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Brasilianische Leidenschaft zwischen Kampf und Tanz. Dieser Bildband hält den Moment fest und gibt die Dynamik weiter. Lädt ein zum Verweilen in einer anderen Welt. Zum Eintauchen in die Zeitlosigkeit.

Produktbeschreibung
Brasilianische Leidenschaft zwischen Kampf und Tanz. Dieser Bildband hält den Moment fest und gibt die Dynamik weiter. Lädt ein zum Verweilen in einer anderen Welt. Zum Eintauchen in die Zeitlosigkeit.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.04.2006

Tanz auf dem Vulkan
Grischa Rodust erzählt von der Capoeira als Akt des Widerstands
Capoeira bedeutet Widerstand. Die ganzen Kämpfe all die Jahre, die brasilianische Geschichte, die Historie des Widerstandes. Auf irgendeine Weise war die Capoeira immer involviert. Der Capoerista musste in den Krieg gegen Paraguay ziehen, um seine Freiheit zu erlangen. Seine Waffe war die Capoeira. Sie spielte auch eine große Rolle für die politische Bewegung im Rio de Janeiro des letzten Jahrhunderts.” Es ist wahrscheinlich eine sehr deutsche Frage, ob die Capoeira ein Tanz ist oder ein Kampf, auch wenn sie als Untertitel des Bildbandes „Capoeira Camará” von Grischa Rodust aufgegriffen wird: Brasilianische Leidenschaft zwischen Tanz und Kampf.
Capoeira, das ist klar, und das zieht sich durch den ganzen Band, ist politisch von Beginn an, ein Akt der Selbstbehauptung aus Not, erfunden von afrikanischen Sklaven und dann zum Kulturgut avanciert. Capoeira spielt immer im Freien, will heißen, ihre Akteure spielen sie. Denn sie ist ein wildes Kampfspiel. Und wie bei den asiatischen Kampfsportarten soll die Attacke den Gegner nicht verletzen, wird in Millimeterarbeit rechtzeitig abgebremst. Sie ist ein Maß für die Geschicklichkeit, die Schnelligkeit und die Reaktionsfähigkeit des Einzelnen - ein Schauspiel, das sich jeder Brasilienreisende gratis leisten kann. Inzwischen kennt auch die Capoeira einen, der besser ist als alle anderen: den philosophischen Kopf im Spiel, den mestre, der die Kinder unterweist.
Doch anders als die asiatischen Kampfsportarten ist die Capoeira kommunikativ, auch wenn sie zwei kämpfende Individuen, die Capoeiristas, in den Mittelpunkt rückt. Für die Capoeira trifft ausnahmsweise der englische Begriff besser als der deutsche: martial arts. Der Capoeirista bewegt sich in der Roda, dem Kreis, den die Menschen um ihn bilden, um ihn im Chorgesang anzufeuern, wie auch die acht Leute, die in der Batteria den Rhythmus vorgeben. Wie der Candomblé ist die Capoeira in Salvador de Bahia zu Hause. Aber von dort aus eroberte sie nicht nur ganz Brasilien, sondern inzwischen auch schon Kindertanzstudios in der gesamten westlichen Welt.
Grischa Rodust, in Berlin geboren, zog aus, die Capoeira fotografierend einzufangen, begab sich in die Städte Brasiliens, auf die Straße, unter die Leute. Neben den dynamischen Bildern des kraftvollen Kampfstils stehen die statischen, ruhigen, die die Pracht vornehmlich menschenleerer Straßen fokussieren. Er schrieb auch den Text dazu über die Camará, der die Capoeiristas historisch als Gemeinschaft von Freigeistern beschreibt. Was Rodust nicht einmal am Rande streift, ist die jüngste Entwicklung: Als neuerer Straßentanz, auch Kampftanz, erobert der Hip-Hop die Straßen Brasiliens. Aber das ist wohl ein anderes Buch.
E.-E.F.
GRISCHA RODUST: Capoeira Camará. Brasilianische Leidenschaft zwischen Tanz und Kampf. Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag. Berlin, 2005. 192 Seiten, 180 Farbabbildungen. 49,90 Euro.
Ein Tanz wie ein Schau-Kampf: Capoeira macht die Straßen von Salvador de Bahia zur Bühne und seine Einwohner zu Akteuren.
Foto: Rodust
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