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Esta es una novela de gran ambición literaria y que el autor describe así: "Se trata de una historia sencilla y de una novela bastante menos sencilla, por no decir compleja, aunque mucho menos que Tu rostro mañana. Como el título indica, habla del estado de enamoramiento, considerado casi universalmente como algo positivo e incluso 'redentor' a veces, tanto que ese estado parece justificar casi todas las cosas: las acciones nobles y desinteresadas, pero también los mayores desmanes y ruindades. Pero no sólo se habla de eso en Los enamoramientos, también es un libro sobre la impunidad, y sobre…mehr

Produktbeschreibung
Esta es una novela de gran ambición literaria y que el autor describe así: "Se trata de una historia sencilla y de una novela bastante menos sencilla, por no decir compleja, aunque mucho menos que Tu rostro mañana. Como el título indica, habla del estado de enamoramiento, considerado casi universalmente como algo positivo e incluso 'redentor' a veces, tanto que ese estado parece justificar casi todas las cosas: las acciones nobles y desinteresadas, pero también los mayores desmanes y ruindades. Pero no sólo se habla de eso en Los enamoramientos, también es un libro sobre la impunidad, y sobre la horrible fuerza de los hechos; sobre la inconveniencia de que los muertos puedan volver". ENGLISH DESCRIPTION "The last time I saw Miguel Desvern or Deverne was also the last time he saw his wife, Luisa. This was not only strange, but perhaps also unfair, since she was just that, his wife, and I was just a stranger..." Los enamoramientos, Marías' latest work, is a reflection on the state of infatuation, considered as something positive and even redeeming to the extent of justifying all: the most noble and selfless actions but also the largest excess and abuses. It is also a novel on the impossibility of ever knowing the truth, not even our own.
Autorenporträt
Javier Marías (Madrid, 1951) es autor de Los dominios del lobo, Travesía del horizonte, El monarca del tiempo, El siglo, El hombre sentimental (Premio Ennio Flaiano), Todas las almas (Premio Ciudad de Barcelona), Corazón tan blanco (Premio de la Crítica, Prix l'Oeil et la Lettre, IMPAC Dublin Literary Award), Mañana en la batalla piensa en mí (Premio Fastenrath, Premio Rómulo Gallegos, Prix Femina Étranger, Premio Mondello di Palermo), Negra espalda del tiempo, de los tres volúmenes de Tu rostro mañana: 1 Fiebre y lanza (Premio Salambó), 2 Baile y sueño, 3 Veneno y sombra y adiós, de Los enamoramientos (Premio Tomasi de Lampedusa, Premio Qué Leer) y Así empieza lo malo; de las semblanzas Vidas escritas y Miramientos; de los relatos Mala índole y de la antología Cuentos únicos; de homenajes a Faulkner y Nabokov y dieciocho colecciones de artículos y ensayos. En 1997 recibió elPremio Nelly Sachs, en Dortmund; en 1998 el Premio Comunidad de Madrid; en 2000 los Premios Grinzane Cavour, en Turín, y Alberto Moravia, en Roma; en 2008 los Premios Alessio, en Turín, y José Donoso, en Chile; en 2010 The America Award en los Estados Unidos; en 2011 el Premio Nonino, en Udine, y el Premio de Literatura Europea de Austria; en 2012 el Premio Terenci Moix, y en 2015 el Premio Bottari Lattes Grinzane, todos ellos por el conjunto de su obra. Entre sus traducciones destaca Tristram Shandy (Premio Nacional de Traducción 1979). Fue profesor en la Universidad de Oxford y en la Complutense de Madrid. Sus obras se han publicado en cuarenta y tres lenguas y en cincuenta y cinco países, con más de ocho millones de ejemplares vendidos. Es miembro de la Real Academia Española.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.03.2012

