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Christentum, Judentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus und Konfuzianismus: zur religiösen Lage unserer Welt.
International renommierte Religionswissenschaftler, Soziologen, Wissenschaftstheoretiker und Theologen diskutieren über Modelle der Säkularisierung und des religiösen Lebens. Mit Beiträgen von: Winfried Brugger, José Casanova, Ernst Peter Fischer, Joachim Gentz, Friedrich Wilhelm Graf, Hans Joas, Hans Gerhard Kippenberg, Gudrun Krämer, Karl Kardinal Lehmann, David Martin, Eckart Otto, Heinrich von Strietencron und Rudolf G. Wagner.

Produktbeschreibung
Christentum, Judentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus und Konfuzianismus: zur religiösen Lage unserer Welt.

International renommierte Religionswissenschaftler, Soziologen, Wissenschaftstheoretiker und Theologen diskutieren über Modelle der Säkularisierung und des religiösen Lebens. Mit Beiträgen von: Winfried Brugger, José Casanova, Ernst Peter Fischer, Joachim Gentz, Friedrich Wilhelm Graf, Hans Joas, Hans Gerhard Kippenberg, Gudrun Krämer, Karl Kardinal Lehmann, David Martin, Eckart Otto, Heinrich von Strietencron und Rudolf G. Wagner.
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Autorenporträt
Hans Joas ist Permanent Fellow am Freiburg Institute for Advanced Studies der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Klaus Wiegandt ist Stifter und Vorstand des 'Forums für Verantwortung'. Im Fischer Taschenbuch Verlag hat er bereits zahlreiche Bücher zum Thema Nachhaltigkeit herausgegeben.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.07.2007

Das neue Pantheon
Informationsbedarf: Die Weltreligionen und ihr neuer Verlag
Von einer gegenwärtig heranrollenden „religiösen Welle” kann in Deutschland nur reden, wer zuvor seine Augen gegen die konstante Präsenz gelebter und reflektierter Religion verschlossen hat. Zu beobachten ist allerdings ein sprunghaft gestiegenes Interesse an Religion. Weil deutlich geworden ist, dass religiöse Faktoren auch unter modernen Bedingungen tief eingreifende geschichtliche Wirkungen zeitigen, ist das Informationsbedürfnis gewachsen: Wie sind die gegenwärtig geschichtsmächtigen religiösen Denk- und Vorstellungssysteme gestaltet und strukturiert? Welche Orientierungspotentiale und Hoffnungsgehalte bieten sie an? Inwiefern sind von ihnen konstruktive oder destruktive Impulse für die Gestaltung eines gedeihlichen Zusammenlebens in einer kleiner werdenden Welt zu erhoffen oder zu befürchten?
Diese oftmals diffuse Fragehaltung repräsentiert der Essay von Ulrich Beck im Almanach „Religionen der Welt”, allerdings im routinierten Soziologen-Jargon, der dem Leser suggeriert, der Autor habe immer schon alles verstanden. Gefragt ist also sachliche Information, die selbstverständlich immer vom persönlichen Engagement des Autors mitbestimmt sein wird – je deutlicher und unverhohlener, desto besser. Insofern ist es erfreulich, dass nicht nur von Berufs wegen „neutrale” Religionswissenschaftler das intensivierte Interesse an Religion produktiv aufnehmen, sondern auch Theologen und Kirchenleute.
Das Stichwort „Säkularisierung” im Titel eines von ihm mitherausgegebenen Sammelbandes, so betont Hans Joas einleitend, indiziert keinesfalls die Fixierung auf einen Blickwinkel, welcher die Religion allenthalben in Rückzugsgefechten sieht. Vielmehr war den Autoren eine an der religionssoziologischen Programmatik Ernst Troeltschs orientierte Agenda vorgegeben: Sie sollten die in den Religionen jeweils wirksame Normvorstellung von individuellem und sozialem Leben herausarbeiten und untersuchen, welche normativen Folgerungen aus diesem Ideal für die Selbstgestaltung der religiösen Gemeinschaft und der Gesellschaft insgesamt gezogen worden sind.
