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Mit sicherem Blick für das Wesentliche und didaktischem Geschick zeichnet Volker Steenblock die Entwicklung des Denkens nach - von der Antike (Griechenland, Indien, China) bis in unsere Zeit. Der Band stellt alle großen Autoren und deren Gesamtwerk vor, einflussreiche Einzelwerke werden ausführlich erläutert. Breiten Raum nimmt nicht zuletzt die Philosophie des 20. Jahrhunderts mit der Vielfalt ihrer Strömungen ein.

Produktbeschreibung
Mit sicherem Blick für das Wesentliche und didaktischem Geschick zeichnet Volker Steenblock die Entwicklung des Denkens nach - von der Antike (Griechenland, Indien, China) bis in unsere Zeit. Der Band stellt alle großen Autoren und deren Gesamtwerk vor, einflussreiche Einzelwerke werden ausführlich erläutert. Breiten Raum nimmt nicht zuletzt die Philosophie des 20. Jahrhunderts mit der Vielfalt ihrer Strömungen ein.
Autorenporträt
Volker Steenblock, geb. 1958, Privatdozent. Lehrtätigkeit an den Universitäten Bochum und Münster, in Schule und Erwachsenenbildung. Veröffentlichungen u.a.: 'Theorie der Kulturellen Bildung' (1999), 'Faszination Denken - eine Einführung in die Philosophie' (2000); Mitherausgeber der 'Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik'.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2002

