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Erscheint vorauss. September 2024
  • Buch mit Leinen-Einband

Heute Neunzig Jahr ist das letzte, unvollendete Erzählprojekt Uwe Johnsons. Nach dem Tode des Autors im Februar 1984 fanden sich Typoskript und Material zu diesem geplanten Buch. Das als Text Vorhandene erzählt die Cresspahl-Geschichte von 1888 bis 1947, also knapp sechzig Jahre. Die Tochter Gesine vergegenwärtigt sich Jahreseintrag um Jahreseintrag das Leben ihres Vaters und ihr eigenes: von Heinrichs Geburt als Stellmachersohn auf einem Gut in Mecklenburg, einer Tischlerlehre in der Kleinstadt Malchow über seine Teilnahme am Ersten Weltkrieg, Widerstand gegen den Kapp-Putsch, seinen Weggang…mehr

Produktbeschreibung
Heute Neunzig Jahr ist das letzte, unvollendete Erzählprojekt Uwe Johnsons. Nach dem Tode des Autors im Februar 1984 fanden sich Typoskript und Material zu diesem geplanten Buch. Das als Text Vorhandene erzählt die Cresspahl-Geschichte von 1888 bis 1947, also knapp sechzig Jahre. Die Tochter Gesine vergegenwärtigt sich Jahreseintrag um Jahreseintrag das Leben ihres Vaters und ihr eigenes: von Heinrichs Geburt als Stellmachersohn auf einem Gut in Mecklenburg, einer Tischlerlehre in der Kleinstadt Malchow über seine Teilnahme am Ersten Weltkrieg, Widerstand gegen den Kapp-Putsch, seinen Weggang aus einer unheimatlichen Heimat, zuerst in die Niederlande, dann nach England, seine Etablierung als Tischler in Richmond bei London gegen Ende der zwanziger Jahre bis zu den Ereignissen, die wir aus Johnsons großem Roman-Epos Jahrestage kennen. Erzählt werden diese »Jahre individueller und öffentlicher Geschichten, gesehen durch die Erfahrung (statt durch Temperament) einer Person«, derErzählerin Gesine, in enger Parallelführung und Verflechtung des Privaten mit dem Historisch-Politischen, das genauestens recherchiert und scharf ironisch reflektiert wird. Dem Text nachgestellt sind unter anderem ein Nachwort sowie ein philologischer Essay des Herausgebers Norbert Mecklenburg.
Autorenporträt
Uwe Johnson wurde am 20. Juli 1934 in Kammin (Pommern), dem heutigen Kamien Pomorski, geboren und starb am 22. oder 23. Februar 1984 in Sheerness-on-Sea. 1945 floh er mit seiner Mutter und seiner Schwester zunächst nach Recknitz, dann nach Güstrow in Mecklenburg. Sein Vater wurde von der Roten Armee interniert und 1948 für tot erklärt. 1953 schrieb er sich an der Universität Leipzig als Germanistikstudent ein und legte sein Diplom über Ernst Barlachs Der gestohlene Mond ab. Bereits während des Studiums begann er mit der Niederschrift des Romans Ingrid Babendererde. Reifeprüfung 1953. Er bot ihn 1956 verschiedenen Verlagen der DDR an, die eine Publikation ablehnten. 1957 lehnte auch Peter Suhrkamp die Veröffentlichung ab. Der Roman wurde erst nach dem Tode von Uwe Johnson veröffentlicht. Der erste veröffentlichte Roman von Uwe Johnson ist Mutmassungen über Jakob. Von 1966 - 1968 lebte Uwe Johnson in New York. Das erste Jahr dort arbeitete er als Schulbuch-Lektor, das zweite wurde durch ein Stipendium finanziert. Am 29. Januar 1968 schrieb er in New York die ersten Zeilen der Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl nieder. Deren erste ¿Lieferung¿ erschien 1970. Die Teile zwei und drei schlossen sich 1971 und 1973 an. 1974 zog Uwe Johnson nach Sheerness-on Sea in der englischen Grafschaft Kent an der Themsemündung. Dort begann er unter einer Schreibblockade zu leiden, weshalb der letzte Teil der Jahrestage erst 1983 erscheinen konnte. 1979 war Uwe Johnson Gastdozent für Poetik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt. Ein Jahr später erschienen seine Vorlesungen unter dem Titel Begleitumstände. Sein Nachlass befindet sich im Uwe Johnson-Archiv an der Universität Rostock.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.07.2024