Was dauert, verrottet am Ende
Dein Gesicht gestern: In seinem neuen Roman „Die sterblich Verliebten“ taucht Javier Marías die Figuren ins Säurebad der Zeit
Der spanische Autor Javier Marías hält es mit Shakespeare. Mehrere seiner Romane tragen Titel, die er in Shakespeares Stücken entdeckt hat. So auch die großen Erfolge hierzulande, „Mein Herz so weiß“ (1992, dt. 1996) und „Morgen in der Schlacht denk an mich“ (1994, dt. 1998). Der neue Roman hingegen heißt im Original „Los enamoramientos“, wörtlich „Die Verliebtheiten“, in der deutschen Übersetzung „Die sterblich Verliebten“. Erst nachdem man gut hundert Seiten gelesen hat, stößt man auf Shakespeare, auf ein Zitat, das einem, so ist zu vermuten, etwas Wesentliches mitteilen will.
Als Macbeth vom Tod seiner Frau erfährt, antwortet er rätselhaft: „She should have died hereafter“ – sie hätte hiernach sterben sollen, oder einfacher: sie hätte später sterben sollen. Gewöhnlich sagt man beim Tod eines Menschen, er sei zu früh gestorben. Aber stimmt das in jedem Fall? Gibt es nicht auch einen Tod, der gerade rechtzeitig eintritt? Weil er jemanden von Qualen erlöst. Weil er jemandem Schlimmeres erspart. Oder weil er, mitleidlos betrachtet, jemanden jäh beseitigt, der dem Glück eines anderen im Weg steht. Damit ist das Herz des Romans getroffen.
Regelmäßig geht Maria in ein Café, um das in ihren Augen perfekte Paar zu beobachten. Er ist etwa fünfzig, sie Ende dreißig, aufmerksam und zärtlich sind die beiden einander zugetan, ganz so, als wären sie noch verliebt wie am ersten Tag. „Sie sah ebenso sympathisch und fröhlich aus wie er, und wenn ihr Lachen nicht ganz so klangvoll war, kam es doch nicht weniger prompt und womöglich noch herzlicher, mit ihren blitzenden Zähnen, die ihr einen fast kindlichen Ausdruck verliehen.“
Maria ist Lektorin in einem Madrider Verlag. Beim allmorgendlichen Anblick des Paares stärkt sie sich für die Begegnungen mit eitlen, sich maßlos überschätzenden Autoren – und für ihr weniger perfektes, mit wechselnden Liebhabern ausgestattetes Privatleben. Mit Maria hat Marías erstmals eine Frau gewählt, die aus ihrer Warte erzählt, dabei nicht weniger gedankenvoll, grüblerisch, zweiflerisch oder gar zynisch als ihre männlichen Vorgänger.
Der Grund dafür wird schnell geliefert, ein Toter, schon auf der ersten Seite vermerkt und damit dem Rezept der oben erwähnten Bestseller folgend. In der Zeitung erblickt sie ein Foto des sympathischen Miguel aus dem Café, „voller Stichwunden, die Brust entblößt, im Begriff, ein Toter zu werden, wenn er es in seinem entschwundenen Bewusstsein, das nie wiederkehrte, nicht schon war“.
Als „pensamiento literario“ hat Marías einmal seine Methode bezeichnet. Für sich genommen, besagt das nicht viel, denn kaum ein Schriftsteller wird sich literarisches Nachdenken absprechen lassen. Doch wenn man hinzunimmt, was Marías letztes Jahr in El País geäußert hat, gewinnt die Methode an Schärfe: Beim Schreiben von Romanen betrüge man sich weniger als anderswo. Von dieser Idee angetrieben, entwickeln sich seine Reflexionsschleifen, seine unaufhörlichen Fragen nach dem, was geschehen ist oder geschehen sein könnte, seine nur vorläufigen Wahrheiten, die sich in Mutmaßungen oder Täuschungen zersetzen. Denn das Wenigste lässt sich mit Sicherheit sagen.
Zunächst sieht es so aus, als habe ein Parkplatzanweiser Miguel im Wahn erstochen. Monate später dann, wieder in jenem Café, schließt Maria Bekanntschaft mit Luisa, der schönen, noch untröstlichen Witwe. So lernt sie auch Javier kennen, Miguels seinerzeit besten Freund, und sie verliebt sich in ihn. Javier aber verzehrt sich, wie er zugibt, nach Luisa.