Ohne bei ihrem Lesepublikum mehr vorauszusetzen als Interesse, zeichnen der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann und der Münchner evangelische Theologe Friedrich Wilhelm Graf eindrückliche Bilder des Selbstverständnisses ihrer jeweiligen Kirche beziehungsweise Konfessionsfamilie. In die gemeinsame Vorgeschichte führt der Alttestamentler Eckart Otto: Im produktiven Gespräch mit Max Webers einschlägigen Arbeiten zeigt er, wie in der Geschichte des Volkes Israel die Welt einerseits entgöttlicht wurde und anderseits in ganz neuartiger Weise als Gegenstand religiös-sittlich gesteuerter Gestaltungsarbeit ins Bewusstsein trat.
In vergleichbarer Weise behandeln Gudrun Krämer den Islam, Heinrich von Stietencron den Hinduismus und Rudolf G. Wagner Konfuzianismus und Buddhismus. Zwei weitere Beiträge behandeln klassische Konfliktfelder, das Verhältnis von Staat und Kirche sowie das von Naturwissenschaft und Weltanschauung. Beschlossen wird der Band „Säkularisierung und die Weltreligionen” von Einzelstudien, die eine Momentaufnahme der religiösen Weltlage liefern, welche allerdings unvollständig ist: Das gesamte östliche Christentum (Russland!) fehlt. Dennoch ist dieses Buch, weil es aktuelle Gegenwartsanalysen mit historischen Einblicken verbindet, allen Interessierten ohne Einschränkung zu empfehlen.
Gnosis für alle
Der Almanach „Die Religionen der Welt” ist nicht mehr und nicht weniger als die Planskizze zu einem literarischen Pantheon, das in den nächsten Jahren aufgeführt werden soll. Mit dem „Verlag der Weltreligionen”, einer Tochtergründung der zusammengehörigen Verlage Suhrkamp und Insel und damit einer Schwester des Deutschen Klassiker-Verlags, wurde für dieses Großprojekt eigens eine Baufirma ins Leben gerufen und eine illustre Reihe von Architekten und Subunternehmern angeworben. An der Spitze steht ein Wissenschaftlicher Beirat von Gelehrten aus ganz unterschiedlichen Fächern, die sich mit unterschiedlichen Aspekten der Religion befassen. Wie umfassend die Aufgabenstellung ist, zeigt sich schon daran, dass „Weltreligionen” schlicht „die vielen Religionen der Welt” meinen soll, womit auf jede inhaltlich begründete Begrenzung von vornherein verzichtet wird.
In die Planung einbezogen sind bis jetzt (nach Herkunftsbereich) die Religionen Indiens, Japans und des Vorderen Orients. Gegenwärtige Wirksamkeit scheint nicht das alleinige Auswahlkriterium zu sein, so sollen mit Gnosis und Manichäismus auch religiöse Phänomene der Antike/Spätantike mit eigenen Abteilungen bedacht werden. Warum allerdings die klassischen griechischen und römischen Religionen ebenso fehlen wie die der Germanen, ist nicht ersichtlich.
Breiten Raum nimmt im „Almanach” die Präsentation des ehrgeizigen Publikationsprogramms ein. Die Planungen befinden sich in unterschiedlichen Stadien: Während sie beispielsweise bei Christentum und Islam schon weit gediehen sind, muss sich der Leser bei Gnosis und Manichäismus mit sehr vagen Absichtserklärungen begnügen. Das Gesamtkonzept ist gigantisch. Präsentiert werden sollen zunächst die „Quellentexte” der Religionen in ausführlich kommentierter deutscher Übersetzung.
So wird das Gesamtwerk nicht nur zwei Übersetzungen des Neuen Testaments enthalten – nämlich die klassische Martin Luthers von 1522 sowie die von Klaus Berger und Christiane Nord –, sondern auch eine Kommentarreihe zu allen biblischen Büchern. Ebenfalls in reich kommentierten Übersetzungen sollen sodann klassische literarische Dokumente aus der Geschichte der Religionen geboten werden. Einen dritten Schwerpunkt bilden Bände religionsphilosophischen und religionswissenschaftlichen Inhalts, und zwar sowohl forschungsgeschichtliche Klassiker als auch Novitäten von Autoren wie Peter Sloterdijk oder Giorgio Agamben – dies sind übrigens Bücher, wie sie sonst auch im normalen Suhrkamp-Programm erschienen sind, Bücher, die aber nun eine Einhegung im Religionskontext erfahren.