Gut für die Haltung

Von Matthias Göritz

Auswendig gelernt, die äussere Kruste des Gewesenen, gezwängt in die Kette der Jahre, die zurückrasselt in den Brunnen. Statt der Wahrheit Wünsche an sie, auch Gaben von der Katze Erinnerung, dem Gewesenen hinterher schon durch die Verspätung der Worte, nicht wie es war, bloss was ich davon finden konnte: 1888. 1938. 1968. Damals."

So lyrisch, fast wie ein Gedicht, beginnt Uwe Johnsons nachgelassenes großes Erzählprojekt "Heute neunzig Jahr". Es ist durch seinen frühen Tod im Februar 1984 in Sheerness-on-Sea unvollendet geblieben - das fürs Folgejahr geplante nächste Buch sollte Johnsons gewaltige Schulden beim Suhrkamp-Verlag tilgen, man hatte ihm dafür ein Garantiehonorar von 100.000 D-Mark versprochen. Der Text, soweit das existierende Typoskript und weitere aufgefundene Materialien dessen Rekonstruktion gestatten, erzählt die Geschichte Heinrich Cresspahls vom Dreikaiserjahr 1888 bis zur Nachkriegszeit von 1947; er umfasst knapp sechzig der vom Titel versprochenen neunzig Jahre.

Eintrag um Eintrag vergegenwärtigt sich darin die Tochter Gesine das Leben ihres Vaters und versichert sich ihres eigenen. Der Text erzählt von der Geburt Heinrichs als Stellmachersohn auf einem Gut in Mecklenburg, seiner Tischlerlehre in der Kleinstadt Malchow, der unfreiwilligen Teilnahme am Ersten Weltkrieg, dem Widerstand gegen den Kapp-Putsch und dem Fortzug aus der ihm immer unheimlicher werdenden Heimat, erst in die Niederlande, dann nach England, wo er sich Ende der Zwanzigerjahre als Tischler in Richmond niederlässt. Der Zeitbogen führt bis zu den Ereignissen, die Leserinnen und Leser aus Johnsons epochalem Roman-Epos "Jahrestage" kennen.

Der Sound der Erzählerin Gesine in "Heute neunzig Jahr" ist collagenhaft, fast hörspielartig. Privates wird mit Historisch-Politischem verschränkt, ab und zu klatscht ein plattdeutscher Kalenderspruch dazwischen, es ist ein kalendarisches, ironisches Erzählen, für das Johann Peter Hebel Pate gestanden haben mochte.

Der Text ist keineswegs Vorstufe, Konzentrat oder Parallelfassung zu den "Jahrestagen", wie der verdienstvolle Herausgeber Norbert Mecklenburg meinte, sondern ein eigenständiges Werk, das durch die Titelgebung auf das Unerzählte im "Jahrestage"-Kosmos verweist - nämlich auf die Vorgeschichte Heinrich Cresspahls sowie darauf, wie die Geschichte von Gesine und Marie nach dem Niederwalzen des Prager Frühlings 1968, dem pessimistischen Schluss des vierten Bandes der "Jahrestage", weitergeht. Ein Teil des späteren Nachlasstextes wurde von Uwe Johnson 1975 noch unter dem Titel "Versuch, einen Vater zu finden" fürs Radio eingelesen. "Heute neunzig Jahr", so der für die Suhrkamp-Vorschau abgesprochene Titel, ist so genau gearbeitet, mit lyrischen Stellen, Humor, Erzählreflexion und Faktizität aufgeladen, ja geradezu kleistisch gespannt, dass es mir eher vorkommt, als handele es sich dabei um den Versuch Johnsons, das Genre des historischen Romans völlig neu zu fassen.

