witten, wo er bis heute mit seiner Familie wohnt.