In derselben Nacht, in der Annika mit ihren Kindern aus ihrer brennenden Villa flieht, wird in Stockholms Innenstadt der angesehene Polizist David Lindholm in seiner Wohnung ermordet. Seine Frau Julia liegt blutüberströmt im Badezimmer und gilt als Tatverdächtige. Vom vierjährigen Sohn der beiden
fehlt jede Spur. Die “böse Frau” hätte ihn mitgenommen, ist das einzige was aus der verstörten Ehefrau…mehrIn derselben Nacht, in der Annika mit ihren Kindern aus ihrer brennenden Villa flieht, wird in Stockholms Innenstadt der angesehene Polizist David Lindholm in seiner Wohnung ermordet. Seine Frau Julia liegt blutüberströmt im Badezimmer und gilt als Tatverdächtige. Vom vierjährigen Sohn der beiden fehlt jede Spur. Die “böse Frau” hätte ihn mitgenommen, ist das einzige was aus der verstörten Ehefrau herauszubekommen ist. Nur Annika glaubt an die Unschuld der jungen Mutter und beginnt zu recherchieren.
“Lebenslänglich” ist ein neuer Fall für Annika Bengtzon. Er schließt nahtlos an den Vorgänger “Nobels Testament” an. Der Roman besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil erleben wir die Mord- und Brandnacht im Juni und die darauffolgenden Tage. Klar strukturiert und temporeich arrangiert, präsentiert Marklund die Fakten. Die Vorverurteilung der Ehefrau durch die Medien. Die Verbindung zu Annika, die mit Julia und deren Polizistenkollegin Nina einmal für eine Reportage auf Streife gegangen war. Den Verdacht Annikas, das noch eine andere “Wahrheit” existieren müsse. Die Spurensuche in der Vergangenheit des Opfers. Das private Chaos, das die Trennung von ihrem Mann und der Verlust von Haus und Besitz mit sich bringt. Der zweite Teil beginnt Ende November kurz vor Beginn des Prozesses. Hier führt die Autorin in einem dramatischen Finale alle Fäden zusammen, präsentiert eine spektakuläre Auflösung und zeigt wie sich die Unordnung in Annikas Leben geregelt hat.
Liza Marklund verbindet im vorliegenden Fall die Problematik des Polizistenmordes in Verbindung mit der lebenslangen Freiheitsstrafe sowie die Trennung von Annika und ihrem Mann und die daraus resultierenden Schwierigkeiten. Das beide Bereiche ineinander übergehen, verleiht der Geschichte die besondere Dynamik. Marklunds Technik ist perfekt. Dank der kurzen, temporeichen Szenen, kann man das Buch sehr zügig lesen. Was wegen der offenen Spannungshöhepunkte am Schluss jeder Sequenz auch gut ist. Kursiv geduckte Teile symbolisieren die Gedanken der Handelnden, lockern den Text auf und verleihen dem Geschehen eine zusätzliche Dimension. Viele interessante Nebenschauplätze, wie zum Beispiel die Redaktion des Abendblattes wo Annika arbeitet, bieten unterhaltsame und informative Seitenausblicke.
Bewundernswert ist die Präzision in der Beschreibung der Figuren. Oft genügt ein Satz um ein klares Bild zu entwerfen. Mit Annika Bengtzon hat die Autorin einen faszinierenden Charakter à la Lisbeth Salander geschaffen. Die Reporterin, die in ihrem Beruf über einen untrüglichen “Riecher” und eine große Kompetenz verfügt, hat das Talent sich im Privatleben in Schwierigkeiten zu bringen. Undiplomatisch, dickköpfig, kratzbürstig, ehrlich, verständnisvoll, abweisend und einfühlsam sind nur einige Attribute die den widersprüchlichen Charakter dieser eigenwilligen Figur kennzeichnen. Die Liste der mitreißenden Protagonisten ließe sich leicht fortsetzen. Zum Beispiel mit Thomas, Annikas karrieregeilem, geltungssüchtigem Ehemann. Ein gutaussehender triebgesteuerter Jammerlappen. Wie Annika unter seinem Seitensprung leidet und dennoch nicht von ihm loskommt, ist einer der Gründe warum man beim Lesen förmlich an den Seiten klebt.
Marklunds andere Stärke ist das informative Erzählen. Die vermeintliche Täterin Julia wird in einem Gutachten als gespaltene Persönlichkeit diagnostiziert. Die Autorin erläutert auf zwei Seiten verständlich und spannend den Unterschied zwischen Schizophrenie und dissoziativer Persönlichkeit. Eine exzellente Erklärung. Kurz, prägnant, verständlich.
Liza Marklunds Krimis bieten überdies einen Einblick in das heutige Schweden. Alle Aspekte der Gesellschaft und des menschlichen Zusammenlebens werden objektiv beleuchtet und schonungslos dargestellt. So ergibt sich ein realistisches Bild des Landes, das nicht viel mit der roten Holzhausidylle von Inga Lindström zu tun hat. Dennoch sind die Bücher keineswegs düster oder deprimierend.