Eine eigentümliche, vielleicht manchmal auch sehr norddeutsche Sprachmagie, das Suchen nach einer ethisch-erzählerischen Haltung, die die Verflechtung des Privaten mit dem Historisch-Politischen ermöglicht, ohne die Individuen, die "Leute, die er sprechen hört", wie Johnson es einmal formulierte, zu bloßen Chargen oder Figuren auf dem Spielbrett des Erzählens verkommen zu lassen - das zeichnet die Erzählkunst dieses Schriftstellers von Beginn an aus. Der Bogen, den Johnson vom Dialog- und Montageroman "Mutmassungen über Jakob" über sein epochales Epos "Jahrestage" bis zum unvollendeten Erzählprojekt "Heute neunzig Jahr" spannt, schlägt eine Poetik der Erfahrung vor, eine Analyse der Auswirkungen von Zeitgeschichte auf das Leben und die Figuren, eine Ethik des Vergleichens von Lebensgeschichten. Ein Roman sei das Angebot, "eine Welt gegen die Welt" zu halten, so lautete Johnsons Credo, und dabei seien die Wirklichkeit und die genaue Analyse von Sprache und Fakten immer kritisch und ironisch im Blick zu behalten. Ein weiterer Satz, der Johnson-Leserinnen und -Lesern immer wieder in den Kopf kommt, ist das Beharren darauf, dass sich die Geschichte ihre Form sucht. Ihre angemessene Form. Und damit meint Johnson beides: Historie und Lebensgeschichte seiner Leute.

Johnson ist mir seit der ersten Lektüre noch während der Schulzeit ein großes Leit- und Vorbild geworden, er hat mich wie kein anderer deutscher Autor auf meinem eigenen Weg als Schriftsteller begleitet. Vielleicht, nein, gerade weil sein Werk und seine Schreibhaltung keine einfachen Zuordnungen erlauben. War er der "Dichter der beiden Deutschland", als den man ihn früh bezeichnete? War er an Heimat interessiert? War er vor allem ein politischer Schriftsteller? Oder eher ein Nachfolger Faulkners und des modernen Romans? Ja, er war das alles, aber auch mehr.

Johnsons 1959 veröffentlichter Roman "Mutmassungen über Jakob" eröffnet mit dem berühmt gewordenen, rätselnden Anfangssatz: "Aber Jakob ist immer über die Gleise gegangen." Johnson hat von seinem Systemwechsel in die Bundesrepublik Deutschland nie als Exil, Emigration oder Flucht gesprochen, sich nie auf die Sprache der Staatlichkeit oder der Literaturkritik festlegen lassen wollen, sondern immer - nur halb ironisch - von einem Umzug in den Westteil der Stadt Berlin gesprochen. Orte waren ihm wichtig, Landschaften. Mecklenburg und immer das Wasser, das seine Romane, seine Geschichten und seine Wohnorte durchzog wie auch die seiner Figuren: die Ostsee, der Fluss Dievenow in Pommern, der East River, der Harlem und der Hudson River an seinem Wohn- und Arbeitsort New York und schließlich die Themse an ihrer Mündung vor dem Inselstädtchen Sheerness-on-Sea.