Eines Tages, nach routiniertem Affären-Sex, belauscht Maria ein Gespräch und schöpft Verdacht: Hat sich Javier des verstörten Parkplatzanweisers für seine Zwecke bedient? Trifft ihn die wahre Schuld an Miguels Tod? Aus Leidenschaft für Luisa? Er versucht, sie zu besänftigen. Schuld ja, aber allenfalls infolge der eindringlichen Bitte seines Freundes. Dieser nämlich sei sterbenskrank gewesen und habe das qualvolle Ende nicht abwarten wollen.
In Marías Romanen gibt es keinen Plot im klassischen Sinn. Stattdessen rankt sich die Handlung um gut kalkulierte Drehpunkte, die dazu führen, dass man atemlos weiterliest. Dass einen die Geschichte in Bann schlägt, ja hypnotisiert, verdankt sich einer gedanklich schweifenden, durchrhythmisierten und von Susanne Lange brillant ins Deutsche übertragenen Sprache.
Und doch wird einem angesichts der formalen Perfektion auf Dauer etwas unbehaglich zumute. Der gepflegte Ton im Stil einer Kammeroper erweist sich als unbefleckt von den geschilderten emotionalen Verheerungen. Man sehnt sich geradezu nach Brüchen, nach schmerzhaften Ausschlägen. Dazu aber lässt sich Marías nicht im Leisesten herbei. Vielmehr läuft sein Rhythmus Gefahr, sich da und dort zu verselbstständigen, auf einen Schlag wird mit Vorliebe ein Nachschlag gesetzt, nicht selten mehrmals auf einer Seite.
Das hört sich dann so an: „Mit Schrecken schaute ich auf das winzige Display, wünschte seinen Namen, seine Nummer nicht zu sehen, und – das war das Beunruhigende, Seltsame – wünschte es zugleich.“ Schlag „Namen“, Nachschlag „Nummer“; Schlag „das Beunruhigende“, Nachschlag „Seltsame“.
Nach seiner Romantrilogie „Dein Gesicht morgen“ habe ihn, so Marías, eine schwere Erschöpfung befallen. Ein erschöpfter Schriftsteller, denkt man unwillkürlich weiter, hätte ein unvollkommenes, sterbliches Manuskript verfasst und wäre so seinen Figuren, den „sterblich Verliebten“, nahegekommen. Aber damit hätte sich Marías niemals begnügt. Zufällig erspäht Maria ihren früheren Liebhaber Javier mit Luisa, der nunmehr getrösteten Witwe, in einem Restaurant. Aufmerksam und zärtlich sind die beiden einander zugetan. Javier ist am Ziel seiner Wünsche. Das perfekte Paar, das Miguel und Luisa einst bildeten, scheint auf wundersame Weise durch ein neues perfektes Paar, Javier und Luisa, ersetzt worden zu sein. Zögernd ringt sich Maria dazu durch, dass sie aufsteht und hingeht.
Hätte Miguel also später sterben sollen? Grimmig gesagt, nein. „Was dauert, verdirbt und verrottet am Ende, langweilt, wendet sich gegen uns, macht überdrüssig, müde. Wie viele Menschen, die uns unverzichtbar erscheinen, bleiben auf der Strecke, wie viele verschleißen wir, zu wie vielen bröckelt die Verbindung ab, scheinbar ohne Grund, geschweige denn, eines gewichtigen.“
Luisa wird ihr neues Glück der nagenden Zeit aussetzen müssen, während ihr altes auf ewig unbeeinträchtigt bleibt. Sie wird sich gern an Miguel erinnern, an sein Gesicht gestern.
RALPH HAMMERTHALER
JAVIER MARÍAS: Die sterblich Verliebten. Roman. Aus dem Spanischen von Susanne Lange. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2012. 432 Seiten, 19,99 Euro.
„Er war im Begriff,
ein Toter zu werden,
wenn er es nicht schon war“
„Wie viele Menschen, die uns
unverzichtbar erscheinen,
bleiben auf der Strecke . . .“
„Alle Tiere rund um die Stammeltern scheinen lebendig zu sein, horchen auf, Affen, Hasen, Pfauen, Dachse“: der Straßen-Affe in Madrid könnte dem Roman von Javier Marías (links) entstammen. Fotos: mauritius images/imagebroker/ dpa(links)
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.03.2012