Philosophiehistorie nach Erfolgsrezept

Erstaunlicherweise hören Schüler einem Lehrervortrag durchaus gerne zu. Es darf wirklich nur eine knappe, scharf konturierte Einführung und Übersicht sein. Mit dem Gehörten sollte dann auch etwas gemacht werden. Aber wer vor einer Klassenfahrt nach Italien ganz grob die Epochen der europäischen Kunstgeschichte anführt und woran man sie erkennt oder wer in einer übriggebliebenen Physikstunde die eigentlich doch viel zu komplizierten Theorien zur Entstehung des Weltalls erläutert, kann ungekannte Stille im Klassenzimmer finden. Eine Didaktik, die in der möglichst erregten Beteiligung möglichst vieler Schüler ihr höchstes Ziel sah, hat etwas vergessen lassen, daß wir lernen, indem wir nachdenken oder ausprobieren, indem wir zuhören oder nachmachen: Stillarbeit und Lehrervortrag. Und eine Didaktik, die mit Blick auf die sokratische Methode die Schüler alles selber entwickeln lassen wollte, hat die Grundsituation des Lernens aus dem Blick verloren: Wir wissen etwas nicht, und deshalb fragen wir jemanden, der sich auskennt. Lehrer dagegen erkennt man daran, daß sie auf Fragen nie einfache Antworten geben, sondern Gegenfragen stellen. Vielleicht sind es ähnliche scheindemokratische Prinzipien, die in den Geisteswissenschaften die Einführungen und Übersichten aus der Mode haben kommen lassen. Es gebe keinen Kanon mehr und keinen gesicherten Vorrat an Methoden. In der Prätention zu wissen, was wissenswert ist, verabsolutiere sich bevormundend eine partikulare Perspektive. Der Lernende solle sich selbst ein Urteil bilden können. Dabei stellen Pevsners Architekturgeschichte, Handschins Musikgeschichte oder Flaschs Geschichte der mittelalterlichen Philosophie uns eben dadurch vor die Freiheit, anders zu urteilen, daß sie die Subjektivität ihrer Auswahl und Wertung offensiv vor sich hertragen. Umgekehrt dürfte gerade die Weigerung, sich zum Ganzen seines Faches in ein lehrendes Verhältnis zu setzen, dazu führen, daß die eigenen Forschungen als Zentrum der geistigen Welt erscheinen. Wie auch immer, wird die Pragmatik solcher Werke ganz verkannt. Ich wundere mich, daß in der Normandie so früh Kreuzrippengewölbe existieren, und möchte wissen, welche Bauten der europäischen Romanik in welcher Hinsicht als innovativ gelten. Ich höre ein Konzert mit höfischer Musik aus Buchara und möchte wissen, welche Traditionen islamischer Musik es gibt und worüber sich ihre Erforscher streiten. Ich brauche erst einmal ein Gerüst, in das ich dann eine Neudatierung, eine Umbewertung problemlos einbauen kann. In der Tat ist ohne Gerüst alles Gelernte unbefriedigend. Ich weiß nicht, wo ich es hintun soll, und will bald gar nichts mehr hören. Der natürliche Explorationsdrang zerschellt an der Unüberschaubarkeit des Geländes. Um so wichtiger sind die Landkarten. Da die Verlage das Bedürfnis kennen, fragen sie bei Professoren an. Und da nur Macht hat, wer etwas verteilen kann, empfiehlt der Professor seine Schüler. Vielleicht bietet er sogar an, als Koautor zu erscheinen. Nun mögen Schüler klüger als ihre Lehrer sein. Kaum werden sie über die Großzügigkeit des Weglassens verfügen, die für eine orientierende Linienziehung gefordert ist. Volker Steenblocks Philosophiegeschichte ("Kleine Philosophiegeschichte". Reclam Verlag, Stuttgart 2002. 502 S., br., 11,60 [Euro]) bietet neben vielen kleinen Leseproben vor allem Namen, Titel, Zahlen, Fakten. Wir erfahren, daß Hamann in Münster auf dem Überwasserfriedhof begraben liegt und daß die in mehreren Anläufen unternommene Gesamtausgabe der Schriften von Edith Stein bisher achtzehn Bände umfaßt; daß Volker Gerhardt in einer zum symbolträchtigen Jahr 2000 gezogenen Bilanz die Philosophie des zwanzigsten Jahrhunderts eine Fortsetzung der Philosophie des neunzehnten Jahrhunderts genannt hat und daß noch das sogenannte Barockzeitalter auch die Zeit von Religionskriegen, Inquisition und Hexenwahn war, bis vor allem Friedrich von Spee (1591 bis 1635) in seiner "Cautio Criminalis" (1631) dagegen protestierte. Einzig erkennbares Kriterium ist die angemessene Berücksichtigung aller Professoren, die für das Fortkommen des Autors von Bedeutung sein könnten. So läuft das Finalcrescendo auf die für das Verhältnis von Philosophie und Öffentlichkeit entscheidende These des Philosophiedidaktikers Ekkehard Martens zu, eine philosophische Bildung sei in unserer Gegenwart ebenso wichtig wie die Kulturtechniken Lesen, Schreiben, Rechnen. Seit zwanzig Jahren kommt kein Lehramtskandidat der Philosophie an den Schriften vorbei, in denen Martens Offenheit des Selbstdenkens über tote Resultate des Wissens stellt. Philosophie sei Liebe zur Weisheit, nicht deren Besitz. Derselbe Martens fungiert jetzt als Initiator und Patron einer kruden Stoffsammlung. Man macht sich nicht genügend klar, wie eng Pauken und Daherreden miteinander verwandt sind.

GUSTAV FALKE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ein Verriss, der zunächst als Reflexion über das Wesen von Unterricht und Lernen (und als Verteidigung des Frontalunterrichts) daherkommt. Der Schluss aus der kulturkonservativ getönten Exposition: der Kanon ist wichtig, ein Wissens-Gerüst ebenso und daher auch autoritative Einführungen. Nicht aber - damit kommt Gustav Falke zum besprochenen Buch -, so wie es hier geschieht. Hier hat ein Professor (es scheint sich, wenn wir diese etwas mäandernde Kritik richtig verstehen, um den Philosophiedidaktiker Ekkehard Martens zu handeln) den Auftrag an einen Schüler weitergegeben, dem es justament an dem fehlt, was ein einführendes Werk braucht: am Überblick, an der Fähigkeit zur Gewichtung und also zur Weglassung. Folglich ist vieles hier, so Falke, überflüssig, während Wesentliches fehlt. Geschrieben ist das ganze dann im Geiste des Selberdenken vor Wissen setzenden Philosophiedidaktikers Martens - und gegen den polemisiert der Rezensent noch einmal gesondert. Das Buch geht Falke ganz und gar gegen den Strich, kein Zweifel.

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