Penetrant übersüßter Augustinus
Zu begrüßen ist die Absicht, in den Editionen Texte zu bieten, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügen und doch zugleich über die engen Kreise der Fachgelehrten hinaus gelesen werden können. Ob und wie dieser Anspruch eingelöst wird, wird jeweils am Augenmaß und Geschick der Autoren und Herausgeber liegen. Das Programm zeugt außerdem von dem Willen, möglichst schnell und massiv auf den Markt zu kommen. Hiermit wird es zu tun haben, dass in manchen Fällen auf ältere Editionen und Übersetzungen zurückgegriffen wird. Bedauerlich ist das im Falle der „Bekenntnisse” Augustins: Hier wird wieder einmal die über fünfzig Jahre alte Übersetzung von Joseph Bernhart geboten, deren penetrant übersüßte Sprache im Laufe der Jahrzehnte nicht an Genießbarkeit gewonnen hat.
Der „Almanach” enthält auch Essays der Mitglieder des Beirats, in welchen diese vorführen, was sie bei der Auswahl und Darbietung des Stoffes für maßgeblich halten. Hier finden sich deutliche Niveauunterschiede. Christoph Levin entfaltet „Zur christlichen Rezeption der jüdischen Bibel” historische und systematische Einsichten, die als Grundlage einer Wesensbestimmung des Christentums gelesen werden können, welche den Vergleich mit Vorgängern wie Harnack nicht scheuen müsste. Angelika Neuwirth führt kundig und geschickt in heutige Forschungsdebatten um die Entstehung des Korans ein. Klaus Berger hingegen bietet lediglich aus seinem Repertoire Textbausteine in neuem Arrangement; und es ist im Programm sogar Platz für einen von Berger zu kompilierenden „Kommentar zum Neuen Testament nach den Gebetstexten des lateinischen Mittelalters” – sollte man nicht statt einer solchen offenkundigen Abseitigkeit eher eine Auswahl aus den Schriften Papst Gregors des Großen (590-604) in Erwägung ziehen? Damit würde wirklich eine Marktlücke gefüllt.
So oder so: Man wird mit großen Erwartungen der Menge an Publikationen entgegensehen dürfen, welche sich in den nächsten Jahren, beginnend im September dieses Jahres, aus dem „Verlag der Weltreligionen” auf den Büchermarkt ergießen wird. MARTIN OHST
HANS JOAS, KLAUS WIEGANDT (Hrsg.), Säkularisierung und die Weltreligionen. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2007. 512 Seiten, 13,95 Euro.
HANS-JOACHIM SIMM (Hrsg.): Die Religionen der Welt. Ein Almanach zur Eröffnung des Verlags der Weltreligionen. Verlag der Weltreligionen, Frankfurt am Main/Leipzig 2007. 414 Seiten, 10 Euro.
Einige der ersten Titel des „Verlags der Weltreligionen” Foto: Verlag
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Überaus gelungen findet Rezensent Martin Ohst diesen von Hans Joas und Klaus Wiegandt herausgegebenen Band über die Weltreligionen. Im Zentrum des Interesses sieht er die in den Religionen jeweils wirksame Normvorstellung von individuellem und sozialem Leben, deren Folgen für die Gestaltung der religiösen Gemeinschaft und der Gesellschaft untersucht werden. Den Beiträgen von Kardinal Lehmann und dem Theologen Friedrich Wilhelm Graf bescheinigt er, die Konfession und Kirche des Katholizismus beziehungsweise des Protestantismus in ihrem Selbstverständnis "eindrücklich" darzustellen. Mit Lob bedenkt er die Beiträge von Eckart Otto über das Judentum, von Gudrun Krämer über den Islam, von Heinrich von Stietencron über den Hinduismus und von Rudolf G. Wagner über Konfuzianismus und Buddhismus. Auch die Behandlung von klassischen Konfliktfeldern, dem Verhältnis von Staat und Kirche sowie dem von Naturwissenschaft und Weltanschauung, in zwei weiteren Beiträgen findet seinen Beifall. Bei den abschließenden Einzelstudien zur religiösen Weltlage vermisst er allerdings das östliche Christentum (Russland). Gleichwohl kann er das Buch allen Interessierten uneingeschränkt empfehlen, vor allem wegen der erhellenden Verbindung von aktuellen Gegenwartsanalysen mit historischen Einblicken.

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