Eine exklusive Liebe

Was geschah mit dem Traumpaar im Café? Javier Marías kehrt mit "Die sterblich Verliebten" an seine glorreichen Anfänge zurück - aber wozu?

Von Katharina Teutsch

Javier Marías gilt nicht zuletzt aufgrund seiner schwelenden Nobelpreisanwärterschaft als einer der wichtigsten, wenn nicht gar der wichtigste zeitgenössische Schriftsteller Spaniens. Zu den außerdem beliebtesten Autoren seines Landes zählt er, seitdem ihm 1996 ein weltweiter Überraschungserfolg gelang. Monatelang hielt sich "Mein Herz so weiß" - der Titel geht auf eines der für Marías so typischen Macbeth-Zitate zurück - auf den hiesigen Bestsellerlisten. So etwas hatte es bis dato noch kaum unter den Kassenschlagern gegeben: ein Buch, angesiedelt zwischen Chabrolschem Psychothriller und Almodóvarschem Melodram inklusive fundamental-ontologische Betrachtungsweisen der gemeinen Erzählsituation und was dergleichen mehr ist. Marías' jüngster Roman nimmt es damit abermals auf. In der deutschen Übersetzung von Susanne Lange heißt er "Die sterblich Verliebten", im Original "Die Verliebtheiten", was fast besser zum darin ausgestellten Pathos der Beiläufigkeit passt.

Seine Anhänger dürfte es freuen, dass Marías nach weitschweifigen Ausflügen ins epische Fach der Trilogie "Dein Gesicht morgen" nun zu seiner reduzierten Formatstärke zurückgefunden hat. Entstanden ist ein Roman, der die großen Themen des Madrilenen noch einmal aufgreift - und zwar als Destillat einer lang und sorgfältig gehegten Sprachskepsis. Vordergründig geht es um die Geschichte des perfekten Ehepaars Desvern. Jeden Morgen nimmt es in einem Madrider Bistro sein Frühstück ein und wird dabei von einer jungen Frau, der Ich-Erzählerin María, beobachtet: "Ich wünschte ihnen also das Allerbeste, wie den Figuren aus einem Roman oder einem Film, für die man von Anfang an Partei ergreift."

Allerdings endet so eine Parteinahme, zumal in einer Erzählung, selten gut. Wie bereits in "Mein Herz so weiß" spendiert Marías uns auch hier einen spektakulären Auftakt. Schoss sich einst eine Braut nach ihrer Hochzeitsreise scheinbar grundlos ins Herz, ist es jetzt Desvern, der, von Messerstichen übersät, auf einem Parkplatz liegt und seinen Angehörigen Rätsel um sein brutales Ende aufgibt. Ein geisteskranker Parkwächter wird verhaftet, doch es bleibt der Zweifel: Warum er, warum jetzt, wieso auf diese Weise? Eine späterer Besuch im Haus der Witwe lässt María immerhin vermuten: "Sie wird darüber hinwegkommen."

Am gleichen Tag lernt sie den besten Freund des Opfers kennen und beginnt eine Affäre mit ihm, obwohl dieser Díaz-Varela heimlich eine andere liebt. Beharrlich ebnet sich der Witwentröster den Weg zu deren Herzen. Anlass genug für die Skepsis, ob es sich bei dem Tod von Desvern nicht doch um einen kalt geplanten Eifersuchtsmord handelt.