Johnson war sehr belesen und wurde literaturhistorisch bei Hans Mayer in Leipzig ausgebildet. Gerade dieser Tage ist seine Abschlussarbeit von 1956 über Ernst Barlach wieder aufgetaucht und nun im Rostocker Uwe-Johnson-Archiv einsehbar. Sie trägt den Titel "Ernst Barlach - Der gestohlene Mond". Wie Barlach hatte Johnson eine Zeit lang als Schüler in Güstrow gelebt, sich dort früh mit dessen bildnerischem und schriftstellerischem Werk befasst und zur gleichen Zeit versucht, eine Haltung zur jungen DDR zu finden. In den Fünfzigern gab es in der Kulturpolitik dieses Landes unterschiedliche Auffassungen, wie mit Barlachs Werk umzugehen sei. Die Nationalsozialisten hatten es als "entartet" bekämpft, zum sozialistischen Realismus schien Barlachs symbolistisch-naturalistischer Stil nicht recht zu passen, genauso wenig, wie Johnsons erste Romane das aus anderen Gründen taten: etwa der noch während des Studiums geschriebene und sowohl von DDR-Verlagen als auch von seinem späteren westdeutschen Verleger Siegfried Unseld abgelehnte Erstling "Ingrid Babendererde - Reifeprüfung 1953". In der DDR geschah das aus politischen Gründen - das Sujet drehte sich um das Verbot der Jungen Gemeinde. Siegfried Unseld wiederum war nicht ganz überzeugt vom Text, es werde ihm darin zu viel gegrient. Der dann bei Suhrkamp erschienene, Johnsons Ruhm begründende Dialogroman "Mutmassungen über Jakob" war schließlich auch Grund für Johnsons Umzug.

Der Roman erregte nicht nur seiner Form wegen Aufsehen, sondern weil er politisch-moralische Fragen scharf in den Fokus nahm. Wie sollte man die bewaffnete Besetzung des Suezkanals bezeichnen? Als Krise, wie westliche Medien und Politiker das taten, oder als Krieg? Wie soll man handeln, wenn man, wie der Protagonist des Romans, Jakob Abs, sich als Eisenbahner, Sozialist und Mensch richtig verhalten will, aber den Reformen im sozialistischen Bruderstaat Ungarn im Jahr 1956 mit sowjetischen Panzerbewegungen auf dem Schienennetz der Deutschen Demokratischen Republik begegnet wird?

Schöne Literatur, Zeitungsmeldungen, historische Werke über Mecklenburg, Sachtexte und politische Zitate, sie alle konstituieren sprachliche Wirklichkeit und haben Auswirkungen im Leben. Erzählen findet nie im luftleeren Raum statt, ist nicht unschuldig, es muss gelernt und angewendet und immer wieder überprüft werden - während des Studiums war Johnson auch als Übersetzer tätigt. Gemeinsam mit Manfred Bierwisch erarbeitete er eine Prosaübertragung des Nibelungenlieds, und allein erstellte er eine Übersetzung von Herman Melvilles historischem Roman "Israel Potter" über die amerikanische Revolution. Lektüre hinterlässt Spuren. Sie hilft beim eigenen Schreiben. Was mag der Student Johnson vom Künstler Ernst Barlach gelernt haben? Wir werden es sehen. Es gibt ja bereits viele bereichernde literaturhistorische Arbeiten und Vergleiche mit Faulkner, Fontane, Hebel, Schiller et cetera, die Stellen und Verweise in Johnsons Werk auf- und entschlüsseln. Dabei gilt es aber, nie außer Acht zu lassen, was Johnson selbst über seinen Weg gesagt hat: "Literarische Vorbilder gibt es für mich nicht. Jeder Schriftsteller muss sich seinen Stoff selber beschaffen, er muss sich seine Form selbst erarbeiten."

Stoff, das waren ihm deutsche Geschichte und Zeitgeschichte, die Form kam beim Schreiben, manchmal spät, in den "Mutmassungen" als Neu-Arrangieren des Plots durch die Perspektive verschiedener "Leute"; manchmal gab ein Titel, "Jahrestage", Struktur.