Javier Marías versteht es, solche Zweifel zu schüren. Dazu wendet er einen bewährten Operetten-Trick an: Maria schlummert im Bett des Geliebten, just als eine dubiose Gestalt zu Besuch kommt, die sich partout im Flur über den Auftragsmord an Desvern unterhalten möchte. María belauscht einen Teil der Konversation, beschließt zunächst, nichts gehört zu haben und zu schweigen, entscheidet sich um, lauscht weiter, simuliert Schlaf, redet sich selbst Unwissenheit ein. Dann schlagen aufgeschnappte Satzfetzen um in Verdacht, Ressentiment und schließlich Angst vor dem möglicherweise mörderischen Geliebten.

Das erzeugt eine thrillerhafte Atmosphäre. Allerdings liest man derlei Wahrnehmungsexperimente bei Marías auch nicht zum ersten Mal. Was kann ich wissen, was soll ich tun, was darf ich hoffen?, scheint der Autor zu fragen. Und seine Reflexionen richten sich an ein Publikum, das gewissermaßen im Pluralis Majestatis in die hier ausgerufene Zweiflergemeinde aufgenommen wird: "Sobald wir wissen, dass etwas nicht für unsere Ohren bestimmt ist, setzen wir alles daran, es zu hören, und begreifen nicht, dass man uns manches zu unserem Besten verheimlicht", schreibt Marías an einer Stelle. Oder auch: "Die Versuchung, zu horchen, ist stärker als wir, auch wenn wir wissen, dass sie uns nicht bekommt."

Das Problem solcher an sich ja kluger Gedankenspiele ist, dass sie einer solch aufdringlichen Vermittlung gar nicht bedürften. Erst recht nicht, wenn es um das Wesen der Frau geht, als dessen Kenner sich Marías hier im Kostüm einer weiblichen Ich-Erzählerin geriert: "Wir Frauen neigen auch dazu, unseren Partnern eine Vielzahl verflossener Geliebter zuzuschreiben, und treffen nicht immer ins Schwarze."

Dass Javier Marías ebenfalls nicht immer ins Schwarze trifft, gehört zu seinem erzählerischen Programm. Abermals haben wir es in "Die sterblich Verliebten" mit einen Roman zu tun, der den Zweifel experimentell in seine Figuren einpflanzt. Der Autor sieht dabei zu, wie er sich anschließend im Leser breitmacht, und die Geschichte so ihrem notwendig zerstörerischen Ende entgegentreibt - oder eben auch nicht, was nicht verraten werden soll, aber bedeuten würde, dass wir auf dem Zweifel sitzenbleiben, weil, das will Javier Marías uns wieder und immer wieder mitteilen, niemand wissen kann, ob die Sprache, ob Erzählungen verlässliche Agenten der Wahrheit sind oder nur Werkzeuge der Verschleierung. "Wir hören ,nein'", schreibt er, "und immer kann es ,ja' bedeuten." Jein, möchte man da einwerfen. Denn auch, wenn Marías Zweifel an der Zuverlässigkeit der Rede explizit thematisiert, so erzählt uns er uns am Ende doch eine Geschichte, die von den Entscheidungen ihrer Figuren abhängt, sie damit zu Akteuren macht und also für die Dauer der Lektüre wahr ist.

Der Satz "Ich wollte es nicht wissen" eröffnete den Bestseller von 1996. Am Schluss des neuen Buchs heißt es: "Letztendlich wird mich niemand richten, es gibt keine Zeugen meiner Gedanken." Das ist natürlich Koketterie, denn wir haben der Erzählerin ja Hunderte Seiten lang zugehört, sind Zeugen ihrer Geschichte geworden und damit, so die Rechnung von Marías, mitschuldig geworden. Doch den Dichtern sollte man, Platon ahnte es bereits, nicht trauen. Es fällt uns daher nicht sonderlich schwer, mit dem kleinen, uns anvertrauten Geheimnis zu leben - wenn nötig auch unter dem Siegel der Verschwiegenheit, denn dieses Buch ist schon geschwätzig genug.

Javier Marías: "Die sterblich Verliebten". Roman.

Aus dem Spanischen von Susanne Lange. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2012. 430 S., geb., 19,99 [Euro]

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