Literatur lebt, wenn sie gelesen wird, Autoren bleiben, wenn sie das Leben, das Schreiben und das Erzählen anderer beeinflussen und weiter herausfordern - es ist ein Nachleben, wie Walter Benjamin es auch der Übersetzung zusprach. Uwe Johnsons Werk lebt, neunzig Jahre nach seiner Geburt, auf vielfache Art weiter. Nicht nur bei Autorinnen und Autoren, die sich immer wieder auf ihn bezogen haben und weiter auf ihn beziehen. Für eine eigenwillige, ebenso avantgardistische wie unterhaltende und engagierte Literatur, die Leserinnen und Leser mitreißt, hat Johnson zahlreiche Vorschläge gemacht. Wenn man ihn heute liest, sieht man, wie aktuell seine Romane sind. Infrage stehen Kategorien wie Wahrheit und Faktizität durch sogenannte alternative Fakten und fake news. Gesine und ihre Tochter Marie haben der "New York Times", der "Tante Times" (eine Anspielung auf Fontane), wie sie die Zeitung liebevoll nennen, die Frage nach der Ethik des Erzählens und Benennens angesichts der vielen "Nachrichtentoten" im Vietnamkriegs bereits gestellt und sie diskutiert. Sie sind sich des Einflusses der Sprache auf unser Denken und Handeln von Beginn an bewusst. Romane können nicht nur gute Unterhaltung sein, sondern auch gut für die Haltung.

Vierzig Jahre nach Johnsons Tod haben der Schauspieler Charly Hübner und die Nachrichtensprecherin Caren Miosga Johnsons Hauptwerk "Jahrestage", als Hörbuchfassung neu eingelesen. Was in dieser Fassung sehr schön zum Vorschein kommt, ist das Vielstimmige von Johnsons Werk. In "Jahrestage" macht Gesine Cresspahl Tonbandaufnahmen von ihren Erinnerungen und den Erinnerungen an das, was ihr erzählt wurde - "für wenn ich tot bin", so sagt es Gesine im Verbund mit dem "Genossen Schriftsteller", der Autor-Figur, mit der sich Johnson selbst in den Roman schreibt, auch um anzuzeigen, wie er an die Geschichte gekommen ist, nämlich im Austausch, im Dialog mit seinen Figuren, denen man bei ihrem Sprechen über die Vergangenheit zuhören kann. Marie als die Tochter Gesines und des rätselhaft ums Leben gekommenen Eisenbahners Jakob Abs ist in der Position von uns Leserinnen und Lesern, die beharrlich immer weiter fragen.

Johnsons Bücher sind aufs Engste miteinander verwoben, entwerfen einen riesigen Kosmos an Figuren. Ereignisse werden so manchmal mehrfach erzählt, mit unterschiedlichen Mitteln, aus verschiedenen Perspektiven. Johnsons Werk ist eine Aufforderung an die Leser, sich mit der Wirklichkeit zu befassen, mit der Art und Weise, wie wir sie durch das Erzählte sehen. Erinnern heißt, Orte zu schaffen, an denen Geschichte und Geschichten zur Sprache kommen, an denen Trauerarbeit und Vergangenheitsbewältigung geleistet werden. Johnsons immer wieder aufgerufene Formulierung von der "Katze Erinnerung" zeigt auch, wie lange man manchmal warten muss, bis das richtige Wort, die angemessene Formulierung oder der haltbare Satz zu einem kommen.

Was für Gesine "Für wenn ich tot bin" hieß, ist eigentlich in der paradoxen Hoffnung auf den gegenteiligen Satz hin gesprochen: "Für wenn ich lebendig bin". Erzählen verbindet, es ist Weitergabe nicht nur von Wissen, sondern auch von Erfahrung, von Gefühlen, von Haltung und Form. Insofern ist Uwe Johnsons "Heute neunzig Jahr", das wir heute terminlich passend als Anlass nehmen, ein krummes Jubiläum als Jahrestag zu feiern, weniger als Fragment anzusehen, sondern als Anstoß, Johnson zu lesen, diesen immer noch und immer wieder neu zu entdeckenden Großen der deutschen Literatur.

Matthias Göritz, geboren 1969, ist Schriftsteller und lehrt in St. Louis. Zuletzt erschien von ihm der Roman "Die Sprache der Sonne" (C. H. Beck).

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